Debüt der Metalband

Future Static: Musik machen, die Kraft gibt

Musik
26.11.2023 09:00

Die Lockdowns in der Coronazeit waren für viele Menschen eine Herausforderung. Manche haben diese Phasen aber auch für sich nutzen können, wie etwa das australische Quintett Future Static beweist. „Wir hatten viele sehr strenge Lockdowns“, erinnert sich Sängerin Amariah Cook zurück. Die fünf Musiker waren ziemlich aktiv, das Ergebnis ist ihr Debütalbum „Liminality“, das von Metal über Rock bis zu poppigen Einflüssen reicht. Ein bunter Mix also.

Cook ist seit 2021 Teil der Gruppe, nachdem die damalige Sängerin ausgestiegen ist, um als Hebamme zu arbeiten. „Als ich hörte, dass sie eine neue Sängerin suchen, wollte ich es unbedingt machen! Wir kannten uns bereits. Es war nur die Frage: Wie schnell soll ich mich bei ihnen melden, ohne dass es unhöflich wirkt?“, lacht Cook im APA-Interview. „Ich habe also ein paar Wochen gewartet, dann kam eins zum anderen.“ Komplettiert wird die Band von den Gitarristen Ryan Qualizza und Jack Smith, Bassistin Kira Neil und Drummer Jackson Trudel, der ebenfalls relativ neu dabei ist. „Wir alle haben ziemlich viel Energie, da ergänzen wir uns sehr gut.“

Kompakt und herausfordernd
Hört man die Platte, kann man das nur unterschreiben: Mit Nummern wie dem pumpenden Opener „Chemical Lobotomy“ oder dem Albumhighlight „Roach Queen“ werden keine Gefangenen gemacht, sondern lustvoll die verschiedenen Zutaten gemischt. Cook selbst changiert zwischen glockenhellem Gesang und tiefen Growls, was der 27-Jährigen durchwegs überzeugend gelingt. Vor allem aber verstehen es Future Static, ihren modernen Metal kompakt und gleichzeitig herausfordernd umzusetzen, womit die Songs zwar schnell ins Ohr gehen, aber auch bei mehrmaligem Hören immer wieder neue Details offenbaren.

„Wir versuchen ständig, etwas Neues auszuprobieren“, meint Cook zu diesem Wesenszug der Gruppe. „Wir lieben einfach diese musikalischen Puzzles. Es ist schön, wenn du an solchen Dingen arbeitest und am Ende erkennst, wie sich alles fügt und zusammenpasst.“ Grundsätzlich passiere das Songwriting auf sehr natürlichen Weg und würde man nichts erzwingen. „Aber wir haben natürlich sehr unterschiedliche Vorlieben und Inspirationen“, so Cook, weshalb die Songs entsprechend variantenreich daherkommen. Letztlich bietet „Liminality“ eine ordentliche Weiterentwicklung für die Band, die mit ihren ersten EPs noch eher handelsüblichen Sound aus der Heavy-Ecke fabriziert hat.

Gegen toxische Züge
Nicht zuletzt sind es Cooks Lyrics, die einen Gutteil des Reizes ausmachen, verarbeitet die Sängerin doch ziemlich persönliche Erlebnisse. „Speziell während der Lockdowns hatte ich viel Zeit, über meine Vergangenheit nachzudenken - wie es wohl bei vielen Menschen der Fall war. Und da sind einige Sachen wieder hervorgekommen, die ich vergessen oder verdrängt hatte. Ich weiß beispielsweise nicht, warum ich ‘Venenosa‘ geschrieben habe, aber ich habe zu der Zeit wahrscheinlich sehr bewusst versucht, kein Arschloch zu sein“, schmunzelt sie. „Ich will keine toxische Person sein und meine Probleme bei anderen abladen.“

In „Roach Queen“ verarbeitet sie wiederum eine Kindheitserinnerung aus jener Zeit, als sie mit ihrer Familie in Barcelona lebte und einige ziemlich grausige Begegnungen mit Kakerlaken hatte. „Das ist bei einem Gespräch einfach hervorgebrochen. Oh, verdammt, das ist tatsächlich passiert! Wieso war ich damals so dünn? Ernst nach und nach bin in draufgekommen, was da wirklich los war und was das mit mir gemacht hat. Aber im Endeffekt will ich Musik machen, die einem Kraft gibt. Und wenn ein Song mir keine Kraft gibt, wie kann das bei jemand anders möglich sein?“ Deshalb sei ihr wichtig, trotz düsterer Inhalte und Stimmungen „jedes Mal einen kleinen Funken Hoffnung zu versprühen“.

APA/Christoph Griessner

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Wien Krone
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