Wird jahrelanges Drehen für bildgewaltige Szenen in der Tierwelt durch die Künstliche Intelligenz bald überflüssig? Die „Krone“ sprach mit Terra-Mater-Studios-Chef Walter Köhler.
Umweltzerstörung, Hunger, Feindschaft und Ausgrenzung, dazu eine Liebesgeschichte à la Romeo und Julia: Mit dem Kinofilm „Bastard King“ haben die Terra Mater Studios einen bildgewaltigen Mix aus Naturfilm, Drama und Action kreiert, dessen Story rund um den König der Tiere zwischen Realität und Fiktion verschwimmt. Die Bilder zeigen eine eindrucksvolle Natur - optisch nachgeholfen wurde nur - wie im Film üblich beim sogenannten Color Grading (Farbkorrektur) - und um die verschiedenfarbigen Augen des Löwen zu schaffen und damit die Darstellung zweier rivalisierender Löwenrudel. Zehn Jahre lang filmte Regisseur Owen Prümm dafür inmitten der Tiere in der afrikanischen Savanne. Wird dieser Aufwand bald überflüssig, wenn Künstliche Intelligenz im Naturfilm Einzug hält? „Bis jetzt ist sie noch nicht eingezogen“, so Terra Mater Studios-Chef Walter Köhler zur „Krone“. „Wir haben jetzt zwar erste Versuche gesehen, aber das zahlt sich noch nicht aus. Da wird man sehen müssen, wie sich das weiterentwickelt.“
Verwendbar werde die Technologie dann für Köhler, wenn alles abgedreht ist und etwa eine Schlüsselszene fehle: „Weil das Wetter nicht gepasst oder man ein Gelege nicht gefunden hat. Theoretisch könnte man die Szene dann mit KI rein schmuggeln. Vielleicht geht das in zehn Jahren“, so der Filmproduzent. Nach fast einem Jahr Chat GPT sind derweil nur KI-generierte Bewegtbilder von Tieren von ein paar Sekunden möglich, diese Szenen lassen sich für den Laien kaum mehr von echten Bildern unterscheiden. „Was ich glaube, ist, dass es - ob das Naturfilm oder andere Filme sind - etwas wie ein Güte-Siegel geben muss. Wo drauf steht: ,Ist mit echten Menschen gedreht worden‘; ,Ist wirklich in Alaska entstanden.‘ Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird das entscheidend werden.“
Was ist Realität, was von künstlicher Intelligenz generiert oder manipuliert worden? Für das Laien-Auge ist es mitunter nur noch schwer zu unterscheiden, welche Bilder Originalaufnahmen oder Fälschungen sind. „Haben Sie schon jemals so einen sauberen Schimpansen gesehen? Der ist gewaschen, wie aus der Badewanne. Gschneutzt und gekampelt“, sagt zum oberen Bild Walter Köhler.
Markus Mooslechner, Regisseur und Produzent in Köhlers Filmfirma mit Sitz in Wien: „KI drängt sich immer mehr auf. Wenn wir davon bis an den Abgrund gedrängt worden sind, was tun wir dann? Wir sollten nachdenken, was uns Menschen ausmacht, was Künstliche Intelligenz nicht kann. Ich glaube, wir können immer noch bessere Filme machen als KI. Ich sehe es als positive Möglichkeit in der eigenen Branche, die Qualität massiv nach oben zu schrauben.“ Als unterstützendes Tool sei das Verfahren zeitsparend und hilfreich. Unter die Räder würden laut Mooslechner nur die kommen, die die Entwicklung ignorieren. „Einige unserer erfolgreichsten Filme im Bereich Environmental Crime, die kann KI nicht kreieren. Wenn irgendwo in der Umwelt eine Schweinerei passiert, so wie bei ,Sea of Shadows‘ oder ,The Ivory Game‘ rund um Elfenbeinhandel - diese realen Geschichten muss der Mensch erzählen.“ Dass ein ganzer Naturfilm der KI entspringt, möchte sich Köhler nicht vorstellen: „Ich glaube, dass das Publikum darauf auch keinen Gusto haben wird. Die Leute werden wach, was in Lebensmitteln drinnen ist. So wird das hoffentlich auch bei Medienkonsum werden. Ohne Kontrolle wird es nicht gehen.“
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