„Krone“-Faktencheck

Liefert Israel Shifa-Spital wirklich Hilfsgüter?

Ausland
15.11.2023 12:06

Die israelischen Streitkräfte haben Videoaufnahmen veröffentlicht, die zeigen sollen, wie medizinische Hilfsgüter in das gestürmte Al-Shifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gebracht werden. Stimmt das?

krone.at konnte die Bilder geolokalisieren und darauf das Gebäude der „Spezial-Chirurgie“ der Klinik eindeutig identifizieren. Die Bodentruppen haben nach eigenen Angaben Brutkästen, Babynahrung und medizinische Hilfsgüter in das Spital gebracht. Auf den Aufnahmen sind zudem Tragen zu sehen.

Das veröffentlichte Video der israelischen Streitkräfte:

Die Bilder legen nahe, dass es noch immer zu Kampfhandlungen kommt. Im Hintergrund sind deutlich Schüsse zu hören. Die Terrorgruppe Hamas bestritt bisher, eine Kommandozentrale im größten Krankenhaus des Gazastreifens zu betreiben.

Die Truppen haben ihre Ladung in der Nähe des Chirurgie-Gebäudes abgelegt. Was sich in den Boxen befindet, kann nicht unabhängig überprüft werden. Die Hilfslieferungen scheinen jedoch authentisch zu sein. krone.at konnte die Ablegestelle geolokalisieren.

Die Gebäudebrücke, die die Chirugien miteinander verbindet, ist auf den Aufnamen der Israelis deutlich zu erkennen. (Bild: Google Maps, Krone KREATIV)
Die Gebäudebrücke, die die Chirugien miteinander verbindet, ist auf den Aufnamen der Israelis deutlich zu erkennen.

Ein behandelnder Arzt berichtete dem Sender Al-Jazeera, dass sich die medizinische Belegschaft zurückgezogen hätte. Vor allem Fenster und die im Video zu sehende Gebäudebrücke zwischen den chirurgischen Einrichtungen würden gemieden werden, um einem Angriff von Scharfschützen zu entgehen.

WHO: Kein Kontakt zu Krankenhaus
WHO-Präsident Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte auf der Plattform X: „Wir sind äußerst besorgt um ihre Sicherheit und die ihrer Patienten.“ Im Gegensatz zum katarischen TV-Sender hätte die WHO keinen Kontakt mehr zum medizinischen Personal vor Ort.

Auch die Nachrichtenagentur Reuters konnte einen Mediziner telefonisch erreichen. Er erklärte: „Rund um das Krankenhaus wurden alle Arten von Waffen eingesetzt. Sie haben das Krankenhaus direkt ins Visier genommen. Wir versuchen, Fenster zu vermeiden.“

Das israelische Vordringen in den Krankenhaus-Komplex ist äußerst umstritten. Das Weiße Haus distanzierte sich von der Militäraktion. „Wir unterstützen keine Luftangriffe auf ein Spital und wollen auch keine Feuergefechte in einem Spital sehen“, sagte ein Vertreter des Nationalen Sicherheitsrats der USA am Dienstagabend. Spitäler und Patienten „müssen geschützt werden“.

Israel betonte bei der Bekanntgabe der Militäraktion, Zivilisten im Krankenhaus schützen zu wollen. Den vorrückenden Kräften gehörten auch Mediziner und Arabischsprechende an. Sie seien besonders geschult, damit den als menschliche Schutzschilde missbrauchten Zivilisten kein Schaden entstehe. Man habe die Hamas mehrmals öffentlich gewarnt, dass die fortgesetzte Nutzung des Spitals dessen geschützten völkerrechtlichen Status untergrabe.

Warnung ignoriert
Am Dienstag habe man den zuständigen Behörden in Gaza neuerlich kommuniziert, dass innerhalb von zwölf Stunden alle militärischen Aktivitäten innerhalb des Spitals enden müssten. „Leider ist das nicht passiert.“

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