Eine Affäre, die die Republik in ihren Grundfesten erschüttert? Oder bloß ein Stürmchen im Wasserglas? Kann ein toter Justiz-Sektionschef posthum gewichtige Politiker ihr Amt kosten? Nein, glaubt eine satte Mehrheit der krone.at-User in der „Frage des Tages“. Politische Beobachter sind sich uneinig, viele unsicher in der Beurteilung, was die Enthüllung für Folgen haben wird. Bekanntlich war Christian Pilnacek, der suspendierte „wichtigste Beamte Österreichs“, heimlich in einem Wiener Innenstadt-Restaurant aufgenommen worden. Dort äußerte sich der tief mit der ÖVP verwobene Ex-Justizchef höchst kritisch über die Kanzler-Partei. Sinngemäß meinte er, höchstrangige ÖVP-Politiker hätten massiven Druck auf ihn ausgeübt, Verfahren zu beeinflussen bzw. einzustellen. Dem habe er nicht nachgegeben und deshalb habe ihn die Partei offensichtlich fallen gelassen. An vorderster Front genannt: Wolfgang Sobotka, Ex-Innenminister und mittlerweile Nationalratspräsident. Dem wird in seiner Partei von Kanzler Karl Nehammer abwärts nun die sprichwörtliche „Mauer“ gemacht, während Justizministerin Alma Zadić von den Grünen eine Untersuchungskommission zu den brisanten Inhalten einrichten will und die Opposition den Rücktritt Sobotkas fordert. Siehe oben: Fast zwei Drittel der fast 40.000 Abstimmenden bei unserer Frage des Tages glauben aber nicht, dass es zu politischen Konsequenzen komme. Gut möglich, dass sie recht haben.
Tragisches Schicksal. In der heutigen „Krone“ kommen in der Causa Pilnacek neben unseren Lesern, die sich neben der Abstimmung auch in Postings und Briefen massiv an der Diskussion um die Aussagen des Ex-Sektionschefs und die möglichen Folgen für Parlamentspräsident Sobotka beschäftigen, auch mehrere Kolleginnen und Kollegen zu Wort. Innenpolitik-Leiterin Ida Metzger beleuchtet das komplizierte Verhältnis der beiden Alphatiere Pilnacek und Sobotka, das ein ständiges Auf und Ab war, weil hier zwei äußerst streitbare Persönlichkeiten aufeinandertrafen. Da ist auch die Rede von persönlicher Hilfe, die Sobotka dem einst mächtigen Beamten angedeihen ließ. Metzger traf sich auch mit jenem Mann im Innenstadt-Italiener „Cavalluccio“, mit dem Pilnacek dort regelmäßig zusammengesessen war - auch an jenem Abend, an dem der geheime Tonmitschnitt fabriziert wurde. Und Kolumnistin Conny Bischofberger beschäftigt sich mit dem Requiem für Pilnacek am vergangenen Samstag. Da hatte dessen Witwe, die Präsidentin des Grazer Landesgerichts, angeklagt: „Christian hat sich nicht das Leben genommen, ihm wurde das Leben genommen.“ Ein höchst tragisches Schicksal, so viel ist sicher.
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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