Pendeln wird weder leistbarer noch unkomplizierter. Welche Maßnahmen es nun über das Klimaticket hinaus braucht, präsentierte am Dienstag die Steirische Pendlerinitiative.
Hohe Preise an der Tankstelle, überfüllte Züge zu Stoßzeiten, fehlende Park- and Ride-Anlagen. Die Steirische Pendlerinitiative, die sich als Lobby der Pendler versteht, erkennt eine Vielzahl an Stellschrauben, an denen ergänzend zum Klimaticket noch dringend gedreht werden müsste. Denn: Die Zahl der Auspendler stieg heuer weiter auf knapp 60 Prozent an, während der Anteil von zwei Drittel Autofahrern gleich blieb. „Wir werden nicht von heute auf morgen alle Autofahrer zu den Öffis bringen“, sagt Peter Amreich, neu gewählter Obmann.
Um 7 Uhr sind die Parkplätze bereits voll, eine Erweiterung wäre notwendig.
Peter Amreich
Zu wenig Parkplätze am Stadtrand
Ein großes Problem, das zur Entlastung des Pendelverkehrs in Graz angegangen werden sollte, stellen die fehlenden Parkplätze am Stadtrand dar. Sogenannte Park and Rides sollten durch ihre Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz Autos aus der Stadt raushalten. Derzeit gibt es aber nur drei, die effektiv an die Öffis angebunden sind: jener am Weblinger Gürtel, beim Murpark sowie in Graz-Nord.
„Ausbauanträge liegen anscheinend auf Eis“, kritisiert Amreich die Grazer Verkehrspolitik. Schon um 7 Uhr in der Früh seien diese Parkplätze voll. Konkret schlägt die Pendlerinitiative eine neue P&R-Möglichkeit beim Weblinger Kreisverkehr vor.
Es wird deutlich, dass der Umstieg von Auto auf Öffis unter den Pendlern noch dauern könnte. Das liegt einerseits an der Bequemlichkeit der Autofahrer - vor allem der schnellste Weg zur Arbeit scheint hier zu punkten. Andererseits bräuchte es mehr Anreize, um Verhaltensänderungen in die Wege zu leiten.
Abhilfe schaffen könnten Mitfahrgelegenheiten. „Die meisten sitzen nach wie vor alleine im Auto“, sagt Franz Gosch, der heuer sein Amt an Amreich weitergibt. Um für mehr Fahrgemeinschaften zu sorgen, könnte man steuerliche Anreize schaffen oder beispielsweise mit einem CO₂-Bonus arbeiten.
Die meisten sitzen allein im Auto, auch daran muss sich etwas ändern.
Franz Gosch
„Klimaticket hat eingeschlagen“
Mit der Förderung des öffentlichen Verkehrs durch das Klimaticket zeigt sich die Pendlerinitiative zufrieden. „Dieses Angebot hat eingeschlagen“, sagt Amreich. Jedoch mangelt es mitunter an geeigneten Anbindungen, zudem wären viele Züge zu Stoßzeiten überfüllt, wie etwa auf der Strecke zwischen Leibnitz und Graz. Daher wird auf eine weitere Verdichtung des ÖBB-Taktfahrplans gepocht.
Ganz aktuell bemüht sich die Pendlerlobby auch um eine Drosselung der Spritpreise. Über die Arbeiterkammer strebt man eine Verbandsklage gegen in Österreich tätige Ölkonzerne an.
Studie zu neuen Abstellplätzen läuft
Die Stadt Graz verwies am Abend dann auf Anfrage übrigens darauf, gemeinsam mit dem Land Steiermark bereits eine Studie zur Potenzialerhebung von P&R-Anlagen im Großraum Graz in Auftrag gegeben zu haben. „Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden diese zunächst in der Arbeitsgruppe intern, aber auch mit wichtigen Stakeholdern abgestimmt. Danach sind der Bericht, die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen sowie Strategieformulierungen so vorhanden, dass diese dem Ausschuss für Verkehr, Stadt- und Grünraumplanung vorgelegt werden können“, heißt es aus dem Büro von Bürgermeisterin-Stellvertreterin Judith Schwentner (Grüne).
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