Der „Krone“-Bericht über die geplante Anschaffung von neuen Raketen schlägt hohe Wellen. Ein Überblick.
Österreich kauft neue Langstrecken-Flugabwehrraketen. Warum?
Mit dem Ukraine-Krieg steht die europäische Sky Shield-Initiative unter einem besonders guten Stern: zahlreiche Nationen - auch die neutrale Schweiz - wollen mit Radar- und Abwehrsystemen einen Flugabwehr-Schutzschirm über Europa spannen und so eine gemeinsame Luftraumsicherung gegen Flugzeuge, Raketen und Drohnen aufbauen.
Und Österreich?
Österreich ist seit Juli dabei und seitdem fleißig am Einkaufen: erst im September wurde die Beschaffung von IRIS-T-Abwehrraketen mit einer Reichweite von bis zu 50 km angestossen, diese Woche folgte der Plan, auch noch Abwehrraketen mit bis zu 200 km Reichweite zu anzuschaffen.
Welche Systeme kommen dafür in Frage?
Zum einen das US-amerikanische Patriot-System, das Raketen mit Annäherungs- oder Aufschlagszünder verschießen kann. Auch das Arrow 3-System aus isralisch-amerikanischer Produktion steht zur Debatte.
... und die Nase vorn hat?
Laut „Krone“-Informationen klar Patriot. Die Schweiz hat das System bereits bestellt, Deutschland setzt es seit Jahrzehnten ein, in der Ukraine hat es sich bei Kiew bewährt.
Hat es auch Nachteile?
Ja. Der deutsche Verteidigungsexperte und Oberst a.D. Ralph Thiele im „Krone“-Gespräch: „Patriot ist zwar modern, das Grunddesign ist aber aus Zeiten des Kalten Krieges und damit gegen Flugzeuge und Marschflugkörper ausgerichtet. Außerdem ist der Personalbedarf deutlich höher als bei neueren Systemen wie dem Arrow 3“.
Was sagt die Opposition?
Von Tanners „Sky Shield-Überfällen“ sprach am Mittwoch SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer. Er kritisierte damit, dass er erst aus der „Krone“ von den Plänen erfahren hatte. Die FPÖ lehnt Sky Shield komplett ab, Parteichef Herbert Kickl sieht darin einen „NATO-Beitritt durch die Hintertür“.
Gibt es Anlass zur Sorge?
Thiele sieht Sky Shield positiv: Kleine Länder wie Österreich würden mit ein paar Raketensystemen einen überschaubaren Schutzbeitrag leisten und dafür von den Fähigkeiten größerer Länder in Europa profitieren.
Wie geht es weiter?
Der gestrige Ministerratsbeschluss hat in erster Linie symbolische Kraft, ÖVP und Grüne bekannten sich zu der bis zu vier Milliarden Euro schweren Anschaffung. Nun müssen als Nächstes die finanziellen Mittel fixiert werden. Kanzler Nehammer und Verteidigungsministerin Tanner sprachen dennoch bereits von einem „Meilenstein für Österreichs Sicherheit.“
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