Kapfenberg wachgeküsst

Trainer, tanzen die Falken auch gegen den GAK?

Steiermark
23.11.2023 11:00

Der Schlager der Zweiten Fußball-Liga am Wochenende lautet Kapfenberg gegen GAK. Im Steirer-Derby (Freitag, 20.30, Stadion Kapfenberg) prallen die punktbesten Teams des Kalenderjahres aufeinander. Ein Vater des KSV-Erfolges ist Cheftrainer Abdulah Ibrakovic. Die „Krone“ traf ihn zum Interview. 

„Krone“: Trainer, Kapfenberg ist in der Zweiten Liga seit September unbesiegt, in der Jahrestabelle aktuell Zweiter hinter GAK - und man liegt derzeit nur einen Punkt hinter Rang zwei. 
Abdulah Ibrakovic: Gott sei Dank ist das so (lacht). Wir haben schon im letzten Jahr super gearbeitet, besonders im Frühling, als im Abstiegskampf viel Druck drinnen war. Daneben haben wir aber auch Top-Spieler wie Amoah oder Grosse ausgebildet.

Es ist bereits deine dritte Amtszeit in Kapfenberg. Da kann man schon beinahe von Liebe sprechen, oder? 
Kapfenberg ist in Österreich mein Heimatverein, auch mein erster als Cheftrainer in diesem Land. Ich war nach der Trainerstation in Prishtina (Anm. Kosovo) arbeitslos, habe in Bruck Haus gebaut - mit einem Auge war ich ab da immer bei KSV und hab mir die Spiele angeschaut. Mittlerweile arbeitet meine Frau im KSV-Büro und wir haben alle in der Familie die österreichische Staatsbürgerschaft (lacht). Der Pass sollte bald da sein.

Wie treibt Abdulah Ibrakovic die „Falken“, oft als Fix-Absteiger abgestempelt, zu solchen Höhenflügen? 
Es geht sehr viel um Kopfarbeit. Als ich zurückgekommen bin, sind die Spieler in einem Match gegen BW Linz nach einem Gegentor mental zusammengebrochen. Da geht’s um Psychologie. Es gibt viele Trainer, jeder kann mit einem Trainingsplan am Platz Spieler trainieren. Aber es gibt wenige Lehrer, oft fehlt das Pädagogische im Fußball. Wie kommst du in die Köpfe der Spieler rein? Wie führst du ein Team? Wie löst du die Probleme der Spieler?

Mit KSV-Boss Fuchs besteht eine enge Verbindung. (Bild: GEPA pictures)
Mit KSV-Boss Fuchs besteht eine enge Verbindung.
Ibrakovic will in die Köpfe der KSV-Spieler. (Bild: GEPA pictures)
Ibrakovic will in die Köpfe der KSV-Spieler.

Hast du das erlernt? 
Ich habe daheim in Sarajevo Sportmanagement und Leadership studiert.

Wie hat es dich eigentlich ursprünglich nach Kapfenberg verschlagen? 
Das war meinem Freund Robert Prosinecki (Anm. kroatischer Weltstar, u. a. als Spieler von Real Madrid, Barcelona, Europacupsieger mit Roter Stern Belgrad) zu verdanken. Er hat als Teamchef von Aserbaidschan ein Testspiel in Bad Erlach gegen Andorra gespielt und mich dorthin eingeladen. Dort ist dann der erste Kontakt zu Erwin Fuchs (Kapfenberg-Präsident) entstanden.

Mittlerweile haben dich schon mehrere Klubs auf dem Radar. Du hattest im Sommer erneut ein Angebot aus Saudi Arabien. Zudem war ein aktueller österreichischer Bundesligist an einer Verpflichtung interessiert - und auch einmal Freitag-Gegner GAK, oder? 
Ja, als ich 2020 in Saudi Arabien Trainer war, hab ich mit Alfred Gert (damaliger GAK-Sportdirektor) telefoniert. Aber ich bin aufgrund meiner Vertragssituation nicht rechtzeitig frei geworden - und dann hat es sich nicht ergeben.

Wie lange hast du eigentlich jetzt in Kapfenberg unterschrieben? 
(grinst) Ich bin ein Angestellter von der KSV, rede mir einfach immer alles mit Erwin (Anm. Präsident Fuchs) aus. Wenn ein anderer Klub einmal kommen sollte, muss er zuerst mit Erwin reden. Man muss Kapfenberg respektieren.

Wie sehr respektierst du den GAK? 
Dieser Verein hat sehr viel Potenzial. Nicht nur auf dem Feld. Für Graz, die Steiermark, die Bundesliga wäre der Aufstieg eine gute Sache. Man muss alleine an das Derby mit Sturm denken. Dieses Spiel muss es geben. Aber der GAK muss aufpassen, die Zweite Liga ist gefährlich, da kann es immer schnell in eine andere Richtung gehen.

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Was bringt es mir, für 2000 oder 3000 Euro mehr im Monat wohin zu wechseln, wo ich dann meine Identität als Trainer verliere?

Abdulah Ibrakovic fühlt sich in Kapfenberg trotz finanziell schwieriger Zeiten wohl.

Wie man am Beispiel Kapfenberg im positiven Sinn gesehen hat. 
Wir wollen jetzt natürlich oben dran bleiben, unsere Serie verlängern. Wir wissen auch, was uns am Freitag erwartet. Bringen wir den richtigen Mix an Emotionen und Taktik aufs Feld, gewinnen wir.

Bei Kapfenberg bringt es der teuerste Spieler puncto Marktwert „nur“ auf 250.000 Euro. Ein Nachteil? 
Wenn uns jemand so viel Geld für einen Spieler geben möchte, dann her damit (lacht). Marktwerte sind irrelevant. Im Cup haben wir gegen den LASK erst im Elfmeterschießen verloren. Hast du da etwas vom Marktwert gemerkt?

Gibt’s am Freitag also wieder den Falkentanz?
Wie cool ist der denn? Das hat uns auf der Welt bekannt gemacht. Im Fußball geht’s um Identifikation. Vielleicht sollten das alle Fans in Österreich machen, dann tanzen wir bei der EM! Weißt du noch, das „Huh“ der Isländer? Das könnten wir sein!

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