Krimi-Legende Karl Fischer im Talk mit Vera über seine Irrwege in Venedig und wieso einst niemand an ihn geglaubt hat. Außerdem ist er im Mystery-Thriller „Schnee“ (ORF 1) zu sehen und am Samstag in weiteren zwei Krimis von Donna Leon.
„Krone“: Karl Fischer, den Krimis von Donna Leon verdanken Sie eine große Popularität - 26 Filme in neunzehn Jahren. Jetzt ist Schluss damit. Vermissen Sie Ihre Rolle als gutmütiger Sergente Vianello an der Seite von Commissario Brunetti?
Karl Fischer: Nein. Neunzehn Jahre sind genug. Und diese Rolle ist ja nun nicht gerade immens herausfordernd. Aber Venedig ist mir als Sehnsuchtsstadt geblieben. Wir haben dort pro Film jeweils einen Monat lang gedreht.
Das heißt: Sie verlaufen sich dort nicht mehr?
(lacht) Doch! Aber es macht mir großen Spaß - es ist spannend. Am spannendsten war’s für mich, als einmal ganz plötzlich der Nebel eingefallen ist, total dicht. Das Einzige, was man noch sehen konnte, waren die roten Lichter der Baustellen. Das war wie in dem berühmten Film „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ - der perfekte Live-Horror-Film! Wenn dann plötzlich aus dem Nebel so ein rotes Licht auftaucht...
Ich vermute aber, dass das für die wenigsten Menschen der Grund ist, um nach Venedig zu fahren - schon eher, um die Wege nachzugehen, die man in den Leon-Krimis sieht.
Das stimmt schon, aber Tatsache ist: JETZT ist für Venedig die beste Zeit!
Warum haben sich die Verfilmungen eigentlich aufgehört?
Einerseits weil das Drehen in Venedig extrem teuer ist, andererseits weil Donna Leon mit den Filmen nie ganz glücklich war. Das ist bei Autoren oft der Fall. Aber 350 Seiten lassen sich halt nicht in neunzig Minuten erzählen.
Sind Sie nach dem Aus der Donna-Leon-Verfilmungen in ein berufliches Loch gefallen?
Ganz im Gegenteil: Die Rollen sind besser und anspruchsvoller geworden.
Mittlerweile haben Sie für den ORF sechs Folgen von „Die Fälle der Gerti B.“ abgedreht, wobei Ihre Frau Susi Stach die Kriminalpolizistin Gerti B. verkörpert und Sie einen ehemaligen Bordell-Besitzer. Das liegt derzeit auf Eis?
Ja, leider. Aber alle sind begeistert davon, und ich hoffe, dass sie bald gesendet werden.
Ans Theater wollen Sie gar nicht mehr? Sie waren immerhin jahrelang fix an der Burg!
Man versucht halt dort immer, die Leute nicht drehen zu lassen. Irgendwie beißt sich’s; auch organisatorisch. Zudem geht’s am Theater extrem autoritär zu.
Haben Sie deshalb 99 die Burg freiwillig verlassen?
Nicht deshalb, nein. Aber ich hab nicht die Rollen spielen dürfen, die ich wollte. Letztlich war’s eine beidseitige Entscheidung.
Und schon im Jahr drauf hatten Sie das Serienangebot für die Krimis von Donna Leon. Besonderes Glück?
Absolut, ein glückhafter Zufall. Ich war direkt nach dem Ende meines Burg-Engagements zu Besuch in Köln bei meinem Freund, dem Schauspieler Joachim Król, der ja in den ersten Donna-Leon-Krimis den Kommissar gespielt hat. Er erzählt mir, dass man noch jemanden für die Rolle des Sergente sucht. Da ruft seine Frau: „Der sitzt doch grad bei uns auf der Couch!“ Also hat er mich dem Regisseur und der Produzentin als Vianello vorgeschlagen - und so bin ich’s geworden.
Das Glück des Tüchtigen. Ihr Curriculum ist ja auch erstaunlich: Nach einer Lehre und einigen Jahren als Versicherungsvertreter haben Sie mit 27 auf Anhieb die Aufnahmsprüfung am Reinhardt-Seminar geschafft?
Ja, das war so. Mich hat die Bühne immer gereizt. Ich hab als Schüler auch überall mitgespielt, wo ich konnte und durfte - die Eltern waren nicht dagegen, aber auch nicht unbedingt dafür -, und mit 27 hab ich mir gedacht: „Entweder machst du das jetzt, oder es wird nie was“. Im Übrigen: Bevor ich dort angetreten bin, war ich genau ein Mal im Theater. In einem Nestroy. Nicht weiter erstaunlich, dass niemand an mich geglaubt hat. Alle meine Freunde, meine ganze Umgebung hat gemeint: „Das schaffst du nie!“ Einer hat sogar gewettet: „Wenn du das schaffst, dann fress ich einen Besen!“ Das ist er mir bis heute schuldig!
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