Im Talk mit Katia Wagner lässt der Nationalratsabgeordnete Andreas Hanger (ÖVP) mit einer gewagten Theorie zu den heimlich angefertigten Audioaufnahmen von Christian Pilnacek aufhorchen: „Der Brunnenvergifter der heimischen Politik ist Herbert Kickl. Dem traue ich auch das zu.“
Hanger (ÖVP) ist sich sicher, dass hinter den kompromittierenden Audioaufnahmen „ganz klar die FPÖ“ stecke, immerhin wäre aus blauen Kreisen bereits vor einer Woche das Gerücht kursiert, dass eine politische Bombe platzen könnte. Angesprochen darauf, ob Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka nach der namentlichen Nennung einer möglichen Intervention zurücktreten könnte, sagt er klar: „Keinesfalls!“
„Kickl hat damit nichts zu tun!“
„Krone“-Journalist Erich Vogl ist einer, der die Audioaufnahmen als Erstes gehört hat und dementiert. „Ich kenne die Hintergründe und das ist aus ganz anderen Umständen entstanden. Es gab keinen Masterplan“, berichtet er von seiner Recherche. Kickl und auch andere Politiker hätten jedenfalls nichts damit zu tun. Man könne zwar über die Methoden, wie die Aufnahme zustande gekommen ist, diskutieren, der pikante Inhalt sei allerdings sehr wohl politisch relevant.
„Geht sich für Sobotka nicht mehr aus“
Meinungsforscher Christoph Haselmayer sieht ein „verheerendes Bild“, das die Politik mit den Aufnahmen zeichnet. „Wir haben keine Rücktrittskultur, man versucht in Österreich immer, alles auszusitzen. Das tut jetzt auch die Volkspartei“, erklärt Haselmayer. Er ist sich sicher, dass es sich für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka „nicht mehr ausgehen wird“. Für jemanden, der die zweithöchste Funktion im Staat innehat, sollten andere Maßstäbe gelten als für einen Abgeordneten.
Kommt nun „österreichischer Rücktritt“?
Rainer Nowak, Kolumnist bei der Kronen Zeitung, glaubt nicht an einen Rücktritt Sobotkas. „Die ÖVP will sich niemanden hinausschießen lassen“, erklärt der Politik-Experte. Er ist sich sicher, dass er bei der nächsten Nationalratswahl lediglich nicht mehr antreten wird - eine Art „österreichischer Rücktritt“, wie Nowak erklärt. Zu den Hintergründen der Audioaufnahme glaubt der Kolumnist ebenso wenig an einen „politischen Komplott“, sondern an „einzelne Personen mit individuellen Interessen, der ÖVP schaden zu wollen“.
Bruch von Türkis-Blau würde ÖVP heute anders bewerten
Obwohl Hanger (ÖVP) Herbert Kickl verdächtigt, etwas mit dem Audiofile zu tun zu haben, lässt er auch mit Reue aufhorchen: Das Aufkündigen der türkis-blauen Koalition nach dem Ibiza-Video würde er heute mit anderen Augen sehen. „Ich würde das mit zeitlichem Abstand anders bewerten“, sagt Hanger (ÖVP).
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