„Krone“-Kino-Kritik

Joaquin Phoenix als „Napoleon“ ganz intim

Es ist so weit: Hollywoods beliebtester „Joker“ Joaquin Phoenix spielt im neuen, lang erwarteten Blockbuster den ikonischen französischen Kaiser „Napoleon“. Meister-Regisseur Ridley Scott („Gladiator“) lässt die Leinwand mit historischen Schlachten beben. Ob sich aber das Geschichtsdrama wirklich lohnt, lesen Sie hier in unserer Kritik. 

Ein Name, umweht von Gigantomanie. Ein Mann des Krieges, Choreograph blutiger Schlachten, der im Kampf die einzige Antwort auf Widerstand sah. Ein berechnender Stratege auch in Sachen Nachkommenschaft.

Napoleon in Ägypten.

(Bild: ©Sony Pictures / Everett Collection / picturedesk.com)

Dass Regisseur Ridley Scott just Napoleons Verbindung zu seiner ersten Ehefrau Joséphine de Beauharnais in den Fokus seines opulenten Epos rückt - vielleicht als Gegenpol zu all dem Gemetzel - mag erstaunen, und birgt den Versuch eines sehr intimen Blicks auf den Kaiser, dessen Vita schon Stoff für diverse Verfilmungen bot.

Die private Seite Napoleons wird hervorgehoben.

(Bild: Apple)

Dass sich Altmeister Scott bei der Umsetzung bombastischer Themen noch nie von Haarspaltereien in Sachen Historie beirren ließ, zeigt sich auch prompt in diesem Werk. Protagonist Joaquin Phoenix ist fast fünfzig, Napoleon war Mitte dreißig, als er sich selbst zum Kaiser krönte. Vanessa Kirby gibt taufrisch Gattin Joséfine, die in Wirklichkeit älter als Napoleon war.

Lässt sich 2023 immer noch nicht die reale Geschichte eines Mannes erzählen, der sich in eine hinreißende reifere Frau verliebt? Zudem: Mit Phoenix in der Rolle des korsischen Polit-Aufsteigers hätte man sich zumindest eine etwas weniger klassisch konturierte Autokraten-Figur erhofft, deren Willen zur Macht nicht nur in großen Schlachtentableaus erstarrt. „Des Kaisers neue Kleider“ spielt’s bei Ridley Scott nicht!