Nach fünf Tagen Führungschaos beim ChatGPT-Entwickler OpenAI kehrt der herausgedrängte Chef Sam Altman wieder an die Spitze zurück. Der 38-jährige Mitgründer dürfte nun in einer stärkeren Position sein als vor dem überraschenden Rauswurf.
Nach Altmans Rauswurf überschlugen sich die Ereignisse. Der größte OpenAI-Investor Microsoft nahm Altman bei sich auf, damit er weiter an Künstlicher Intelligenz forscht. Dann drohten rund 700 der 770 Mitarbeiter von OpenAI, Altman zu folgen. Eine solche Abwanderung hätte das Start-up an den Rand des Abgrunds gebracht - während Microsoft auf einen Schlag seinem KI-Rivalen davongelaufen wäre. Am Ende gab der bisherige Verwaltungsrat den Rücktrittsforderungen nach.
ChatGPT ist der KI-Chatbot, der vor einem Jahr den Hype um Künstliche Intelligenz mit Erwartungen von einem digitalen Schlaraffenland für alle bis hin zur Angst vor einem Auslöschen der Menschheit auslöste. Entsprechend wurde OpenAI zum wichtigsten Start-up der Welt - zu einer Firma, die die Welt verändern könnte und Tech-Schwergewichte wie Google und den Facebook-Konzern Meta in Zugzwang brachte.
Richtungsstreit hinter den Kulissen
Doch hinter den Kulissen brodelte es. OpenAI wurde 2015 als ein Non-Profit mit dem Ziel gegründet, Künstliche Intelligenz für alle mit offenen Modellen zu entwickeln. Da sich aber abzeichnete, dass Spenden nicht für die nötigen Unmengen von Rechenleistung reichen, wurde zusätzlich eine gewinnorientierte Firma mit Mitgründer Altman an der Spitze gegründet. Sie wurde dem Verwaltungsrat unterstellt und verpflichtet, der ursprünglichen Mission von OpenAI zu folgen. Die Struktur war eine Zeitbombe, die vergangenen Freitag hochging.
Hintergründe unklar
Medienberichten zufolge soll nun eine interne Untersuchung klären, was genau passierte. Der Verwaltungsrat setzte Altman mit der Begründung ab, man habe das Vertrauen verloren, weil er nicht aufrichtig in seiner Kommunikation mit dem Aufsichtsgremium gewesen sei. In der glattgebügelten Welt der Pressemitteilungen ist es eine brutale Formulierung, die zwischen den Zeilen suggeriert: Da ist etwas Unschönes vorgefallen. Doch übers Wochenende versuchten alle Silicon-Valley-Medien vergeblich herauszufinden, was Altman getan haben soll. Auch der zweite Interimschef in drei Tagen bekam darauf angeblich keine Antwort.
Die Erklärung in den Medien für Altmans Rauswurf: Die auf die ursprüngliche OpenAI-Mission bedachten Mitglieder im Verwaltungsrat fanden Altmans Innovationen zu schnell, zu unverantwortlich und zu kommerziell. Im Gegenteil zu anderen Gründern wie Mark Zuckerberg bei Facebook oder Larry Page und Sergey Brin bei Google hatte Altman keine Aktien, die ihm die Kontrolle über das Unternehmen sichern würden.
Neue Köpfe im Verwaltungsrat
Dass Altman auch Mitglied im sechsköpfigen Verwaltungsrat war, half ihm wenig. Die Mehrheit von vier Mitgliedern teilte ihm mit, dass er seinen Job los sei. Bei der Rückkehr ist Altman zumindest zunächst kein Mitglied des Aufsichtsgremiums. Von den Leuten, die ihn feuerten, ist dort aber nur einer übrig geblieben: Der Chef der Frage-und-Antwort-Plattform Quora, Adam d‘Angelo. Neu an Bord sind Ex-Finanzminister Larry Summer und der Software-Unternehmer Bret Taylor, der auf dem Posten krisenerprobt ist.
Im vergangenen Jahr hatte Taylor den Vorsitz im Verwaltungsrat von Twitter, als Tech-Milliardär Elon Musk erst ein rund 44 Milliarden Dollar (aktuell rund 40 Milliarden Euro) schweres Kaufangebot machte - und dann versuchte, aus dem Deal wieder herauszukommen.
Das Tech-Blog „The Verge“ berichtete zugleich, die Aufgabe dieses Mini-Gremiums solle vor allem sein, einen Verwaltungsrat mit bis zu neun Mitgliedern zusammenzustellen, der die Struktur hinter OpenAI reformieren werde. Microsoft als großer Investor werde vermutlich einen Sitz bekommen - und Altman wohl auch.
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