Im aktuellsten Teil unserer Foren-Knigge widmen wir uns dem Begriff der Gruppenpolarisierung oder Gruppenpolarisation. Dieser beschreibt die Tendenz von Menschen, ihre Meinungen und Ansichten zu extremisieren, nachdem sie in einer Gruppe diskutiert haben. Das trifft ebenso auf Offline-, wie Online-Diskussionen zu und kann sowohl positive, als auch negative Auswirkungen haben.
Extremisierung der Meinung
Der Begriff Gruppenpolarisation stammt aus der Psychologie und existiert bereits seit 1969. Damals machten die Sozialpsychologen Serge Moscovici und Marisa Zavalloni im Rahmen eines Experiments die Beobachtung, dass die Ansichten von Individuen nach einer Diskussion oft extremer sind als zuvor. Das bedeutet, dass es zu einer Verstärkung von positiven oder negativen Bewertungen zu bestimmten Themen kommt, je nachdem, zu welchen Ansichten man in der Gruppe eher tendiert. Ein Beispiel: Wenn eine Gruppe von Menschen, die alle Fußball gegenüber negativ eingestellt sind, über diesen Sport spricht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die einzelnen Gesprächsteilnehmer:innen nach der Diskussion eine noch größere Abneigung und Verachtung dafür empfinden.
Entscheidend für dieses Phänomen sind beispielsweise folgende Faktoren:
Gruppenpolarisierung im Online-Bereich
Gerade in Online-Foren ist dieser Prozess durch besondere Problemfelder noch verstärkt und gewisse Faktoren spielen eine noch größere Rolle, als es offline der Fall ist.
Problematische Lagerbildung
Eines der großen Probleme der Gruppenpolarisierung ist die stärkere Identifikation mit der eigenen Gruppe bei gleichzeitig geringerer Toleranz anderen Gruppen gegenüber. Es kommt zu einer Art Lagerbildung und man neigt dazu, sein Lager auch nicht mehr zu verlassen. Letztendlich kann das zu einer Verzerrung der Wahrnehmung der Realität führen; man akzeptiert nur noch das als wahr und richtig, was man ohnehin schon glaubt. Das bringt uns wieder zu „Confirmation Bias“ und Filterblasen.
Weitere negative Auswirkungen sind unter anderem:
die Verzerrung der Wahrnehmung: Man nimmt die Realität nicht mehr richtig wahr, wird dadurch anfälliger für selektive oder falsche Informationen, und ist nicht mehr zur Objektivität oder Kritik fähig. Das erhöht naturgemäß auch die Anfälligkeit für Manipulation oder Propaganda.
die Reduktion der Vielfalt, der Toleranz oder der Empathie: Dadurch verlernt man, andere Meinungen oder Perspektiven anzuerkennen und wertzuschätzen. Auch das verstärkt eine Spaltung und bietet Konfliktpotential.
Der Gruppenpolarisierung ein Schnippchen schlagen
Diskussionen in kleineren und größeren Gruppen finden immer wieder statt. Die einen diskutieren bei der Familienfeier beim Essen plötzlich über Vegetarismus, die anderen finden sich in Online-Foren zur hitzigen Debatte über die Politik in Österreich zusammen. Solange man gegenteilige Meinungen zulassen und auf einer sachlichen Ebene und konstruktiv bleiben kann, ist dagegen nichts zu sagen, im Gegenteil. Kritisch wird es eben dann, wenn nur noch die eigene Ansicht zählt und man sich auf diese so versteift, dass man völlig den Fokus für andere Sichtweisen und womöglich sogar die Fakten verliert. Halten Sie sich bei der nächsten Gruppendiskussion unseren nachfolgenden kleinen Leitfaden vor Augen, dann sind Sie dafür gut gerüstet!
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