Milliardenkauf geplant

Österreich bekommt erstmals Langstrecken-Abwehr

Politik
14.11.2023 12:43

Schlag auf Schlag geht es jetzt beim Aufbau eines gewaltigen Raketenschutzschirmes über Österreich: Wie die „Krone“ aus Kreisen der Bundesregierung erfuhr, wird das Bundesheer im Rahmen der europäischen Abwehrinitiative Sky Shield nicht nur Mittelstreckenraketen, sondern auch Langstreckenwaffen mit bis 200 Kilometern Reichweite angeschafft werden. Dafür kommen zwei Systeme in die engere Auswahl. 

Ein erstes Staunen ging bereits im September durch die Reihen der Generäle, als der geplanten Ankauf von IRIS-T-Luftabwehrraketen mit 50 Kilometern Reichweite bekannt wurde. Eine Revolution für die ausgehungerte Flugabwehr des Bundesheeres, die bis dato nur über 3,5 cm Zwillingsflak und Mistral-Kurzstreckenraketen verfügt. 

Raketen mit 200 Kilometern Reichweite
Jetzt hat die Regierung aber noch Größeres vor - und krempelt damit die Sicherheitsarchitektur des gesamten Landes um: Sie beabsichtigt, erstmals in der Geschichte Österreichs Langstreckenraketen zu besorgen, die Luftziele in bis zu 200 Kilometern Entfernung erreichen können.

(Bild: stock.adobe, Krone KREATIV)

Drei Gefahren abwehren:
Mit den neuen Systemen und dem übergreifenden Raketenschutzschirm Sky Shield soll nicht nur Österreich, sondern weiter Teile Europas gegen drei Gefahren aus der Luft gesichert werde:

  1. Angriffe durch Drohnen oder Bedrohung durch fehlgeleitete Drohnen
  2. Bedrohung durch militärische Flugzeuge im europäischen Luftraum
  3. Bedrohung durch ballistische oder atomare Raketen im europäischen Luftraum
Patriot-Raketen im Einsatz bei der US-Armee: Auch Österreich könnte jetzt derartige Abwehrsysteme bekommen. (Bild: US Army)
Patriot-Raketen im Einsatz bei der US-Armee: Auch Österreich könnte jetzt derartige Abwehrsysteme bekommen.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Bundeskanzler Karl Nehammer (beide ÖVP) wollen den Raketen-Deal erfolgreich abschließen. (Bild: APA/MAX SLOVENCIK)
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Bundeskanzler Karl Nehammer (beide ÖVP) wollen den Raketen-Deal erfolgreich abschließen.
2019 wurde eine Arrow-Rakete in Alaska getestet (Bild). Inzwischen wird das System erfolgreich eingesetzt. (Bild: APA/AFP/Israeli Ministry of Defence)
2019 wurde eine Arrow-Rakete in Alaska getestet (Bild). Inzwischen wird das System erfolgreich eingesetzt.

Im Gespräch sind laut „Krone“-Informationen das US-amerikanische Patriot-Flugabwehrraketen-System sowie das Arrow-System, das von Israel und den USA gemeinsam entwickelt wurde.

Für die Anschaffung stehen demnach Mittel in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro zur Verfügung. Sie sollen für das Paket inklusive Raketen, Abschussrampen, Kommandozentrale und Radarstationen ausgegeben werden. Budgetiert sei das Geld ab 2027, hieß es. 

Die deutsche Bundeswehr erklärt den Einsatz der Patriot-Lenkflugkörper:

Im morgigen Ministerrat soll die Planung zur Anschaffung der Systeme bereits beschlossen werden. Schon zuvor hatte Bundeskanzler Nehammer erklärt: „Nur eine wehrhafte Demokratie kann ihre Bevölkerung vor Gefahren schützen. Dazu wird Sky Shield einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir müssen und werden dafür sorgen, dass Österreich als neutrales Land sich vor Bedrohungen schützen kann.“

Bewährte Systeme
Patriot-Abwehrraketen haben sich wie auch die IRIS-T-Waffen bei der Abwehr russischer Luftangriffe in der Ukraine bewährt. Die neuen Arrow-Raketen wurden erst kürzlich zum ersten Mal erfolgreich von den israelischen Streitkräften eingesetzt.

(Bild: Krone KREATIV)

Herausforderung für das Bundesheer
Auch wenn der Zulauf der Waffen erst in vielen Jahren erfolgen wird, bereitet die Beschaffung jetzt schon Kopfzerbrechen: Ganze Bataillone müssen neu aufgestellt werden, Fachpersonal rekrutiert und vermutlich in den USA und Deutschland ausgebildet werden. „Es handelt sich um eine jahrzehntealte Fähigkeitslücke, die das Bundesheer jetzt erst einmal zu schließen beginnen muss“, so ein Offizier zur „Krone“. 

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