AKW Saporischschja

Energoatom meldet „immer gefährlichere Ausfälle“

Ukraine-Krieg
17.11.2023 11:48

Der ukrainische Kernenergiebetreiber Energoatom berichtet von Problemen im besetzten Kernkraftwerk Saporischschja. Die „Inkompetenz“ der russischen Besatzer führe zu „immer mehr gefährlichen Fällen“ von Ausfällen, schrieb das Unternehmen auf Telegram.

So habe es etwa Ausrüstungs- und Wartungsfehler gegeben, die die Sicherheit gefährden würden. Beispielsweise sei ein Reaktor von einem kalten in einen heißen Abschaltzustand versetzt worden, wodurch Borsäure ausgelaufen sei. Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) berichtete bereits von Wartungsproblemen in der Anlage.

Sie befürchtet, dass einige Wartungsarbeiten unvollständig gewesen sein könnten. So wurde im August beispielsweise ein Block aufgrund eines Wasserlecks kalt abgeschaltet. Anschließend waren weitere Wartungsarbeiten nötig, um die Wärmetauscher der Sicherheitssysteme zu reinigen.

Hier sehen Sie einen Tweet der IAEA zur aktuellen Situation im AKW Saporischschja.

Weniger Personal im AKW
Laut einem Bericht der IAEO wurde das erfahrene Wartungspersonal seit der russischen Besatzung reduziert. Das IAEO-Team hätte nicht zu allen Bereichen des Atomkraftwerks Zugang, habe aber bei Begehungen am 3. und 5. November keine Minen oder Sprengstoffe entdeckt. „Angesichts der anhaltend prekären nuklearen Sicherheitslage im Kernkraftwerk Saporischschja wird das Team die Anstrengungen, um sich auf die schwierigsten kältesten Monate des Jahres vorzubereiten, genau beobachten“, heißt es in dem Bericht.

Blick auf das Atomkraftwerk Saporischschja im September 2022 (Bild: STRINGER / AFP)
Blick auf das Atomkraftwerk Saporischschja im September 2022
Die IAEA bei einer Inspektion des Kraftwerks (Archivbild) (Bild: APA/AFP/International Atomic Energy Agency/Handout)
Die IAEA bei einer Inspektion des Kraftwerks (Archivbild)

Vorbereitung auf Winter
Laut Fachleuten der IAEO wurden bisher 21 Erdgaskessel in der Industriezone in der Nähe des Kernkraftwerks installiert, um im Winter zusätzliche Wärme bereitzustellen, auch für die nahe gelegene Stadt Enerhodar. Diese könnten zusätzliche 57 Megawatt Wärme liefern. Zudem waren alle neun mobilen Dieselkessel an den meisten Tagen im Betrieb.

Kritik an den bisherigen IAEO-Missionen kam unter anderem von der Umweltorganisation Greenpeace. Laut ihr feuert das russische Heer aus der Nähe des Kraftwerks Raketen ab, was die Atomenergiebehörde nicht erwähnt (siehe Video oben).

Das Atomkraftwerk Saporischschja geriet am 4. März 2022 unter russische Besatzung. Betrieben wird es weiterhin von lokalem Personal. Seit Juni 2023 befindet sich auch der letzte Reaktor im Kaltabschaltzustand.

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