Festnahmen in London:
Hunderttausende bei propalästinensischem Marsch
In mehreren europäischen Hauptstädten haben am Samstag pro-palästinensische Großdemonstrationen stattgefunden. In London beteiligten sich laut Polizei 300.000 Menschen, die Veranstalter sprachen von 800.000. Dabei kam es zu Dutzenden Festnahmen.
In London waren laut Polizei auch Hunderte Gegendemonstranten im Stadtzentrum unterwegs, von denen 82 festgenommen worden seien, um Gewalt unter den Gruppen zu verhindern. In Sprechchören und auf Plakaten forderten die Demonstranten am Samstag „Freiheit für Palästina“ und ein Ende der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen.
Die Veranstalter hatten mit mehr als 500.000 Menschen gerechnet. Es wurden zunächst keine Gesetzesverstöße bekannt. Die Menge zog vom Hyde Park über die Vauxhall-Brücke zur US-Botschaft an der Themse.
Auch Gewerkschaften und Politiker nahmen teil
Auch britische Gewerkschaften und Politiker beteiligten sich an dem Protestmarsch, darunter der frühere Chef der Labour Partei, Jeremy Corbyn. Zuletzt hatten mehrere Politiker der traditionell palästinafreundlichen Sozialdemokraten aus Protest gegen die Weigerung des amtierenden Parteichefs, Keir Starmer, eine Waffenruhe im Gazastreifen zu fordern, ihre Ämter abgegeben.
Der Protestmarsch fand am wichtigsten britischen Gedenktag für die Weltkriegstoten statt, dem „Armistice Day“. Mit den Feiern am Jahrestag des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg 1918 erinnern die Menschen im Vereinigten Königreich an die gefallenen Soldaten. Premierminister Rishi Sunak hatte es „respektlos“ genannt, dass die Veranstaltung stattfindet.
90 Festnahmen in der Nähe der Demonstrationsroute
In der Nähe der Demonstrationsroute nahm die Polizei mehr als 90 britische Nationalisten und Hooligans fest. Es wurde befürchtet, dass die Rechten versuchen würden, die Kundgebungsteilnehmer anzugreifen. Am Vormittag war es bereits nahe des Kriegsmahnmals Cenotaph zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und nationalistischen Gegendemonstranten gekommen.
Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan gab Innenministerin Suella Braverman die Schuld an der angespannten Lage. Die konservative Hardlinerin habe die Rechtsradikalen angestachelt, als sie die Kundgebung als „Hassmarsch“ bezeichnet hatte, kritisierte der Labour-Politiker Khan.
Braverman hatte kritisiert, dass die Polizei die geplante propalästinensische Großkundgebung nicht verboten hatte. Doch das lehnte die Behörde mit Verweis auf die Gesetze ab. Ein Aufruf, freiwillig auf die Kundgebung zu verzichten, verhallte. Der Polizei warf Braverman vor, Straftaten von linken oder propalästinensischen Demonstranten zu ignorieren. Daraufhin kamen auch in ihrer eigenen Partei Forderungen auf, Premierminister Rishi Sunak solle die 43-Jährige entlassen.
Wachen am Kriegerdenkmal
Premierminister Rishi Sunak rief im Vorfeld die Demonstranten auf, sich friedlich zu verhalten und das britische Weltkriegsgedenken am „Armistice Day“ zu respektieren.
Bereits an den vorigen Wochenenden hatten Zehntausende Menschen bei Kundgebungen in London ihre Solidarität mit Gaza ausgedrückt. Dabei kam es vereinzelt zu antisemitischen und antiisraelischen Straftaten.
Die weitaus kleinere Demonstration in Paris erfolgte nach einem Aufruf Dutzender Verbände, Gewerkschaften und der Linkspartei „La France insoumise“. Demonstrationen fanden auch in Toulouse, Bordeaux, Lyon und Marseille statt. Am Sonntag soll in Paris auf Initiative der Präsidentin der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet, und des Präsidenten des Senats, Gérard Larcher, eine große Kundgebung gegen Antisemitismus stattfinden.
Pro-Palästina-Demos fanden auch in Deutschland statt. In Berlin-Kreuzberg zählte die Polizei vor Beginn des Umzugs rund 2.600 Menschen, wie eine Sprecherin mitteilte. Mit Sprechchören sowie auf Schildern und Transparenten forderten sie unter anderem Freiheit für Palästina und sprachen mit Blick auf das Vorgehen Israels im Gazastreifen von Genozid. In München versammelten sich am Nachmittag nach Angaben der Polizei rund 2.500 Menschen bei einer propalästinensischen Kundgebung, im nordrhein-westfälischen Wuppertal protestierten etwa 2.000 Menschen. Zwischenfälle gab es keine, in Wuppertal versammelten sich etwa 100 Menschen zeitgleich zu einer pro-israelischen Demo.
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