Tag drei nach dem von der Wirtschaftskammer Tirol ausgelösten Polit-Beben: Die neue Präsidentin Barbara Thaler will nach vorne blicken, zur Dramatik der vergangenen Tage möglichst wenig sagen. Das Team von Ex-Präsident Walser ist auch ihres.
Insgesamt 400 Mitarbeiter der Wirtschaftskammer Tirol bekamen über Nacht eine neue Chefin vor die Nase gesetzt. Wie ist die Stimmung? „Die Stimmung ist gut, aber auch ein bisschen komisch“, gab die neue Präsidentin Barbara Thaler bei ihrer Vorstellungsrunde in der WK zu Protokoll. Ex-Präsident Christoph Walser sei auch nur ein Mensch, „und Menschen machen Fehler. Er hat wohl zu viel auf sein Umfeld geschaut und zu wenig auf sich selbst. Ich war genau so überrascht wie viele andere auch“, erklärte Thaler. „Ich habe großen Respekt vor seiner Entscheidung.“
Die Hintergründe im Dunkeln
Wusste niemand von der Hausdurchsuchung, die bereits 2022 beim Ex-Wirtschaftskammerpräsidenten stattgefunden hat? Darauf konnte oder wollte Thaler keine Antwort geben. Sie bemühte sich, den Blick nach vorne zu richten: „Ich gehe mit voller Energie und Leidenschaft meine neue Aufgabe an, aber nicht alleine“, sagte sie und verwies auf ihr Team an Vize-Präsidenten, das aus Anton Rieder, Martin Wetscher, Martina Entner und Manfred Pletzer besteht (am Montag beruflich verhindert) und damit dasselbe ist wie jenes von Ex-Präsident Walser.
Christoph Walsers eingeschlagener Weg bleibt: Sein Herzensanliegen war die Lehre, sie hat Top Priorität. Mein Vorgänger übergibt ein gut geführtes Haus. Es gibt viele Herausforderungen, aher auch viel Expertise.
Neue Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler
Walsers Weg fortgesetzt
Thaler richtet den Fokus auf Kontinuität, auch, um die Wogen, die der Rücktritt geschlagen hatte, zu glätten. „Walsers Kurs bleibt erhalten“, betonte Thaler. „Wir werden einen nahtlosen Übergang sicherstellen und verlässlich für die 50.000 Unternehmen des Landes da sein.“ Die starke „Team-Orientierung der Kammer“ wolle sie erhalten und auch die Zusammenarbeit mit anderen wahlwerbenden Gruppen sowie der Arbeiterkammer weiter pflegen.
Mit Thaler haben wir ein personelles Rundum-Zukunftspaket. Sie ist gut vernetzt und hat auf internationaler Bühne gute Figur gemacht.
Wirtschaftsbund-Chef Franz Hörl
Thalers eigene drei Schwerpunkte
„2024 wird schwierig werden“, warf Thaler einen Blick in die Zukunft: „Bau und Industrie bewegen sich in eine Rezession, der Tourismus sorgt für einen gewissen Ausgleich. Das Zusammenspiel hat uns durch Krisen geholfen.“ An eigenen Schwerpunkten nannte Thaler drei Dinge: Innovation und Forschung, Automatisierung und Digitalisierung und Neue Märkte: Tirol müsse seine günstige geografische Lage besser nützen und den Weg in neue Absatzmärkte freimachen.
In Transitfrage „für Kompromisse“
Ihr Mandat als Tiroler EU-Angeordnete wolle sie bis zur Wahl 2024 behalten. Thaler ist in der EVP Bereichssprecherin für Verkehr und in dieser Funktion auch in der Transitfrage zuständig. Hier sprach sie sich für „machbare Lösungen“ und „gute Kompromisse“ aus - der unbedingten Beibehaltung aller Tiroler Anti-Transitmaßnahmen wollte sie aber nicht das Wort reden. Lob für die „erfahrene Unternehmerin, langjährige Interessenvertreterin und Politikerin mit Gespür“ kam am Montag von LH Anton Mattle und LR Mario Gerber (beide ÖVP).
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