Neue Studie zeigt

200 Millionen Euro pro Jahr „in Wind geschossen“

Tirol
22.11.2023 12:00

Durch besseres Management, weniger Bürokratie und unnötiges Kompetenz-Wirrwarr könnte Tirol viel Geld besser einsetzen, geht aus einer Studie von Eco Austria hervor. Pflege, Bildung und andere Bereiche würden davon profitieren.

Mehr als 200 Millionen Euro könnte das Land Tirol in den Bereichen allgemeine Verwaltung, Pflichtschulwesen sowie Pflegeversorgung einsparen. Lediglich bei der Kinderbetreuung gibt es aufgrund des noch zu geringen Angebots kein Einsparungspotenzial. Die „Tiroler Krone“ berichtete unlängst kurz über die Effizienzstudie, die unter der Leitung von Monika Köppl-Turyna vom Institut für Wirtschaftsforschung Eco Austria erstellt wurde und die sie zusammen mit WK-Vizepräsident Anton Rieder präsentierte.

(Bild: Krone KREATIV, Quelle: Institut für Wirtschaftsforschung Eco Austria, Stock Adobe)

Die Studie zeigt nicht nur auf, wo die Problemfelder in den Bereichen liegen, sondern listet auch die jeweiligen Ausgaben und Einsparungsmöglichkeiten auf und liefert Lösungsvorschläge für die Politiker.

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Regularien müssen überprüft und gegebenenfalls aufgehoben werden.

Studienleiterin Monika Köppl-Turyna

Zu viel Bürokratie und zu großer Aufwand für Firmen
Die Ausgaben in der allgemeinen Verwaltung belaufen sich auf 944 Millionen Euro. Eingespart werden könnten 90 Millionen bzw. rund zehn Prozent. Vier Lösungsvorschläge hat Köppl-Turyna in dem Bereich. Erstens eine Deregulierung und Entbürokratisierung. Soll heißen: Für Unternehmen besteht durch hohe Erfüllungspflichten ein zu großer Verwaltungsaufwand. Durch lange Verfahrensdauern steigen die Projekt- und Investitionsrisiken. Zudem gibt es zu viele Spielräume der Handhabung zwischen den Gemeinden und Bezirken. „Regularien müssen überprüft und gegebenenfalls aufgehoben werden“, meint die Studienleiterin.

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Derzeit verfehlen 16 Prozent der Tiroler Pflichtschüler die Bildungsstandards. Gerade in einer Phase des Arbeits- und Fachkräftemangels schmälert das die Wettbewerbsfähigkeit.

Monika Köppl-Turyna

Weiters spricht sie sich für die Verankerung von Fristen aus. „Das würde die Risiken minimieren.“ Nicht zuletzt spießt es sich an zu vielen Zuständigkeiten bzw. Stellen, bei denen die Unternehmen vorstellig werden müssen. Bezüglich der Digitalisierung empfiehlt Köppl-Turyna, dass die „Digital Government“-Angebote auf Bundes- und Landesebene auch auf Gemeindeebene zur Verfügung gestellt werden müssen.

Monika Köppl-Turyna vom Institut für Wirtschaftsforschung Eco Austria (Bild: Birbaumer Johanna)
Monika Köppl-Turyna vom Institut für Wirtschaftsforschung Eco Austria

16 Prozent verfehlen die Standards bei Bildung
Beim Pflichtschulwesen liegen die Ausgaben bei 544 Millionen Euro. „Einsparen könnte man 56 Millionen bzw. zehn Prozent“, rechnet die Expertin vor. Einer der vier Lösungsansätze sieht mehr Autonomie für die Schulen vor, sowohl beim Personal als auch den Ressourcen. Zudem braucht es auch hier eine Bündelung der Kompetenzen, sodass die Bildungseinrichtungen nur eine für sie zuständige Stelle haben. „Da die Schulmaterialien zum Teil veraltet sind, braucht es eine Entrümpelung von Lehrplänen, mehr Berufsorientierung und digitale Inhalte. Derzeit verfehlen 16 Prozent der Tiroler Pflichtschüler die Bildungsstandards. Gerade in einer Phase des Arbeits- und Fachkräftemangels schmälert das die Wettbewerbsfähigkeit.“

Die Kinderbetreuung ist zwar effizient, jedoch ist das Angebot noch zu gering. (Bild: Christof Birbaumer)
Die Kinderbetreuung ist zwar effizient, jedoch ist das Angebot noch zu gering.

Indes werden für die stationäre Pflege 160 Millionen Euro, für die mobile 49 Millionen Euro ausgegeben. Unterm Strich kostet das Pflegewesen in Tirol also 209 Millionen Euro. Köppl-Turyna sieht eine Einsparungsmöglichkeit von insgesamt 55 Millionen Euro (26 Prozent). Neben der Attraktivierung der Pflegeberufe spricht sie sich für eine Vereinfachung bei der Verwaltung, eine Stärkung des regionalen Schnittstellenmanagements sowie eine Entlastung des stationären Bereichs aus. Vor allem bei der stationären Pflege könne man ansetzen. Denn nach der Steiermark und Kärnten ist der Anteil der stationär gepflegten Personen in der Pflegegeldeinstufung 1 und 2 nirgends so hoch wie in Tirol. „Mobil vor stationär“ müsse das Motto sein.

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Das eingesparte Geld sollte man daher in anderen Bereichen einsetzen, wo es dringend benötigt wird.

Monika Köppl-Turyna

Kinderbetreuung effizient, aber zu wenig Angebot
Bleibt als vierter Bereich die Kinderbetreuung. Für diese werden 225 Mio. Euro in die Hand genommen. Das Einsparungspotenzial liegt hier jedoch bei 0 Euro. Denn bei der Betreuung der Kleinen „ist Tirol effizient“, gibt es von Köppl-Turyna ein Lob. Doch sie schickt ein großes „Aber“ hinterher: Das Angebot ist nämlich zu gering und die Heime schneiden mit einer Tagesöffnungszeit von 8,7 Stunden und einer Jahresöffnungszeit von 44,5 Wochen im Vergleich mit den anderen Bundesländern schlecht ab. Die Studienleiterin spricht sich aufgrund fehlender Ressourcen in kleinen, ländlichen Gemeinden für regionale Kooperationen aus, um flächendeckende Angebote zu schaffen. „Beispiele finden sich etwa in Vorarlberg“, sagt Köppl-Turyna. Darüber hinaus brauche es für die Gemeinden Anreize im System der Finanzierung.

„Erspartes Geld in anderen Bereichen einsetzen“
In Summe betragen die Ausgaben rund 1,92 Milliarden Euro. Wie der gelernte Österreicher weiß: Sparen Land und Gemeinden bei den Ausgaben die eingangs genannten 201 Millionen Euro ein, bekommen sie im nächsten Jahr vom Bund wohl entsprechend weniger überwiesen. „Das eingesparte Geld sollte man daher in anderen Bereichen einsetzen, wo es dringend benötigt wird“, so Köppl-Turyna abschließend.

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