Der „King Of Pop“

Michael Jackson durch Devotionalien analysiert

Unsterbliche Legende: Michael Jackson, der „King Of Pop“

(Bild: Zuma Press, Reiffer Verlag Krone KREATIV,)

Nach einer gefeierten Ausstellung öffnet der deutsche Michael-Jackson-Sammler Chris Julian Dittmar die Tür zu seinen seltenen Besitztümern nun allen Interessierten. Im Buch „Michael Jackson - Meilensteine einer Weltkarriere“ wird der Weg des „King Of Pop“ anhand eindrucksvoller Stücke stimmungsvoll und kurzweilig erzählt. Kritisches bleibt dabei freilich außen vor.

Bücher über den womöglich größten Popstar der Musikgeschichte gibt es wie Sand am Meer. Von Michael Jackson, dem 2009 im Alter von nur 50 Jahren an einer Überdosis Propofol viel zu früh verstorbenen Megastar aus dem ländlichen Indiana, weiß man so gut wie alles. Seine beeindruckende Diskografie ist ebenso niedergeschrieben wie die vielen Awards, die Philanthropie-Meilensteine und schlussendlich auch die persönlichen Unsicherheiten und Skandale, die den Erfinder des „Moonwalk“ schon früh in einem diffusen Licht erstrahlen ließen. Michael Jackson war aber vor allem ein Phänomen mehrerer Generationen. Eine popmusikalische Leuchtfigur, die Grenzen verschob und das scheinbar Unmögliche möglich machte. Die nicht nur als Solokünstler, sondern auch als Teil von Jackson Five und der Jacksons für Furore sorgte und den Weltmusikmarkt hochgerechnet mehr als vier Jahrzehnte lang entscheidend mitprägte.

Jahrzehntelanger Sammelwahn
Im großformatigen Buch „Michael Jackson - Meilensteine einer Weltkarriere“ (Reiffer Verlag) haben sich dankenswerterweise gleich zwei Brancheninsider zusammengetan, um ihr Wissen zu bündeln. Hauptinitiator Chris Julian Dittmar verfiel dem „King Of Pop“ vor mehr als 30 Jahren noch als Kind und sammelt seit einem Vierteljahrhundert alles, was es zum Thema Jackson zu erstehen gibt. Goldene Schallplatten, seltene Eintrittskarten, persönlich signierte Bühnengewänder und Hüte, verschollen geglaubte Konzertplakate und eigens für Plattenfirmen-Bosse und Starfreunde gebastelte Einladungsschreiben oder -plaketten, die normalerweise gar nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollten. All das steckt im persönlichen Fundus des Deutschen, der als Teenager klassisch mit CDs, Postern und Magazinen begann und sich irgendwann mit Fans und Insidern aus der ganzen Welt vernetzen, um seine Jackson-Devotionalien ins Unendliche aufzustocken.

Aus der größer werdenden Sammlung erwuchs mit den Jahren die Überlegung, ob die Hortung in den eigenen vier Wänden nicht zu schade wäre. Zum fünften Todestag Jacksons kuratierte Dittmar erstmals eine Ausstellung in Gronau, weitere sollen folgen. Gemeinsam mit dem deutschen Sammler und Direktor des Münchner Rockmuseums, Herbert Hauke, hat sich Dittmar schlussendlich zusammengesetzt, um an diesem opulenten, mehr als 240 Seiten starken Band zu basteln, der nicht nur einen tiefen Einblick in die umfangreiche (und wohl zumindest europagrößte) Jackson-Sammlung des lebenslangen Fans zu geben, sondern auch einen popkulturellen Kontext zu den einzelnen Teilen herzustellen. So kann man das Leben der einzigartigen Kultfigur noch einmal von den frühen 60er-Jahren an nacherleben und bekommt nicht nur Einblicke in die strenge, aber auch rissfeste Familienbande, sondern auch an das frühe Schupfen ins Rampenlicht, das bei Kindern in dieser Zeit noch nicht so üblich war wie heute.

Buntes Derivat-Potpourri
Dass die negativen und umstrittenen Beigeschmäcker des „King Of Pop“ so gut wie komplett ausgeblendet werden ist schade, aus der Fan-Perspektive aber zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. „Meilensteine einer Weltkarriere“ verfolgt nicht den Anspruch, ein akkurates und möglichst objektives Bild des Künstlers nachzuzeichnen, sondern sein zumeist florierendes und sich ständig in Hochgeschwindigkeit befundenes Leben mit möglichst viel Ehrerbietung auszubreiten. Dittmar sah Jackson vor dessen Ableben selbst einige Male live und konnte sich ein profundes Bild von den Qualitäten des Künstlers machen. In seinem Buch versammelt er in zumeist großformatigen Bildern nicht nur klassische Sammler- und Erinnerungsstücke, sondern auch so manch skurril anmutendes Derivat. Etwa ein Hochzeitspaket aus dem Jahr 1973, als Michaels Bruder Jermaine Hazel Gordy ehelichte. Als Highlight kann auch der Originalvertrag zum legendären „Thriller“-Kurzfilm angesehen werden.

In chronologischer Reihenfolge liest und schaut man sich durch eine Karriere, die es in dieser Form kein zweites Mal gab. Man bekommt Grundrisse des Jackson-Familienanwesens in Kalifornien zu Gesicht, wird von Silber-, Gold- und Platinauszeichnungen und statistischen Top-Werten förmlich erschlagen, sieht die von Jackson signierte, originale rote Jacke, der er im Video zur Single „Beat It“ trug oder erfährt noch einmal, welch immensen Einfluss die Sendung „Wetten, dass…?“ vor dem Internetzeitalter hatte, als Jackson durch seinen ersten Gastauftritt bei Thomas Gottschalk in Köln einst seinen Marktwert im deutschsprachigen Raum um ein Vielfaches zu potenzieren wusste. Für Michael-Jackson-Neulinge (sofern es solche überhaupt gibt) ist das Buch ein perfektes Nachschlagewerk, langjährige Fans und Enthusiasten werden sich zumindest nicht langweilen und können sich nostalgisch an verbildlichter Musikgeschichte laben. Der Charakter mag streitbar sein, der Künstler jedoch war eine Klasse für sich. Und exakt diesen Aspekt ruft „Michael Jackson - Meilensteine einer Weltkarriere“ noch einmal stichhaltig in Erinnerung.

Mehr zu Dittmars Sammlung
Unter www.michaeljackson-collection.com kann man nicht nur das Buch beziehen, sondern sich noch tiefer in die einzigartige Sammlung Dittmars vergraben.