Neues Kochbuch:

„Je weniger Firlefanz, desto besser!“

Vorarlberg
14.11.2023 08:25

Gute saisonale Zutaten brauchen keinen Firlefanz, davon ist Küchenmeisterin Karin Kaufmann aus Egg überzeugt. Gemeinsam mit Karin Guldenschuh präsentiert sie ihr neues Werk.

Schon in ihrem erfolgreichen ersten Kochbuch „Frau Kaufmann kocht“ ging es Karin Kaufmann um eine einfache, klare Küche mit hervorragenden Zutaten. In ihrem neuen Buch verrät sie über 80 private Rezepte mit ihrem ganz persönlichen Blick auf das Kochen in allen Lebenslagen. Ihre Kreationen zeichnen sich durch eine weltoffene Bodenständigkeit aus und machen es leicht, markt- und gartenfrisch im Kreislauf der Jahreszeiten zu kochen.

„Krone“: Frau Kaufmann, was bedeutet für Sie ein Rezept ohne „Firlefanz“?
Karin Kaufmann: Man kann nicht oft genug betonen, dass Lebensmittel, die gerade Saison haben, einfach gut schmecken. Da muss man keinen „Firlefanz“ herum bauen. Eines der Kapitel dreht sich um kulinarische Souvenirs aus dem Urlaub. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, aber wir kommen immer mit einem Koffer voller typischer Lebensmittel zurück. Wenn man dann beispielsweise eine Sardinenbüchse öffnet, schmeckt man nicht nur das Produkt selbst, sondern es weckt Erinnerungen. Ich mache dann eine Zitronenbutter und einen selbstgemachten Toast dazu. Das verleiht dem Mitbringsel das gewisse Etwas. Die Rezepte sind alle einfach, eben ohne „Firlefanz“, aber sie haben stets Raffinesse.

Apropos Raffinesse, dafür braucht es sicher auch ein paar Gewürze, nicht wahr?
Wie bei allem, sind es die letzten zehn Prozent, die den Unterschied ausmachen. Und da kommen die Gewürze zum Einsatz. Ich hatte die Gewürzwerkstatt nicht auf meinem Businessplan, aber ich habe bei meinen Gästen gemerkt, dass viele nicht wissen, wie man Einzelgewürze gut miteinander kombiniert. Die Hemmschwelle etwas falsch zu machen ist groß. So sind die Gewürzmischungen entstanden, die Sicherheit geben und noch mehr Geschmack verleihen. Die Gewürze sind achtsam eingekauft und von uns von Hand gemischt und abgefüllt.

Sie achten auf regionale und saisonale Lebensmittel. Glauben Sie, dass nach der Pandemie das Bewusstsein dafür gestiegen ist?
Wenn man in den Supermarkt geht und sieht, was angeboten wird, was derzeit nichts mehr auf unserem Teller verloren hat, dann gibt es immer noch sehr viele vom Markt getriebene.

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Man kann man nicht oft genug betonen, dass Lebensmittel, die gerade Saison haben, einfach gut schmecken.

Karin Kaufmann

Was hat derzeit denn Saison bei uns?
Wurzelgemüse, Kartoffel, Sellerie, Pastinake, Lauch, Zwiebeln, Wirsing, Kraut, Maroni, Apfel, Birnen, Nüsse, Quitten, Rote Beete und Mangold - das fällt mir gerade spontan ein. Der saisonale Genuss ist ja auch das Spannende, weil die Lebensmittel dann am besten schmecken und sie auch eine gewisse Exklusivität haben. Jetzt freut man sich auf einen Apfelkuchen, aber in ein paar Monaten hat man wieder Lust auf Erdbeeren - wenn sie bei uns reif sind. Anders ist es einfach nicht gut für unsere Umwelt. Im Herbst, Winter mag man sowieso üppige Kost, die wärmt, wie eine Maronisuppe oder Minestrone, deren Zutaten man je nach Jahreszeit anpassen kann.

Wie entstehen denn die Rezepte von „Frau Kaufmann“?
Ich bediene mich an unserem Kulturgut, das von Generation zu Generation weitergegeben werden sollte. Ich erfinde auch nicht das Rad neu. Manchmal blättere ich in einem Kochbuch oder ich esse im Urlaub etwas Besonderes und baue es dann im Kopf nach. Dafür stehe ich in meiner Küche, tüftel herum, schreibe etwas auf, das ich dann irgendwann wieder hervor krame. Manchmal entstehen Rezepte aus Gewohnheiten oder Missgeschicken, wie dem Kartoffelgratin, das ich aus Zeitnot mit Milch und Rahm auf dem Herd fast fertig gekocht habe, bevor es in den Ofen gekommen ist. Das wurde so gut, wir machen es nur mehr auf diese Art und Weise,

Bei Ihnen klingt alles so einfach, aber nicht jeder ist ein Genie am Herd.
Ich sage immer: „Man muss an dem, was man tut, eine Freude haben.“ Wenn man ein Kochanfänger ist, sollte man sich nicht gleich an das komplizierteste Gericht wagen. Ich lerne ja auch erst zusammenzählen und dann multiplizieren. Auch beim Kochen ist es so. Gelingt eine einfache Suppe, dann heißt es dranbleiben. Das Tun ist entscheidend. Wenn man die Sicherheit hat, dann kann man auch am Herd kreativ werden und sich etwas zutrauen.

Essen ist ja mehr als Nahrungsaufnahme. Emotionen, Erinnerungen und auch Rituale sind damit verbunden. Wie leben Sie das?
Ich habe unzählige Rituale. Man denke nur an den selbst gemachten Kuchen zum Geburtstag. Kaffee und Kuchen ist sowieso immer das Erste bei uns, erst danach gibt es etwas Salziges. Bestimmte Kekse zu Weihnachten oder der Sonntagszopf dürfen nicht fehlen. Ich habe mal ein Interview gegeben und der Kameramann hat immer noch vom Zopf seiner Oma geschwärmt, obwohl die schon seit 20 Jahren tot ist. Es ist schön, wenn man solche Traditionen mitbekommt. Mir ist aufgefallen, dass es leider immer weniger wird. Aber es geht nicht nur um ein warmes Essen, sondern auch um das Zusammensitzen und miteinander reden. Wenn bei uns gekocht wird, ist jeder da - egal wie alt.

Frau Kaufmann kocht - Rezepte ohne Firlefanz (Bild: Veronika Studer, AT Verlag)
Frau Kaufmann kocht - Rezepte ohne Firlefanz

Das aktuelle Kochbuch entstand wieder gemeinsam mit Texterin Karin Guldenschuh. Wie läuft eure Zusammenarbeit ab?
Ja, es ist ein Gemeinschaftswerk. Wir sind seit vielen Jahren ein eingespieltes Team und tauschen uns über das Kochen aus. Und beim Schreiben ist es auch, wie beim Kochen: Je weniger Firlefanz, desto besser!

Fakten

„Frau Kaufmann kocht Rezepte ohne Firlefanz“ (AT Verlag).
Aufgewachsen auf einem Bauernhof mit Gasthaus im Bregenzerwald, betreibt sie die Kochschule und Gewürzwerkstatt „Frau Kaufmann“ in Egg. Karin Guldenschuh (Text) ist Unternehmensberaterin, Autorin und Gastgeberin der Denkwerkstatt „Irmhild“ Workspace in Bregenz.

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