Streit unter Nachbarn

Showdown: Wilder Westen im südlichen Burgenland

Burgenland
18.11.2023 16:00

Prozess in Eisenstadt wegen rauchender Reifen und Schüssen aus einer Gaspistole. 

Der Angeklagte (28) kann sich nicht erinnern, wie lange er schon arbeitslos ist. Was er weiß: Dass er 40.000 Euro Schulden hat und einen Mercedes-Jeep pilotiert.

Mit Vollgas zur Mama!
Mit dem hatte er es eilig am 20. Juni - Ziel war eine Siedlung in Unterwart, wo die Mama wohnt. Auf polizeideutsch nennt man es wohl „überhöhte Geschwindigkeit“, mit der der Bursch durch eine Wohnstraße donnerte. Ein Anrainer, maßlos erbost, hüpfte auf die Fahrbahn. „Ich habe beide Arme seitlich von mir gestreckt, so unter dem Motto: Was soll das?“ Offenbar wurde der Lenker dessen via Rückspiegel ansichtig. Er schliff sich ein und schaltete in den Retourgang. „Die Reifen haben geraucht. Er ist auf mich zugerast und ich musste zur Seite springen, sonst hätte er mich womöglich erwischt“, so der Zeuge beim Prozess am Landesgericht Eisenstadt.

„Ich fahre, wie ich will!“
Nase an Nase, bekam der 41-Jährige zu hören: „Net mit mir! Ich fahre, wie ich will! Ich habe mich angegriffen gefühlt und ging weg.“ Das Auto fuhr von dannen Richtung Mama, aber nicht weit. Wieder Retourgang. Im Innenhof kam es zum Schreiduell. „Ich hole meine Leute und komme mit meinem Onkel“, habe der Fahrer gemeint. „Ich habe mich eingesperrt und bekam es mit der Angst zu tun.“

Diese verstärkte sich, als aus dem sich entfernenden Auto Schüsse abgegeben wurden. „Ja, ich habe eine Gaspistole. Ich hatte so viel getrunken, dass ich nicht mehr weiß, warum ich das getan habe“, sagt der Angeklagte. Und: „Es tut mir leid. Heute weiß ich, dass er mich nur auf einen Fehler hinweisen wollte, weil ich zu schnell gefahren bin.“

Nur ja keine Schwierigkeiten!
Versöhnlich reichten einander die beiden vor Richterin Karin Knöchl die Hände. Offensichtlich sind sie Nachbarn. Wobei es in der Metropole Unterwart ja nicht so sein dürfte, dass nicht jeder jeden kennt. „Ich will nicht, dass er wegen mir Schwierigkeiten bekommt“, sagt der Bedrohte, der die Polizei alarmiert hatte.

Bekommt er nicht: Diversion, 600 Euro Strafe, die Gaspistole bleibt bei der Bezirkshauptmannschaft.

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