Experten entsetzt

Lebensgefahr! Spar-Alarm bei Krebs-Patienten

Politik
13.11.2023 06:00

Helle Aufregung bei Gesundheitsexperten: Nicht mehr ein Arzt, sondern sogenannte Preis-Prüfer sollen teure Behandlungen künftig genehmigen ... 

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind oder Ihr Bruder, Ihre Mutter oder der Opa erkrankt an Krebs - doch die lebenswichtige Behandlung mit einem von der Europäischen Gesundheitsbehörde zugelassenen Medikament wird durch ein sogenanntes Bewertungsboard von Funktionären im Gesundheitsministerium einfach abgelehnt.

Krebsbehandlung nur noch nach Kostenprüfung und nicht mehr durch einen Arzt - das befürchten Kritiker. (Bild: AMELIE-BENOIST / BSIP / stockadobe.com)
Krebsbehandlung nur noch nach Kostenprüfung und nicht mehr durch einen Arzt - das befürchten Kritiker.

Menschliches Leben als kalte Beamten-Kostenstelle „eingespart“, eine „Auswahl“ wie bei einer berüchtigten Triage gibt’s ja nicht, sagen Sie? Geht es nach einem der „Krone“ zugespielten Entwurf zum Budgetbegleitgesetz des Gesundheitsministeriums, könnte unter dem Motto Qualitätssicherung genau das laut Gesundheitsexperten aber drohen!

(Bild: Krone KREATIV)

Denn galt bisher, dass der Arzt des Vertrauens - nach Absprache mit dem Patienten - die nach nationalem und internationalem Stand des Wissens sowie der Erfahrung optimale Therapie in Letztverantwortung durchführt, ist jetzt durch die Hintertüre geplant, dass ein bis zu 30-köpfiges Kontrollgremium quasi als Preis-Prüfer bei ausgewählten Arzneispezialitäten im intramuralen Bereich (siehe auch Ausriss oben) entscheidet.

(Bild: Klemens Groh)

 „Lebenszeit von Patienten in Geldwert umgerechnet“
Scharfe Kritik an diesem Geheimplan übt im „Krone“-Gespräch die international renommierte Salzburger Krebs-Koryphäe Univ.-Prof. Dr. Richard Greil: „Das ist eine massive Fehlentwicklung und Innovationsfeindlichkeit.“

Galt bisher seit 1957 das gesetzliche Prinzip, menschliches Leben ist nicht mit Geld aufzuwiegen, wäre das eine fundamentale Änderung. Tatsächlich würde die Lebenszeit von Patienten in Geldwert umgerechnet. Und von Menschen, die zum Teil nie einen Patienten gesehen oder behandelt haben, beschlossen, ob eine Lebenszeitverlängerung den Eurobetrag an Kosten wert ist.

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Durch das geplante Bewertungsboard würden nicht mehr Österreichs weltweit anerkannte Krebsspezialisten entscheiden.

Universitäts-Professor Dr. Richard Greil ist ein scharfer Kritiker des Spar-Plans (Bild: Salk)

Universitäts-Professor Dr. Richard Greil ist ein scharfer Kritiker des Spar-Plans

Der Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin warnt vor „massiven Verzögerungen von Medikationen“.

Seine Befürchtung: Die Entscheidungsfindung der großteils aus Vertretern von Kassen und Ländern bestehenden Kommission, wo drei Mediziner nur eine beratende Funktion und kein Stimmrecht haben sollen, brauche auch seine Zeit. Zeit, die aber Patienten bei gewissen Behandlungen im Kampf gegen Krebs oder seltene Krankheiten, wo jeder Tag zählt, nicht haben.

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Es ist gut für die Patienten, wenn wir zu einem einheitlichen österreichweiten Gesamtvertrag kommen.

(Bild: APA/Georg Hochmuth)

Johannes Rauch, Gesundheitsminister

„Neue Medikamente können die Mortalität (Anmerkung der Redaktion: Sterberate) um 1,8 bis zu vier Prozent in einzelnen Fällen senken“, mahnt der anerkannte Internist.

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Unsere große Sorge dabei ist, dass die ökonomische Perspektive die medizinische überrollt.

(Bild: DANIELA MATEJSCHEK)

Elisabeth Weigand, Pro Rare Austria

Elisabeth Weigand, Geschäftsführerin von Pro Rare Austria (www.prorare-austria.org), dem Sprachrohr für rund 450.000 Menschen im Land, die von einer seltenen Erkrankung betroffen sind, begrüßt zwar auf „Krone“-Nachfrage die Zielsetzung einer einheitlichen österreichweiten Lösung für eine Finanzierung aus einem Topf - aber: „Unsere große Sorge ist, dass nicht oder zu spät die bestmögliche Versorgung gewährleistet ist.“

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