Rangelei mit Thunberg
Aktivist warnt vor Spaltung der Klima-Bewegung
Jener niederländische Klimaaktivist, der am Sonntag versucht hatte, Greta Thunberg das Mikrofon zu entreißen, um ihre Ausführungen über den Gazastreifen zu beenden, warnt vor einer Spaltung der Klimaschutzbewegung.
„Wenn Greta Thunberg oder andere führende Aktivisten ständig über die Palästina-Frage sprechen, sorgt das für Uneinigkeit“, sagte Erjan Dam dem „Spiegel“ in einem Montagabend veröffentlichten Interview. „Menschen, die anderer Meinung sind, werden von solchen Reden abgestoßen. Das schadet der Sache“, sagte Dam weiter und forderte: „Die Klimaschutzbewegung sollte sich auf ihr Kernthema konzentrieren: den Klimaschutz.“ Er jedenfalls sei enttäuscht: „Ich fühlte mich missbraucht - und viele andere Teilnehmer auch.“
Thunberg: „Auf besetztem Land keine Klimagerechtigkeit“
Dam, ein pensionierter Physiotherapeut, der sich laut „Spiegel“ seit Jahren für den Natur- und Gewässerschutz einsetzt, war am Sonntag vor laufenden Kameras auf die Bühne gesprungen und hatte ins Mikrofon gerufen: „Ich bin für eine Klimademonstration hierhergekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören.“ Thunberg rief die Teilnehmer daraufhin auf, Ruhe zu bewahren und skandierte dann mehrfach: „Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.“ Sie spielte damit offenkundig auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an.
Nach einer ähnlichen Aktion im vergangenen Monat war Thunberg bereits dafür kritisiert worden, dass sie die israelischen Opfer des Massakers der Hamas vom 7. Oktober mit rund 1200 Toten nicht gesondert erwähnt hatte. An der Klimademonstration beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 85.000 Menschen - sie war damit die bisher größte derartige Demo in den Niederlanden.
„Stimmung gegen Israel angeheizt“
Dam sagte in dem Interview weiter, er habe Thunberg immer bewundert. „Aber wenn sie jetzt ständig über Palästina statt Klimaschutz spricht, tut das der Klimaschutzbewegung nicht gut.“ Wie viele andere sei er „extra für diese Demonstration nach Amsterdam gereist“. Aber bei dem Protest sei es kaum um den Klimaschutz oder die Umwelt gegangen, „sondern hauptsächlich um das Palästina-Problem“. Ständig hätten Redner auf dem Podium über den Nahen Osten gesprochen - manche hätten die Stimmung gegen Israel angeheizt.
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