Dass die heute weltweit verbreiteten Nutztiere ebenso wie Schweine und Ziegen in der Region erstmals von Menschen gezähmt wurden, ist bekannt. Der sogenannte fruchtbare Halbmond - eine Zone auf dem Gebiet der heutigen Staaten Israel, Libanon, Syrien, Türkei, Irak und Iran - ist eine der Regionen, in der die Menschheit erstmals Ackerbau und Viehzucht betrieb.
Zahl "erstaunlich gering"
Neu ist die Schätzung der genauen Zahl anfangs domestizierter Tiere. Der an der Studie beteiligte Genetiker Mark Thomas vom Londoner University College bezeichnete die jetzt von ihm und seinen Kollegen ermittelte Zahl als "erstaunlich gering". Angesichts der weiten Verbreitung wilder Auerochsen in Europa und Asien hätte es zur Domestizierung viele Gelegenheiten gegeben, erklärte er laut Mitteilung der Mainzer Universität.
Den Angaben des Forscherteams zufolge deckt sich die Erkenntnis aber mit archäologischen Befunden. Demnach gibt es Belege für die Domestizierung wilder Rinder bisher nur aus einem sehr kleinen Gebiet zwischen der Südosttürkei und Syrien, so die Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, dem französischen Forschungszentrum CNRS, dem Pariser Museum für Naturgeschichte und dem University College in London.
Nur geringe genetische Unterschiede
Für ihre Untersuchung, die nun in der Fachzeitschrift "Molecular Biology and Evolution" erschienen ist, griffen die Experten auf DNA aus historischen Knochen (Bild 2) zurück. Diese stammen von Rindern, die kurz nach der Ursprungs-Domestizierung nicht weit weg im Iran gelebt hatten. Deren DNA verglichen sie mit der heutiger Rinder und stellten dabei nur geringe Unterschiede fest, was nur möglich ist, wenn der Rinder-Genpool anfangs sehr klein gewesen ist.
Um zu klären, wie die Differenzen entstanden, nutzte das Team Computersimulationen und spielte die genetische Entwicklung durch. Dabei kam heraus, dass die Unterschiede nur dann erklärt werden können, wenn die Ausgangspopulation aus 80 Auerochsen bestand.
Rund 1,5 Milliarden Rinder weltweit
Heute gibt es nach Angaben der UNO-Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit schätzungsweise 1,5 Milliarden Rinder. Sie gehören zu den wichtigsten Fleisch- und Milchlieferanten der Menschheit. Früher waren sie auch als Arbeitstiere unentbehrlich.
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