„Krone“-Filmkritik

„The Killer“: Selbstgespräche eines Mörders

Unterhaltung
11.11.2023 20:00

Große Namen wie Michael Fassbender oder Tilda Swinton versammelt der neue Netflix-Film, der auch schon in Richtung Oscars schielt. Es geht um einen Attentäter, der von seinen klaren Regeln abweicht, als ihm erstmals ein Fehler unterläuft... Lesen Sie hier unsere „Krone“-Kritik.

Der namenlose Auftragsmörder in „The Killer“ auf Netflix ist nicht sexy und aufregend, sondern so fad wie seine beigen Outfits. Er gibt nicht an und fällt nicht auf - und ist genau deshalb so erfolgreich. Kultregisseur David Fincher, der durch Filme wie „Fight Club“ oder „Sieben“ schon lange im Film-Olymp angekommen ist, wollte in seinem neuen Streifen einen neuen Weg gehen: „Ich fand es interessant, dass der Attentäter mal nicht dieser coole Typ ist. Ich wollte, dass er jemand ist, den man auf der Straße nicht mal bemerken würde. Man kann nicht erkennen, dass er ein gefährlicher Mann ist - bis man hört, was in seinem Kopf vorgeht.“

Und genau das tut man als Zuschauer von „The Killer“: Man hört über weite Strecken nur den inneren Monolog des Mörders und erfährt, welche Regeln er sich selbst auferlegt hat. Als ihm ein Fehler unterläuft und er selbst attackiert wird, wird er aber doch zum Menschen mit Gefühlen und kann nicht immer den sonst so kühlen Kopf bewahren. Fincher wollte die Grenzen des typischen Rache-Films sprengen: „In einem Rache-Film will man normalerweise einfach sehen, wie die Hauptfigur Rache nimmt. Dieses Mal ist das aber etwas komplizierter - denn will man das bei diesem Charakter wirklich?“

Tilda Swinton glänzt in einer kleinen Nebenrolle. (Bild: ©2023 NETFLIX)
Tilda Swinton glänzt in einer kleinen Nebenrolle.

Der Film, der auch eine Oscar-Hoffnung für Netflix ist, basiert auf einem französischen Graphic Novel von Alexis „Matz“ Nolent und Luc Jacamon. Michael Fassbender („12 Years A Slave“) porträtiert den Auftragsmörder: „Er ist einfach ein ausdrucksloses Gesicht, das auf dich schießt. Keine Emotionen involviert. Er ist einfach leer. Er ist ein Charakter, bei dem sich die Zuschauer unwohl fühlen sollen.“ In kleineren Rollen mit dabei sind auch Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton, Charles Parnell oder Arliss Howard - doch auf Fassbender stützt sich der Großteil des Films.

Wer eine Neuauflage von „Fight Club“ erwartet, wird enttäuscht - „The Killer“ kommt von einer ganz anderen Seite und ist über weite Strecken ein ruhiger, reduzierter Film in monochromer Bildsprache, der auch mal ins Philosophische kippt und mit unserer Tendenz spielt, hinter der Hauptfigur zu stehen. Spannender Stoff für Cineasten!

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