„Krone“-Kommentar

Niveauverlust am Welthäusltag

Analysiert für die „Krone“: Andreas Mölzer

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Es ist kaum zu glauben, aber tatsächlich war am vergangenen Sonntag der sogenannte Welttoilettentag. Und an diesem hohen Feiertag, an dem - wie es der österreichische Volksmund weiß - bekanntlich auch der Kaiser zu Fuß gehen muss, ließ uns ein britischer Sanitärhändler wissen, dass unsere Bundeshauptstadt Wien mit ihren öffentlichen Toiletten im EU-Vergleich den peinlichen sechsten Platz im „Dreck-Ranking“ einnehme. Schmutziger seien Bedürfnisanstalten nur in Warschau, Stockholm, Valletta, Madrid und Riga.

EINERSEITS erweist sich dieses Ranking als überaus fragwürdig. Es bezieht sich nämlich nur auf englischsprachige Kommentare auf Google, wobei kaum die Hälfte der 159 öffentlichen Toiletten Wiens berücksichtigt wurden.

ANDERERSEITS ist die Sauberkeit der Toiletten vielleicht tatsächlich ein Indikator für den zivilisatorischen Zustand einer Stadt oder eines Landes. Und da war es vielleicht vor zwei, drei Jahrzehnten in der Bundeshauptstadt, aber auch quer durch Österreich, schon besser. Und das, obwohl die Magistratsabteilung 48 in Wien allein für die Instandhaltung der 159 öffentlichen Bedürfnisanstalten an die fünf Millionen Euro pro Jahr ausgibt.

Woran liegt dieser Häusl-Niveauverlust also? Wohl weniger an den Bemühungen der Stadt als vielmehr an den Nutzern. Und deren Sozialverhalten hat sich im Zuge des Anwachsens der Wiener Bevölkerung auf mehr als zwei Millionen Menschen gewiss grundlegend geändert.