„Persona non Greta“

Thunberg – die Totengräberin der Klimabewegung

Politik
14.11.2023 21:18

Klimaschützer weltweit fürchten aktuell um ihr existenzielles Anliegen. Ihre Furcht hat einen Namen: Greta Thunberg. Die Klimaikone wird immer mehr zum Schreckgespenst für eine Bewegung, dessen Personenkult nun gehörig in die Hose geht. Eine Analyse einer Tragödie, die uns alle betrifft.

Es ist ein trauriger Anblick: Thunberg verliert sich in antisemitischen Erzählungen und teilt sich Bühnen mit Terror-Sympathisanten. Ihre Verirrungen würden sie schrittweise zur „Persona non Greta“ machen, titelte die deutsche „TAZ“.

Das Schreckgespenst der Klimabewegung hat einen Namen: Greta Thunberg (Bild: AP)
Das Schreckgespenst der Klimabewegung hat einen Namen: Greta Thunberg

Der jüngste in einer Reihe von Fehltritten ereignete sich am Sonntag bei einer großen Klimakundgebung vor 85.000 Menschen in Amsterdam. Thunberg ließ eine Extremistin antisemitische Hetze ins Mikrofon brüllen. Bei der Hass-Predigerin handelte es sich um Sara Rachdan, eine palästinensische Doktorandin, die in den Niederlanden lebt.

Die Extremistin bezeichnete in sozialen Netzwerken das viehische Abschlachten israelischer Familien durch die Hamas als überfällig. Auf Instagram rief sie ihren Followern zwei Tage nach den Anschlägen zu: „Es geht nicht um Hamas, es geht um den palästinensischen Widerstand. Endlich gehen die Palästinenser gegen die Besatzung vor.“ In ihrer Stimme: Erleichterung statt Anteilnahme.

Holocaust-Verharmlosung und Falschnachrichten
Die Antisemitin legte seitdem fleißig nach. Rachdan verharmloste den Holocaust durch hanebüchene Vergleiche und fällt mit Terror-Sympathien auf. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu, der immer wieder zurecht für seine rechtsnationale Politik in der Kritik steht, wird in ihren Erzählungen ohne Umwege mit Adolf Hitler verglichen, was jeglichen Rahmen sprengt.

Sara Rachdan spricht zu 85.000 Menschen in Amsterdam. (Bild: AP)
Sara Rachdan spricht zu 85.000 Menschen in Amsterdam.

Rachdan konstruiert gerne Verbindungen zum Nazi-Regime. So behauptete sie fälschlicherweise, dass israelische Truppen in der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem palästinische Zivilisten „eingesperrt und vergast“ hätten. Die Hass-Predigerin blickt dabei nachdenklich in die Frontkamera ihres Handys und fragt: „Ich wundere mich, wo wir das schon einmal gesehen haben?“

Rachdan findet Terroristen „inspirierend“
Es ist nur einer von vielen fragwürdigen Posts - propagandistischer Ansprache inklusive. Rachdan veröffentlichte jüngst ein Foto von Leila Khaled, Mitglied der Terrororganisation PFLP, die 1969 mit 25 Jahren ein Flugzeug entführte. Ihr Urteil: „Inspirierend.“ Dass sie für ihre Profilbeschreibung den Satz „From the river to the sea“ wählte, rundet ihr antijüdisches Weltbild ab.

„From the river to the sea“

  • Die Parole wurde in den frühen 1960er-Jahren von der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO) eingeführt.
  • Mit dem Spruch wird suggeriert, dass das Land vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer zu Palästina gehört. Das Problem: Dazwischen befindet sich Israel.
  • Die Israelis erkennen in der Parole die Forderung nach der Auslöschung ihres Staates. In Deutschland wurde der Ruf mittlerweile verboten.

Und mit dieser Person teilte sich Thunberg nun eine Bühne. Mit einem schwarz-weißen Palästinensertuch um den Hals schrie die Schwedin einseitige Parolen in die Welt hinaus. Die Klimaschutzbewegung sei in der Pflicht, „auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen“.

Ob Thunberg die Positionen von Rachdan davor im Detail kannte, ist unklar. Die Extremistin bestätigte auf Instagram, dass sie nicht als Rednerin eingeladen war. Dennoch gab ihr Thunberg die Gelegenheit, ihren Hass zu verbreiten - und verunglimpfte damit ihre ursprüngliche Mission. 

Missbrauch einer Bewegung
Erjan Dam steht stellvertretend für die Enttäuschung innerhalb der Klimabewegung . Er gab Thunberg in Amsterdam Konter und stürmte die Bühne: „Ich fühlte mich missbraucht - und viele andere Teilnehmer auch. Wir sind extra für diese Demonstration nach Amsterdam gereist, mit etwa 15 Bekannten und Gleichgesinnten aus unserer Region. Aber bei dem Protest ging es kaum um den Klimaschutz oder die Umwelt, sondern hauptsächlich um das Palästinaproblem“, erzählte er dem „Spiegel“. Irgendwann sei ihm der Kragen geplatzt.

Der Niederländer Erjan Dam, ein pensionierter Physiotherapeut, kämpfte am Sonntag als einziger auf der Bühne für Klimaschutz. (Bild: AP)
Der Niederländer Erjan Dam, ein pensionierter Physiotherapeut, kämpfte am Sonntag als einziger auf der Bühne für Klimaschutz.

Die einstige Klima-Ikone bestach bereits vor dem Amsterdamer Vorfall durch einseitige Parteinahme im Nahostkonflikt. Die internationalen Profile von „Fridays for Future“ sind mittlerweile - wie berichtet - von Antisemiten unterwandert worden.

Die österreichischen und deutschen Ableger der Klimabewegung distanzierten sich mehrmals öffentlich von ihrer einstigen Frontfrau. „Greta Thunberg verletzt mit ihrer Positionierung gerade viele Menschen“, heißt es etwa aus Deutschland. Die Schwedin stehe nicht für die jeweiligen regionalen Gruppierungen.

Die eigentliche Katastrophe
Diese Sätze bergen die Katastrophe in der Katastrophe. Thunberg verkörperte wie kaum eine andere Person die Klimabewegung. Überall, wo sie hinkam, wurde sie hofiert. Das Problem: Wer jahrelang sehr erfolgreich „Hört auf die Wissenschaft“ skandiert und heute selbst Mythen nicht mehr von Fakten unterscheiden kann, zerstört das Fundament, auf dem der Rohbau der Klimabewegung steht.

Viele Menschen nutzen den traurigen und tiefen Fall der Aktivistin als willkommene Fluchtroute aus einer bedrückenden Realität. Das Motto: Seht her, wir wussten immer, dass diese Göre und ihre „Klima-Jünger“ nur Blödsinn erzählen. Der Schaden ist immens.

Wer wie Thunberg von sich behauptet, für die Zukunft der Menschheit zu kämpfen, nur um dann Millionen Jüdinnen und Juden von diesem Versprechen auszuschließen, macht sich nicht nur unglaubwürdig, sondern unmöglich. Der Klimawandel schert sich nicht um Meinungen, Religionen und komplexe kriegerische Auseinandersetzungen.

Der Oktober war bereits der fünfte Monat in Folge, der globale Temperaturrekorde gerissen hat. EU-Wissenschaftlern zufolge ist es auf der Erde so heiß wie seit 125.000 Jahre nicht.

Personenkult als Falltür
Ironischerweise schließt sich nun ein Kreis. Thunberg protestierte vor fünf Jahren zum ersten Mal vor dem schwedischen Parlament in Stockholm für Klimagerechtigkeit. Damals war sie mutterseelenallein. Heute entscheidet sie sich wieder für die Einsamkeit. Ächtung und Isolierung sind das Los politischer Extremisten - zumindest in einer funktionierenden Gesellschaft.

Ihr Gesichtsverlust schadet vor allem der restlichen Klimabewegung und grüner Politik, die gefragt ist wie nie. Ob der anstehende Klimagipfel in Dubai eine bahnbrechende politische Wende bringen wird, darf bezweifelt werden. Der Fokus liegt woanders.

Der Fall Thunberg zeigt: Personenkult war noch nie eine gute Idee.

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