Demo vor Landhaus

„Diese Politik ist zwei Generationen alt“

Vorarlberg
15.11.2023 15:30

Auch altbekannte Politiker wie etwa der ehemalige EU-Abgeordnete Herbert Bösch hatten sich unter die Demonstranten vor dem Landhaus gemischt. Sie forderten eine wirklich enkeltaugliche Politik, ein Umdenken beim Klimaschutz und den Baustopp der umstrittenen Tunnelspinne.

Nach zwei Aktionen, bei denen Klimaaktivisten vor der Landtagssitzung die Tiefgaragenzufahrt blockiert und während der Sitzung demonstriert hatten, war die Exekutive am Mittwoch auf der Hut. Schon auf der Zufahrtsstraße wurden am frühen Morgen die Fahrzeuge kontrolliert, in die Tiefgarage durften nur Landhausmitarbeiter und Landtagsbesucher mit Akkreditierung. Das Landhaus glich einer uneinnehmbaren Festung: Der Vorplatz war abgesperrt, unzählige Polizeiautos standen auf dem Gehweg.

Um die Mittagszeit ließ die Polizei die Demonstranten dennoch passieren. Plakate wurden entrollt, verschiedene Sprecher meldeten sich zu Wort. Wie bei den Demonstrationen zuvor ging es auch dieses Mal um eines der umstrittensten Verkehrsprojekte - die Tunnelspinne in Feldkirch.

Herbert Bösch (SPÖ) war Bundesrat, Nationalrat und EU-Abgeordneter. (Bild: Christian Forcher)
Herbert Bösch (SPÖ) war Bundesrat, Nationalrat und EU-Abgeordneter.

Anders als bei den vorangegangenen Demos waren am Mittwoch auch namhafte Alt-Politiker vor Ort. Neben den ehemaligen Landtagsabgeordneten Kaspanaze Simma und Brigitte Flinspach (beide Grüne) hat sich auch der ehemalige EU-Abgeordnete Herbert Bösch (SPÖ) unter die Demonstranten gemischt.

„Ich bin Großvater, ich sehe mit großer Sorge, was diese Landesregierung mit dem Land anstellt. Es gibt kein Geld für Kindergärten und Schulen, für die Gesundheitsversorgung, für die Pflege. Es klemmt überall, aber so sinnlose Geschichten wie die Tunnelspinne in Feldkirch sollen finanziert werden“, ärgerte sich Bösch.

(Bild: ALEXANDRA_SERRA_FOTO_SERRA_BREGENZ_OESTERREICH)
(Bild: ALEXANDRA_SERRA_FOTO_SERRA_BREGENZ_OESTERREICH)

Er rechne damit, dass die Kosten am Ende um einiges höher ausfallen werden als derzeit angegeben. „Es heißt immer, wir müssen enkeltauglich sein. Solche Projekte aber sind untauglich. Dadurch vernichten wir die Zukunft unserer Enkel!“

„Mit einer Anzeige kann ich gut leben“

Neben ihm seien auch andere Großeltern und Freunde vor das Landhaus gezogen - auch wenn es wegen der Bannmeile, die während Landtagssitzungen rund um das Landhaus gilt, illegal ist. „Als ehemaliger Abgeordneter verstehe ich das und tue mich auch etwas schwer.“ Mit einer möglichen Anzeige könne er gut leben. Die hätte er - wenn auch nicht oft - schon wegen zu schnellem Fahren erhalten. „Dieses Mal zahle ich die Strafe lieber, da weiß ich warum“, meint er mit einem Lachen.

Der inzwischen 69-Jährige ist davon überzeugt, dass sich in Sachen Klima etwas ändern muss. „Noch einmal eine Generation wie unsere hält dieses Land nicht aus. Es ist Zeit zum Umdenken.“ Gerade in Sachen Verkehr sei dies dringend notwendig. „Diese Politik ist zwei Generationen alt. Die S18-Diskussion kenne ich seit den 60er Jahren. Wir haben Hochwasser, Hangrutschungen... Herrgott, es ist Zeit zum Nachdenken!“

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Vorarlberg-Krone
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