Das von Experten jahrelang geforderte, strukturierte Vorsorgeprogramm wird nun in ganz Österreich Realität - zumindest als Pilotversuch. Bis jetzt gab es nur ärztliche Empfehlungen an Patienten über 50, die von den Kassen bezahlte Darmvorsorge in Anspruch zu nehmen. Diesen folgten bislang nur 16 Prozent der Altersgruppe.
Nun sollten mehr Menschen der neuen Einladung folgen, denn ähnlich dem Brust-Screening wird man ab 2024 von den Kassen zur Untersuchung gebeten. Da Darmkrebs immer häufiger auch Jüngere trifft, beginnt das künftige Screeningalter bei Personen ab 45 und endet mit 75 Jahren.
Stuhltest und Spiegelung
„Die Darmchecks ermöglichen vorhandene Karzinome früher zu entdecken und dann mit höheren Erfolgsaussichten zu behandeln“, so Gastroenterologin Prof. Prim. Dr. Monika Ferlitsch, Evangelisches Krankenhaus Wien. In puncto Testmethode wird man künftig die Wahl zwischen der alle 10 Jahre stattfindenden Vorsorge-Koloskopie (Darmspiegelung) und dem alle zwei Jahre durchzuführenden, immunologischen Stuhltest (FIT-Test) haben. Ist dieser positiv (bei jedem 10. Untersuchten), zahlen die Kassen die dann nötige Folge-Koloskopie.
Früh erkennen, rasch behandeln
Der immunologische Stuhltest dient der Früherkennung. Er basiert auf dem Nachweis von menschlichem Hämoglobin durch spezifische Antikörper. Damit ist er empfindlicher und genauer als früher gebräuchliche Stuhltests und wird vor allem auch durch verzehrte Lebensmittel in seiner Treffgenauigkeit nicht beeinträchtigt.
„Für Vorsorgebewusste, die aus irgendeinem Grund keine Darmspiegelung wünschen, ist der FIT-Test eine gute, fast ebenso sichere Methode und in jedem Fall besser als gar keine Untersuchung“, gibt Helga Thurnher, Obfrau der Selbsthilfe Darmkrebs Österreich, zu bedenken.
Oft erst spät entdeckt
Nachteil: Der FIT reagiert nur auf blutende Polypen oder Adenome. Diese zeigt Krebs aber oft erst im frühen oder mittleren Stadium. In der Schleimhaut versteckte und nicht blutende Polypen können nicht erkannt werden. Bei der treffsicheren Vorsorge-Spiegelung hingegen „erwischt“ man solche Gewächse schon früh. Deren Entfernung vermag eine spätere Entwicklung von Tumoren zu verhindern.
Prof. Ferlitsch: „Die Möglichkeit des neuen FIT-Stuhltests ist grundsätzlich zu begrüßen, da dieser sicher die Teilnehmerquote am Darmkrebs-Screening erhöht. Es gibt dabei allerdings zu bedenken, dass Krebs-Früherkennung nicht mit Vorsorge gleichzusetzen ist.“
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