In den kommenden beiden Jahren werden 36 Millionen Euro in eine neue Hochleistungsrechner-Infrastruktur fließen. Damit entsteht in Wien, Linz und Innsbruck der „Multi-Site Computer Austria“ (MUSICA), der 2025 auf 40 Petaflops - und damit die doppelte Rechenleistung wie in den ursprünglichen Plänen veranschlagt - kommen soll. Die zunächst vorgesehenen Mittel in der Höhe von 20 Millionen Euro wurden seitens der Bundesregierung angehoben, hieß es am Montag.
Im vergangenen Jahr startete mit einer Gesamtleistung von 4,3 Petaflops - ein Petaflop bedeutet eine Billiarde Rechenoperationen pro Sekunde - der neueste österreichische Supercomputer „Vienna Scientific Cluster 5“ (VSC-5). Er schaffte den Einstieg in das damals aktuelle Top-500-Ranking der weltweit schnellsten Supercomputer in etwa auf Rang 80.
Würde „MUSICA“ in die momentane Rangliste einsteigen, würde der Großrechner in etwa auf Platz 20 landen, erklärte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am „Science Center“ der Technischen Universität (TU) Wien im Arsenal in Wien-Landstraße.
Schnellste Rechner Österreichs
Hier stehen mit dem VSC-4 und VSC-5 Österreichs derzeit schnellste Rechner und voraussichtlich ab 2024 auch der erste Teil der neuen Infrastruktur. Für die Anlagen-Teile in Innsbruck und Linz sind noch Adaptionen an den Räumlichkeiten notwendig, daher startet man hier etwas später, wie MUSICA-Projektleiter Ernst Haunschmid von der TU Wien erklärte.
Dass man nun auf drei Standorte setzt, führe zu mehr Widerstandsfähigkeit oder „Resilienz“ im System. Außerdem ermögliche das Konzept, den neuen Supercomputer in Innsbruck an die dortige Quantencomputer-Infrastruktur anzuschließen, erklärte der für Digitalisierung zuständige Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP).
Diese Verbindung zwischen der klassischen Computer-Welt und den auf völlig anderen Prinzipien beruhenden Quantenrechnern ist einer der Gründe, warum das MUSICA-Projekt über die aus Mitteln des EU-Wiederaufbaufonds „NextGenerationEU“ gespeiste Forschungsoffensive „Quantum Austria“ mit zunächst 20 Millionen Euro gefördert wurde. Mit den nun zusätzlichen 16 Millionen könne man eine „wirklich hochmoderne Rechnerinfrastruktur“ hinstellen, die die Möglichkeiten für Wissenschaftler und Unternehmen in Österreich „deutlich verbessern“ werde, sagte Polaschek. Die Zusatzmittel sind Teil des Budgets seines Ressorts für das Jahr 2024.
Unis aus ganz Österreich beteiligt
Am MUSICA-Verbund sind neben der TU Wien, der Universität Linz und der Universität Innsbruck auch noch die TU Graz, die Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und die Universität Wien beteiligt. TU Wien-Rektor Jens Schneider bezeichnete die nunmehrige Aufstockung als „tatsächlichen Boost“. Derartige Rechenleistungen würden mittlerweile in sehr vielen Forschungsbereichen gebraucht - von der Informatik, über die Materialwissenschaften bis zur Biologie oder Klimaforschung sowie in der Weiterentwicklung von Künstliche Intelligenz-Systemen (KI) aller Art.
Die Verbindung von klassischem- und Quantencomputing ermögliche es zudem, Jungforscher und Co auf beiden Technologien auszubilden und grundlegende Forschungsfragen zu lösen. Auch die Erforschung des Rechnens auf einem Supercomputersystem, das auf mehrere Standorte verteilt ist, sei wissenschaftlich sehr interessant.
Nicht zuletzt würden sich durch MUSICA auch neue Möglichkeiten in vielen Wirtschaftsbereichen ergeben. So könnte man etwa neues Kapital im Rahmen der Start-up-Finanzierung an die Standorte bringen, zeigte sich Schneider überzeugt. Braucht ein Unternehmen derartige Rechenleistung zur Entwicklung eines Produktes oder einer Technologie, soll es in Österreich die Möglichkeiten dazu finden - auch um nicht unbedingt alle Daten an externe Dienstleister weitergeben zu müssen, so Tursky: „Die digitalen Lösungen sollen auch aus Österreich kommen.“
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