Peter Kostelka spricht von einer „menschenverachtenden Entgleisung“, Ingrid Korosec sieht eine Grenzüberschreitung und fordert den ORF auf, sich für 3sat zu entschuldigen, nachdem der Kabarettist Moritz Neumeier am Sonntag zur besten Sendezeit als Gag die Tötung von über 70-Jährigen vorgeschlagen hatte, um das Gesundheitssystem zu entlasten.
„Wenn man sich darüber aufregen möchte, dass nur so eine ganz kleine Gruppe von Menschen ... das Geld der Krankenkassen, die Wartelisten der Ärzte völlig überdurchschnittlich strapazieren, und man was dagegen tun möchte, dann musst du ja nicht mehr Menschen schneller abschieben, sondern einfach Deutsche über 70 ... dass du die einfach tötest“, sagte der Kabarettist Moritz Neumeier am Sonntag der Comedy-Sendung „Till Reiners‘ Happy Hour“.
Ein Witz, der auf Twitter für Mega-Aufregung sorgte und auch die österreichischen Pensionistenvertreter schockte. Immerhin ist der ORF mit 25 Prozent an dem Kultursender 3sat beteiligt.
Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbunds, reagierte mit einer empörten Presseaussendung auf den flapsigen Sager.
Hier können Sie sich den Auftritt, der auf Twitter heftig kritisiert wurde, ansehen:
„Grenzen klar überschritten“
„Die Grenzen sind dann klar überschritten, wenn Hass geschürt, eine Menschengruppe pauschal diffamiert und zu Gewalt und Tötung aufgerufen wird“, betonte Ingrid Korosec.
„Personen, und das gilt auch für Kabarettisten, die solche Botschaften verbreiten, dürfen dafür keine Plattformen erhalten, schon gar nicht in einem öffentlich-rechtlichen TV-Sender.“ Sie forderte vom ORF eine offizielle Entschuldigung und die umgehende Entfernung der betreffenden Folge aus der Mediathek.
Auch der Präsident des Pensionistenverbandes, Peter Kostelka, reagierte auf das Kabarett-Stück und sagte dem „Standard“: „Derartige Aussagen sind eine unfassbare, unglaubliche, menschenverachtende Entgleisung und völlig inakzeptabel - auch in einem Kabarettprogramm.“
Auch er forderte ein klares Statement der beteiligten Sender und eine Entschuldigung des 35-jährigen Kabarettisten.
Laut „Focus“ reagierte der in Deutschland zuständige ZDF auf die Beschwerden, jedoch anders als gefordert.
ZDF verteidigt Witz
Der Sender entschuldigte sich nicht, sondern verteidigte den Witz und erklärte: „In seinem satirischen Vortrag setzt sich Moritz Neumeier kritisch mit der Meinung auseinander, Geflüchtete würden das deutsche Gesundheitssystem entscheidend belasten. Um diese aus seiner Sicht unmenschliche These zu kritisieren, konfrontiert er sie mithilfe des satirischen Stilmittels der Übertreibung in derselben Logik mit einer zynischen Gegenthese.“
Laut ZDF distanziere Neumeier „sich jedoch selbst sehr klar von dieser absurden Äußerung und spricht sich im Kontext seines Gesamtvortrags für mehr Menschlichkeit aus“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.