Als Erbhof darf sich jedes landwirtschaftliche Anwesen bezeichnen, das seit mehr als 200 Jahren in Familienbesitz ist. Der Rosstauscherhof in Lasberg knackt in vier Jahren die Halbzeit. Dank des Engagements und der Begeisterung einer jungen Mühlviertlerin ist der Hof für weitere Jahrzehnte in sicheren Händen.
Seit 1927 ist der Lasberger Rosstauscherhof im Besitz der Innendorfers. Eine Weile sah es aber nicht so aus, als bliebe der Hof weiterhin in Familienhand. Beide Kinder haben die Landwirtschaftsschule absolviert, doch der Sohn wollte nicht übernehmen, und auch Tochter Mona konnte sich erst nicht dafür begeistern.
Übernahme nicht der Regelfall
Schließlich nahm sich die 18-Jährige doch ein Herz und beschloss, in die Fußstapfen ihres Vaters Erich (59) zu treten. Ungewöhnlich, denn: „Es ist immer noch selten, dass eine Tochter den Hof übernimmt“, erklärt die Jungbäuerin. Die Übernahme ist kein Regelfall: Der Landwirtschaftskammer OÖ (LKOÖ) zufolge nimmt die Anzahl der heimischen Höfe stetig ab. Von 39.684 Landwirtschaften im Jahr 1995 gab es im Vorjahr nur mehr 22.573. Alleine 2022 wurden 299 Höfe aufgegeben.
Viele Hürden für Landwirte
Gründe gibt es zuhauf: Geringe Wertschätzung, hoher Preisdruck und Arbeitsbelastung, anfallende Investitionen, strenge Auflagen und Gesetze und vieles mehr setzen den Landwirten zu. Zum Rosstauscherhof gehören Äcker, Wiesen, Wald und Ställe, wo Ochsen, Schweine und Hühner leben. Dazu kommt ein Hofladen samt Lieferservice. Auf den ersten Blick sieht dies nach sehr viel Arbeit für das Vater-Tochter-Gespann aus, doch Erich beschwichtigt: „Der Stall macht die wenigste Arbeit. Wir haben keine Milchkühe, müssen daher nicht so früh aufstehen.“
Hofladen und Produktion machen die meiste Arbeit
„Der größte Aufwand sind eigentlich der Laden und die Herstellung der Produkte“, lacht Tochter Mona. Auf die Frage, was ihr an der Hofarbeit am wenigsten gefällt, muss sie nachdenken. „Es kann nicht immer alles Spaß machen. Frustrierend ist nur, im Hofladen auf Kundschaft zu warten, während andere Arbeit liegen bleibt.“ Die Leute schauen derzeit stärker aufs Geld. „Mit 20-Prozent-Aktionen jede Woche können wir nicht mithalten“, ergänzt Vater Erich.
Richtige Entscheidung getroffen
Dennoch ist die 18-Jährige glücklich mit ihrer Entscheidung. „Die Arbeit macht mir Spaß, und ich lerne vom Papa eine Menge!“, so die Jungbäuerin. „Obendrein sind wir unsere eigenen Chefs, lassen uns nicht herumkommandieren“, ergänzt der 59-Jährige schmunzelnd. Die Fachschulen melden einen stetigen Zulauf, junge Landwirte seien motiviert und gut ausgebildet. So wird der Rosstauscherhof vielleicht doch noch ein „echter“ Erbhof!
Landleben ist keine pure Idylle
Das Leben am Land ist aber nicht immer nur Idylle. Besonders Landwirte kämpfen mit vielen Herausforderungen. Die Psychosoziale Beratung in der Landwirtschaftskammer OÖ bietet Hilfe an: „Das Angebot ist anonym, schnell und ohne Barrieren“, betont Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.
Verschärfende Faktoren
Rund 220 Beratungen wurden 2023 durchgeführt. Eine der Beraterinnen ist Karoline Hinterreither, sie erzählt: „Oft wohnen und arbeiten zwei oder drei Generationen auf einem Betrieb. Durch den engen Kontakt können Konflikte entstehen.“ Die Top-Themen bei den Beratungen: „Die Arbeit nimmt überhand, die Beziehung leidet, Alkohol oder Scheidung verschärfen alles.“
Auch Übergabe ist nicht immer leicht
Auch die „Hofübergabe“ samt „Generationenkonflikten“ klappt oft nicht so wie bei Familie Innendorfer (Bericht oben). „Wir versuchen, eine Gesprächsbasis zwischen den Beteiligten herzustellen.“ Drei Beratungen sind kostenlos, die Stelle vermittelt aber auch an Psychotherapeuten oder die Initiative „Perspektive Landwirtschaft“.
Hotline: 0 50 6902-1800
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