China scheint im kommenden Jahr die erste Trendwende beim CO₂-Ausstoß bei der Stromerzeugung zu schaffen. Einem Bericht zufolge wird die Volksrepublik fast doppelt so viel erneuerbare Energie erzeugen können, wie heuer. Damit werden die Kohlenstoffemissionen des Landes wohl erstmals wieder sinken - auch trotz neuer Kohlekraftwerke.
In Debatten rund um das Abwenden des Klimawandels fällt meist das Argument China - solange in dem Land mit dem größten Anteil des CO₂-Ausstoßes nichts besser werde, seien Einsparmaßnahmen woanders nur mäßig wirksam, so das fadenscheinige Argument. Auch wenn die Emissionen tatsächlich in diesem Jahr noch ansteigen werden, dreht die Kurve wohl im kommenden Jahr wieder nach unten.
„Zum ersten Mal reicht das Tempo des Ausbaus kohlenstoffarmer Energien aus, um den durchschnittlichen jährlichen Anstieg der chinesischen Stromnachfrage insgesamt nicht nur zu decken, sondern zu übertreffen“, erklärt Lauri Myllyvirta, leitender Analyst des finnischen Zentrums für Forschung über Energie und saubere Luft (CREA).
Spitze des Eisbergs bald erreicht
Grund dafür ist das Rekordwachstum bei alternativen Energiequellen. Wie die offiziellen Zahlen zeigen, steigt der Ausstoß im dritten Quartal aufgrund der „Null-Covid-Politik“ im Vergleich zum Vorjahr zwar noch schätzungsweise um 4,7 Prozent, danach dürfte es sogar zu einem strukturellen Rückgang des Co2-Ausstoßes kommen.
Neben der massiv geförderten Wind- und Solarindustrie spielen dabei auch weitere Faktoren eine wichtige Rolle. So erlebt China derzeit einen Boom in der verarbeitenden Industrie – dieser ist so stark, dass er die zurückgehende Nachfrage an Stahl und Zement ausgleichen kann – zwei Stoffe, bei deren Produktion sehr viel CO₂ erzeugt wird.
Gebremste Wirtschaft, nachhaltige Investitionen
Dazu ist Chinas wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie nach wie vor gedämpft. Bislang hat das Land nach wirtschaftlichen Schocks noch keine größeren Infrastrukturausbauten vorgenommen. Gleichzeitig sind aber Investitionen in die Nutzung alternativer Energie gestiegen – etwa durch die Förderung von Elektrofahrzeugen und Batterien.
In Summe seien all diese Faktoren „nahezu eine Garantie“ für einen Rückgang der CO₂-Emissionen, erklärt Myllyvirta weiter.
Kohle-Pläne bremsen Klimaziele noch
Gänzlich gelungen ist die chinesische Trendwende aber freilich noch nicht. Es sei nach wie vor wichtig, die erneuerbaren Energiequellen voranzutreiben - so könne man eine längere Phase des strukturellen Rückgangs einleiten. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse China aber die Genehmigung neuer Kohlekraftwerkprojekte sofort einstellen, heißt es weiter.
Laut einem Bericht von Global Energy Monitor hat das Land in der ersten Hälfte des Jahres 2023 immerhin Genehmigungen für 52 Gigawatt neue Kohlekraftwerkskapazität erteilt – das entspricht in etwa der Genehmigung von zwei Anlagen pro Woche.
China steckt sich selbst große Ziele
China ist der größte CO₂-Emittent der Welt. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, hat sich die Volksrepublik das Ziel gesetzt, bis 2060 klimaneutral zu werden. Gelingen soll das eben durch den Ausbau erneuerbarer Energien (China ist bereits der weltweit größte Produzent von Solar- und Windenergie. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix auf 25 Prozent steigen), aber auch durch die Senkung des Energieverbrauchs.
Darüber hinaus wird bessere Energieeffizienz gezielt gefördert: etwa durch die Subventionierung energieeffizienterer Geräte oder auch durch eine strenge Energiesparverordnung.
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