2:0 gegen Deutschland! Trotz des Prestigesieges wollen die ÖFB-Spieler demütig bleiben. „Man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Wir haben schon einmal extrem große Euphorie gehabt vor 2016 und sind dann extrem auf die Schnauze gefallen. Das wollen wir nicht wieder“, betonte Marcel Sabitzer.
Geht es nach David Alaba, könnte die Fußball-EM schon in einem Monat statt in einem halben Jahr beginnen. Österreichs Nationalteam scheint nach dem eindrucksvollen 2:0-Testspielsieg gegen EM-Gastgeber Deutschland für das Turnier bereit. Dennoch waren die ÖFB-Kicker nach dem Prestigeerfolg am Dienstag in Wien darum bemüht, die Euphorie nicht ins Grenzenlose wachsen zu lassen. Als Geheim- oder gar Mitfavorit für die EURO 2024 sieht man sich nicht.
Deutschland gestresst
Dortmund-Mittelfeldmann Sabitzer hob Mentalität und Zusammenhalt hervor. „Wir haben auch eine klare Spielphilosophie, einen klaren Plan, den wir umsetzen, dem wir folgen.“ Der war auch gegen Deutschland ersichtlich. Sabitzer: „Wir haben sehr viel wegverteidigt, wir haben sie sehr gestresst. Souveräner hätten wir das jetzt nicht wirklich machen können.“ Bis zum Turnier sei aber noch viel Zeit.
„Wir wollen für die EURO bereit sein“, betonte Kapitän Alaba. „Wir wissen, dass es auch anders aussehen kann nach so einer Qualifikation. Das haben wir selbst durchlebt.“ Bei der EM 2016 in Frankreich kam für das als Geheimfavorit gehandelte Team von Marcel Koller in der Gruppenphase das Aus. Alaba ist zuversichtlich, dass das acht Jahre später unter Ralf Rangnick vermieden werden kann. „Wir haben das Potenzial, wenn wir weiterhin näher zusammenrücken und weiterhin mutig und entschlossen arbeiten.“
Den Auftritt gegen den EM-Gastgeber bewertete Alaba sehr positiv. „Sie haben eine Mannschaft mit enormer Qualität. Sie haben Einzelspieler, die Weltklasse sind“, erinnerte der Real-Madrid-Star. Entsprechend stolz war auch Christoph Baumgartner, der mit einem gekonnten Schupfer das 2:0 erzielte. „Es ist schon etwas Besonderes, Deutschland zu schlagen.“ Die Probleme des Gegners müsse man auch hervorkitzeln. „Wir haben es geschafft, dass wir sie von der ersten Minute an unter Druck gesetzt haben.“
Trotz dessen aktueller Krise wünschen sich die ÖFB-Spieler bei der EM-Auslosung am 2. Dezember in Hamburg nicht zwingend den großen Nachbarn aus Topf eins. „Fakt ist, dass sie unfassbar viel Qualität an Spielermaterial und auf der Trainerbank haben“, sagte Baumgartner über das Team seines früheren Hoffenheim-Trainers Julian Nagelsmann. „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Deutschland eine sehr, sehr gute Rolle spielen wird bei der Heim-EM.“ Alaba: „Sie haben sicherlich das Potenzial, bei einem Turnier erfolgreich zu sein.“
Duelle mit Deutschland seien immer etwas Besonderes, versicherte Alaba. „2024 warten noch viel mehr besondere Spiele auf uns. Wir machen weiter wie bisher“, versprach Bayern-Legionär Konrad Laimer. „Wir haben einen klaren Plan gegen und auch mit dem Ball, das sieht man uns an.“ Daher würde man sich auch „keine Limits“ setzen. Mit klaren Zielvorgaben für die EM im kommenden Jahr hielten sich die ÖFB-Spieler aber zurück.
„Ganz wichtig ist, dass wir alle demütig bleiben“
„Wichtig ist, dass jeder Einzelne im Land einordnen kann, dass wir dort sicher nicht Favorit sind, sicher nicht Mitfavorit, und sicher auch nicht Geheimfavorit“, betonte Stürmer Michael Gregoritsch. „Wir wollen dort aber eine gute Rolle spielen.“ Baumgartner formulierte es so: „Ganz wichtig ist, dass wir alle demütig bleiben. Wir Österreicher neigen alle sehr, sehr schnell dazu durchzudrehen. Deswegen ist es ganz wichtig, auf dem Boden zu bleiben. Wir tun alle gut daran zu wissen, wo wir herkommen - und dann ist sehr viel möglich.“
Gegen die Deutschen überzeugte das ÖFB-Team vor allem im Defensivverhalten. „Da war nie die Riesengefahr, dass wir ein Tor fressen“, meinte Linksverteidiger Phillipp Mwene. „Wenn wir so spielen, spielt kein Gegner gerne gegen uns“, ergänzte sein rechtes Pendant Stefan Posch. „Gegen den Ball war es sehr, sehr stark. Mit Ball gibt es noch ein bisschen Luft nach oben“, sagte Sabitzer. Seine Kollegen sahen das ähnlich. Die eine oder andere Umschaltsituation hätte man noch besser zu Ende spielen können.
Ehrenrunde im Stadion
Gefeiert wurde am Ende dennoch - mit einer Ehrenrunde im Stadion und einer lautstarken Darbietung von „Strada del Sole“ in der Kabine. ÖFB-Videoanalyst Stefan Oesen hatte für den Fall eines Sieges gegen Deutschland offenbar angekündigt, den Sommerhit-Klassiker von Rainhard Fendrich anzustimmen. „Wir haben gewonnen, das musste er einlösen“, verriet Sabitzer. „Und dadurch, dass wir ein eingeschworener Haufen sind, haben wir ihn unterstützt.“
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