„Bringt Männer zurück“
Soldaten-Frauen gehen auf Straße, flehen Putin an
Immer mehr russische Männer werden vom Kreml für den brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine mobilisiert. Dem wollen nicht alle Ehefrauen tatenlos zusehen - es formiert sich eine Bewegung, die die Rückkehr ihrer Liebsten von der Front fordert. Russlands Führungsspitze versucht unterdessen, die Initiative mit allen Mitteln im Keim zu ersticken.
Mittlerweile schreiben wir Tag 632 in dem als sehr brutal und blutig geltenden Ukraine-Krieg. Aufgrund der gewaltigen Repressionen im Land schien es bereits, als gäbe es in Russland keine kritischen Stimmen mehr. Doch der Schein trügt. Am 7. November dieses Jahres gingen Dutzende russische Frauen, deren Männer aktuell in der Ukraine kämpfen müssen, auf die Straße, wie der Telegram-Kanal „Put Domoj“ berichtet.
Die Forderung lautete demnach, man müsse ihre Männer aus dem Krieg zurückbringen. Polizisten lösten die Aktion auf und gaben als Grund an, dass die Plakate „unpassend“ seien. Am Tag darauf schrieb der Militärblogger Alexander Sladkow, dass er von Putin erfahren habe, dass die Rekrutierten bis zum Ende der „militärischen Spezialoperation“ kämpfen müssten.
Rasche Verbreitung dank Digitalisierung
Aber so schnell ließ sich die Initiative nicht aus der Welt schaffen: Die Botschaft der Frauen verbreitete sich dank der sozialen Netzwerke in Windeseile. Nun wollen Ehefrauen aus ganz Russland aufbegehren - ein Ärgernis für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der, wie gewohnt, mit Härte durchgreift.
Aus mehreren Regionen Russlands wird gemeldet, dass Polizisten auf an der Bewegung beteiligte Frauen Druck ausüben, schreibt das unabhängige russische Nachrichtenportal „Waschnye istorii“. Dokumentiert sind demnach Fälle, wo Polizisten zu den Frauen nach Hause kamen, sie bedrohten und ihre Handys durchsuchten. Auch wurde ihnen vorgeworfen, sie würden sich wegen „Extremismus“ strafbar machen.
Demo in Moskau geplant
Am Dienstag meldeten Frauen eine Demonstration in Moskau an, schreibt der Telegram-Kanal „Put Domoj“. Zunächst ging man davon aus, dass die Protestaktion mitten im Zentrum der Metropole stattfinden und Hunderte Teilnehmer zählen würde. Vorgesehen waren demnach eine „friedliche und patriotische Veranstaltung“ und ein Konzert zur Unterstützung der Angehörigen von mobilisierten Männern.
Am heutigen Freitag trudelte die Absage ein. Der Moskauer Bürgermeister weigert sich nämlich, der Kundgebung zuzustimmen. Als Grund wurde eine „epidemiologische Lage“ vorgeschoben. Ähnliche Erfahrungen mussten Frauen in anderen Städten des Landes machen. Demonstrationen wurden unter anderem nicht zugelassen, weil „sanitäre Maßnahmen“ ergriffen werden mussten.
Ähnliche Bewegung bereits ausgerottet
Schon früher hatte es eine ähnliche Bewegung gegeben - den „Sowjet materej i schen“, der übersetzt etwa „Rat der Mütter und Ehefrauen“ bedeutet. Die Gruppe wurde von Angehörigen in der Ukraine kämpfender russischer Soldaten gegründet. Für den Kreml schien sie gefährlich und wurde als „ausländischer Agent“ gebrandmarkt.
Seit Juli 2023 gibt es die Initiative nicht mehr. Ihre Teilnehmer setzten sich für eine bessere Versorgung an der Front ein und prangerten illegale Entsendungen von Wehrpflichtigen an. Auch wurde versucht, ein Treffen mit Putin zu arrangieren. Stattdessen inszenierte der russische Machtapparat eine Zusammenkunft mit vermeintlich betroffenen Ehefrauen. Sie hatten jedoch in Wahrheit Verbindungen zu russischen Behörden und tanzten, wie bestellt, nach der Pfeife des Kremls.
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