Böses TikTok?

Bist du auch ein Emo?

Wie böse ist TikTok? Eine Studie von Amnesty International wollte das herausfinden.

(Bild: AP/Kiichiro Sato)

Amnesty International wollte untersuchen, welchen negativen Einfluss die Nutzung von TikTok hat. Das ist dabei herausgekommen: 

Amnesty International hat eine Studie mit dem filmreifen Titel „Driven into the Darkness“ veröffentlicht, wonach das TikTok-Geschäftsmodell als Gefahr für Jugendliche einzustufen sei. „Die Funktionsweise von TikTok und dessen aufgrund der eigenen Algorithmen angezeigten Empfehlungen (...) können Kinder und Jugendliche mit bestehenden psychischen Problemen ernsten Gefahren aussetzen“, schreibt Lisa Dittmer, Research-Expertin bei Amnesty International etwas schwammig. Klingt ein wenig nach „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ...“

Weniger schwammig, nämlich dürftig, war die Versuchsanordnung: Für die Recherche wurden dreißig (nur?) automatisierte Konten eingerichtet, die fiktiven Jugendlichen in Kenia (!?) und den USA gehörten, um so die Auswirkungen der Empfehlungen von TikTok zu eruieren. „Eine zusätzliche manuell durchgeführte Simulation umfasste je ein Konto in Kenia, den Philippinen und den USA“, schreibt Dittmer weiter.

Klingt nicht gerade nach einer Studie mit ordentlich vielen (fiktiven) Probanden. Die Wissenschaftlerin kommt zu folgendem Schluss: „Nach nur drei bis 20 Minuten bestand der “For You„-Feed (...) zu mehr als der Hälfte aus Videos, die psychische Probleme thematisierten. Innerhalb einer Stunde wurden (...) Videos angezeigt, die Suizid normalisierten oder romantisierten.“

Gut. Wenn ich auf TikTok über das zugegeben ausgefallene Thema „Minoische Kultur“ recherchiere, werde ich auch nach einer Minute mit Empfehlungen aus der kretischen Küche zugeschwallert. Muss ich das alles essen? Doch nicht. Aber ich bin nicht mehr dreizehn Jahre alt. Erinnert mich sehr an Fremdzuweisungen. Schuld ist TikTok. Wie damals in den späten 2000er Jahren, als die Band „Tokio Hotel“ aus allen Jugendlichen „Emos“ machte. Schwarze Kleidung, schwarze Haare, Karomuster, Nietengürtel und Hang zu Selbstverletzung und Suizidalität. Ist mir einfach zu simpel, Amnesty International!