„Krone“-Analyse

Das Vermächtnis des Fürsten Karl Schwarzenberg

Ausland
12.11.2023 20:54

Karl Schwarzenberg war leidenschaftlicher Europäer, unterstützte Dissidenten und stieg nach dem Wendejahr 1989 zu hohen politischen Ämtern auf. Seine Familie wurde zweimal enteignet, nun starb „der Fürst“ aber als reicher Mann 85-jährig in Wien. „Krone“-Historikerin Dr. Martina Winkelhofer blickt auf das Leben des verstorbenen Politikers zurück. 

Wer war Karl Schwarzenberg? Wenn man ihn fragte, ob er Österreicher oder Tscheche sei, sagte er: „Böhme.“ Die Frage nach seiner beruflichen Bezeichnung beantwortete der Besitzer mehrerer Schlösser mit „Forstwirt“. Auf die Frage, ob man ihn mit Durchlaucht anreden soll, antwortete er: „Ist mir blunzen!“ Die Antworten, die der am 11. November 2023 verstorbene Karl Schwarzenberg gab, waren richtig, aber dennoch nur die halbe Wahrheit. 

Karl von Schwarzenberg, war das Oberhaupt eines der geschichtsträchtigsten Adelsgeschlechter Mitteleuropas. „Der Fürst“, wie er in Tschechien von allen genannt wurde, hatte zwar immer nach vorne geblickt, aber dabei immer den großen europäischen historischen Rahmen im Blick.

Sie besaßen mehr Land in Böhmen als alle anderen
Der große Rahmen wurde ihm in die Wiege gelegt: 1937 wurde er als Mitglied der Familie Schwarzenberg in Prag geboren. Dass er einmal, der Chef des Hauses werden sollte, war nicht abzusehen.

Schwarzenberg im Rahmen eines Staatsaktes zu „100 Jahre Republik Österreich“ in der Wiener Staatsoper (Bild: APA/HANS PUNZ)
Schwarzenberg im Rahmen eines Staatsaktes zu „100 Jahre Republik Österreich“ in der Wiener Staatsoper

Die Schwarzenbergs wurden „Könige von Böhmen“ genannt, weil sie über Jahrhunderte mehr Land in Böhmen besaßen als alle anderen. Dem Fürstenhaus gehörten das Palais Schwarzenberg in Prag, Schloss Krumau in Böhmen sowie weitere fünf Schlösser in Tschechien. In Österreich besitzen die Schwarzenbergs u. a. das gleichnamige Palais in Wien und Schloss Obermurau in der Steiermark. 

Zur Familiengeschichte: Die Schwarzenbergs wurden im 16. Jahrhundert zu Reichsgrafen, im 17. Jahrhundert zu Reichsfürsten geschlagen. Sie dienten den Habsburgern als Feldherren und Hofwürdenträger. 

Die Familie Schwarzenberg wurde gleich zweimal enteignet. Zuerst 1947 die Hauptlinie. Ein Jahr später, 1948, verlor auch Karl Schwarzenbergs Familie durch die Machtübernahme der Kommunistischen Partei ihren Besitz in Böhmen. 

Seine Familie floh nach Salzburg, übersiedelte dann nach Wien. Von hier aus wurde er politisch tätig. Er unterstützte Dissidenten gegen die kommunistische Regierung in der Tschechoslowakei und wurde auch publizistisch tätig: Er gründete das Magazin „Trend“, später folgte das „profil“. Privat gab es 1960 eine einschneidende Änderung für Karl Schwarzenberg: Sein Onkel Heinrich (1903-1965) adoptierte ihn, damit wurde er zum designierten Erben des außerhalb Böhmens gelegenen Familienbesitzes. Viele Schlösser und Länder lagen damals aber noch unerreichbar hinter dem Eisernen Vorhang.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Wahl zum Staatspräsidenten nur ganz knapp verfehlt!
Das Wendejahr 1989. Die Zeit der hohen Ämter begann für Karl Schwarzenberg nach dem Fall des Eisernen Vorhangs: Im Zuge der „Samtenen Revolution“ wurde er Büroleiter mit dem Titel „Kanzler“ von Václav Havel und später in den Senat gewählt. Er war Außenminister und verfehlte nur um wenige Prozent die Wahl zum tschechischen Staatspräsidenten. 1989 begannen die Restitutionen. „Der Fürst“ erhielt die Familienschlösser zurück, verzichtete aber auf einiges, darunter das Nationaldenkmal Schloss Krumau, das er dem Staat überließ.

Verheiratet war Karl Schwarzenberg mit der Medizinerin Therese Hardegg. Zu den beiden Kindern Johannes und Lila gesellte sich aus einer Beziehung seiner Frau mit dem Industriellen Thomas Prinzhorn ein weiterer Sohn, den Karl Schwarzenberg wie seinen eigenen aufzog. Sein Vermögen nach 1989 wird auf 200 bis 300 Millionen Euro geschätzt.

Bis zuletzt war Karl Schwarzenberg in die europäische Politik involviert. Er forderte stets einen europäischen Blickwinkel ein und erinnerte immer an die weit zurückreichende gemeinsame Geschichte von Österreich und Tschechien. 

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