Beispiellose Krise
Amazonas ächzt unter Hitze und Jahrhundertdürre
Das wasserreichste Gebiet der Welt verzeichnet die schlimmste Trockenheit seit Beginn der Aufzeichnungen vor über 120 Jahren. Die Auswirkungen auf die Menschen, die regionale Wirtschaft sowie die Flora und Fauna in Südamerika sind verheerend. Experten sind in höchster Alarmbereitschaft. Eine Entspannung der Situation zeichnet sich nicht ab.
Die Pegelstände einiger der wichtigsten Flüsse sind in einem noch nie dagewesenen Ausmaß gesunken. Dies hat zu Versorgungsschwierigkeiten und dem Tod zahlreicher Tiere geführt.
Das brasilianische Amazonasgebiet erstreckt sich über neun Bundesstaaten und entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. Es beheimatet eine atemberaubende Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Etwa ein Fünftel des Süßwassers der Erde fließt durch das weltweit größte und komplexeste Netzwerk von Flussläufen.
Niedrigster Pegelstand seit Beginn der Messungen
Besonders betroffen von der aktuellen Dürre ist der Bundesstaat Amazonas. Der Rio Negro, der zweitgrößte Nebenfluss des Amazonas, erreichte Ende Oktober in der Nähe der Provinzhauptstadt Manaus den niedrigsten Stand (12,7 Meter) seit Beginn der offiziellen Messungen.
Bevölkerung an Flussufern leidet besonders
Viele der Menschen, die dort leben, können sich normalerweise nur per Boot fortbewegen. Aufgrund des niedrigen Pegelstands sind zahlreiche Boote aber auf Grund gelaufen. Die Versorgung der Gemeinden mit Wasser, Lebensmitteln oder Medikamenten wird dadurch immer schwieriger.
Lage wird durch El Niño verstärkt
Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen sorgt unter anderem im Norden Brasiliens für mehr Trockenheit und Hitze und wird voraussichtlich noch bis mindestens April nächsten Jahres anhalten. Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Waldbrände, starke Regenfälle, Überschwemmungen und Hochwasser werden sich dadurch in einigen Regionen noch verstärken.
Der größte Regenwald der Welt, der Heimat für zehn Prozent aller Arten auf der Welt ist, ist ohnehin schon seit Jahrzehnten bedroht: durch Trockenheiten, Verschmutzung der Flüsse, Brände und Abholzung.
Obwohl die Entwaldung seit dem Amtsantritt von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu Jahresbeginn abgenommen hat, ist Brasilien vom erklärten Ziel der „Null-Abholzung“ noch weit entfernt. Die Millionenstadt Manaus war erst im Oktober tagelang in dichten Rauch gehüllt - eine Folge von illegalen Brandrodungen und der Trockenheit.
22.000 Brände allein im Oktober
Mariana Napolitano von der Umweltorganisation WWF: „Im Amazonasgebiet sind Brände in der Regel mit der Entwaldung verbunden. Feuchte, gut erhaltene Wälder brennen nicht einfach so.“ Allein im Oktober gab es nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) mehr als 22.000 Brände - der höchste Wert für diesen Monat in den letzten 15 Jahren.
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Das Zusammenspiel von Klimawandel, El Niño und zunehmender Abholzung führt zu einer Negativspirale aus sich verschärfenden Dürren und Bränden.
Die Regierung im Bundesstaat Amazonas hat für alle 62 Bezirke den Notstand ausgerufen, und fast 600.000 Menschen sind betroffen.
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