Der Insel an der Taiwan-Straße ist Kummer nicht fremd: Regelmäßige Erdbeben, salzwasserfeuchte Wirbelstürme und ein säbelrasselndes China schlagen aufs Gemüt. Doch zwischen Wolkenkratzern und Teeplantagen packt einen urplötzlich das Glück.
Ihre Insel nennen die Taiwaner aufgrund ihrer Form liebevoll „Süßkartoffel“. Das gewaltige Bergmassiv, das sich vom Norden in den Süden des Eilands erstreckt, bezeichnen sie als ihr „Rückgrat“. Und das höchste Gebäude, der mehr als 500 Meter hohe Taipeh-101-Wolkenkratzer? „Unser Bambus“, lacht Salomé Lee, die im Süden der Insel aufgewachsen ist.
Rasch wird klar, dass die extrem dicht besiedelte Insel – sie ist bei 23 Millionen Einwohnern gerade einmal 350 km lang und 150 km breit – zwar einen gewaltigen, westlich beeinflussten Modernisierungsschub hingelegt hat. Doch dabei ihre jahrtausendealte Naturverbundenheit und landwirtschaftliche Tradition nicht vergessen hat: Wer die Hauptstadt Taipeh etwa mit dem praktischen Hochgeschwindigkeitszug (eine eineinhalbstündige Fahrt für einen Erwachsenen kostet umgerechnet etwa 30 Euro) Richtung Süden verlässt, findet sich innerhalb kürzester Zeit in einer grünen, unberührten – und vor allem gebirgigen Landschaft. Auf bis zu knapp 4000 Meter wachsen hier die Berge rasant aus dem Meer. Und bilden unglaubliche Schluchten, Wasserfälle, und Felsklippen.
„Tunnel der neun Wendungen“
Die atemberaubendste Schlucht der Insel befindet sich im Taroko-Nationalpark, dem ältesten Nationalpark Taiwans im gebirgigen Osten der Insel, nahe der Stadt Hualien.
Wer hier gut und nahe unterkommen will, kann im Lakeshore Hotel absteigen, es liegt unweit der „Tunnel der neun Wendungen“, die hier explizit empfohlen sein sollen: eine steile Schlucht mit Hunderte Meter hohen Wänden, gut erschlossen mit einem in den Felsen geschnittenen Fußweg, über den es an groben Felsfronten und rauschenden Wasserfällen vorbeigeht.
ANREISE:
Praktischerweise mit der Eva Air, die täglich von Wien nach Taipeh fliegt - dreimal wöchentlich nonstop und viermal wöchentlich via Bangkok.
AUFENTHALT:
SEHENSWÜRDIGKEITEN:
Taipeh 101, Longshan-Tempel, Taroko-Schlucht, Tofu-Kap (zum Schwimmen), Alishan
SPORTLICHE TIPPS:
Immer wieder presst sich eine stürmische Böe durch das enge Tal, feine Wassertröpfchen verteilen sich in der Luft. Die drückende Hitze ist jetzt im Oktober längst einem milden, sommerlichen Klima gewichen. Es ist die beste Reisezeit. Die Taifun-Saison ist vorbei, mit Regen ist allerdings immer noch fast täglich zu rechnen.
Kein Tee-Bakel trotz starker Konkurrenz
Und das ist auch gut so. Denn ohne die verlässlichen Güsse würde nicht wachsen, was hier in Alishan auf 2500 Meter Höhe wächst: Tee. Moderne Leiterplatten und Billig-Tee aus anderen Ländern haben die wertvollen Blätter zwar längst als Exportgut Nummer eins abgelöst, aber immer noch werden rund 14.000 Tonnen Tee pro Jahr auf der Insel angebaut. „Und zwar in viel besserer Qualität als etwa in Vietnam“, erklärt Huang Chang-Hao lächelnd.
Er muss das sagen, er ist Chef der gewaltigen Sheng-Li-Farm hier im Herzen der Insel, doch irgendwie gewinnt man den Eindruck, er hat recht, wenn man ihm bei dem sorgfältigen Trocknungsprozess der Teeblätter zusieht. Erst nach sechs Jahren sind die Pflanzen so weit, dass sie zuverlässige Erträge liefern, ihre Wurzeln stabilisieren die feuchten Hänge der Hochplateaus.
Zurück aus dieser rauen Wildnis, warten die Großstadtschluchten Taipehs: Vom eingangs erwähnten Taipeh 101 aus geht der Blick über die ganze Stadt, über Flughäfen, Stadien, Bahnhöfe und Hotels. Eine Mega-Metropole aus dem Bilderbuch: laut, aber sauber; hektisch, aber charmant. Und dennoch kann sie nicht über die atemberaubende Wildnis des Landes hinwegtäuschen.
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