Still war es zuletzt geworden um den streitbaren Trainer, der mit 1860 München seine größten Erfolge feierte und das Team aus den Niederungen der drittklassigen Bayernliga bis in die Champions-League-Qualifikation geführt hatte. Von 1992 bis 2001 setzte er damit eine klare Duftmarke im deutschen Fußball, um dann zu einer ballesterischen Weltreise anzusetzen.
Trainer-Weltreise nach Aus bei 1860
Von Fenerbahce Istanbul über Incheon United in Südkorea, Apoel Nikosia auf Zypern und dem iranischen Hauptstadt-Klub Saipa Teheran führte ihn der Weg nach einem kurzen Zwischenspiel beim chinesischen FC Liaoning bereits 2008 erstmals zum DAC Dunajska Streda, wo er nach knapp zwölf Monaten wegen einer 0:6-Pleite gegen Slovan Bratislava allerdings gefeuert wurde. Im März 2010 endete sein bisher letztes fußballerisches Engagement - in diesem Fall als Sportdirektor - mit der Insolvenzeröffnung gegen Tennis Borussia Berlin.
Im Mai 2011 wurde es im Privatleben von Werner Lorant dann ähnlich turbulent wie in seiner Trainerkarriere: Weil er sich mit Ost-Immobilien verspekulierte, wurde sein Haus bei München zwangsgeräumt, er verlor beinahe sein gesamtes Vermögen. Gleichzeitig ging auch seine 30-jährige Ehe in die Brüche. Zuletzt lebte er auf einem Campingplatz, wo ihm ein bekennender 1860-Fan kostenlos Asyl gegeben hatte.
Vom Geschäft mit dem runden Leder distanzierte er sich in Interviews und schloss ein Comeback aus. "Diesen Fußball liebe ich schon lange nicht mehr", erklärte er immer wieder und kritisierte dabei überbezahlte und ständig die Klubs wechselnde Stars, aber auch undankbare Trainer-Lehrlinge, wie etwa Peter Pacult, den er, "als keiner mehr von ihm gesprochen hat", zu 1860 München geholt hatte. "Heute kennt er mich nicht mehr."
Laut, lauter, Lorant
Von verlorener Liebe kann man beim Spiel von Dunajska Streda gegen den slowakischen Tabellenneunten Dukla Banska Bystrica allerdings nur wenig merken. Wirkt Lorant vor Anpfiff noch ruhig, ja lässt er sich für seine Spieler nach dem Aufwärmen sogar ein Lächeln entlocken, so ändert sich das mit Matchbeginn schlagartig. Die Coaching-Zone bis zum Anschlag ausreizend, dirigiert er seine Elf lautstark, treibt jeden Einzelnen nach vorne und gibt nach jeder Aktion sofort eine lautstarke Manöverkritik.
Nur selten dreht er sich verzweifelt zum Publikum, stapft mit angefressener Miene zurück zur Trainerbank - harrt dort aber lediglich einige Sekunden aus. Bereits bei der nächsten Aktion ist er wieder an der Linie und gestikuliert wutschnaubend. Dem Stürmer erklärt er wort- und gestenreich, wie er die Abwehr zu überwinden habe, den Verteidiger mahnt er zu mehr Aggression. Lediglich der Torwart ist offensichtlich außerhalb seines Wirkungsbereiches und muss bereits in der 26. Minute das 0:1 hinnehmen. Den zwischenzeitlichen Ausgleich durch einen Elfmeter (31.) macht der nächste Abwehrfehler bereits wieder wertlos (33.). Lorant nimmt's alles andere als gelassen.
"Das ist Scheiße!"
Auch die Zuschauer, die trotz des prominenten "Heimkehrers" auf die Trainerbank nicht gerade euphorisiert sind, lassen in der zweiten Hälfte ob des drohenden Abstiegs ihrem Unmut freien Lauf. Die in nahezu perfektem Deutsch vorgetragenem Rufe von "Das ist Scheiße" bis hin zu "In zehn Minuten ist das Spiel aus, Werner!" lassen den 63-Jährigen allerdings kalt - wenn er sie denn überhaupt bemerkt. Allein aufgrund des Unterhaltungsfaktors bleibt jedenfalls zu hoffen, dass sich Werner Lorant nicht so bald wieder in die Fußball-Pension zurückzieht.
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