Diese Geschichte machte in ganz Österreich Schlagzeilen: Bürgermeister einer kleinen Gemeinde in Österreich hatte jahrelang seine Amtsleiterin missbraucht und vergewaltigt. Der Täter wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Das Opfer klagte nun die Gemeinde und gerät damit erneut ins Kreuzfeuer der Kritik.
Die ehemalige Amtsleiterin von Scharten wurde mehrfach vom damaligen Bürgermeister sexuell missbraucht und vergewaltigt. Es begann ein monatelanger Spießrutenlauf, die Frau wurde als Lügnerin bezeichnet, es gab Demos für den zu sieben Jahren Haft verurteilten Ex-Bürgermeister Jürgen Höckner. Die 51-Jährige ist noch immer in psychiatrischer und ärztlicher Behandlung und im Ruhestand. Ausgestanden ist die Sache noch immer nicht. Gemeinsam mit ihrem Anwalt Clemens Krabatsch hat sie die Gemeinde geklagt. „Diese hat die Fürsorgepflicht gegenüber meiner Mandantin verletzt“, sagt der Jurist. 73.000 Euro und allfällige künftige Schäden fordert man. Ein Zwischenurteil ergeht schriftlich.
Ortschef glaubt an die Unschuld des Vorgängers
Die Gemeinde wehrte sich dagegen, macht damit erneut keine gute Figur. Der neue Bürgermeister will nichts von einer Zuständigkeit der Gemeinde wissen, wirft dem Vergewaltigungsopfer sogar indirekt Lügen vor, indem er von „Unwahrheiten in der Klageschrift“ spricht. Das liegt möglicherweise daran, dass er als Ortschef die Demos für seinen verurteilten Vorgänger unterstützt hat, indem er ein Rednerpult, Sessel und Strom zur Verfügung stellte.
Ich glaube nicht, dass es sich so abgespielt hat, wie es das Gerichtsurteil glauben macht. Deshalb wehren wir uns auch gegen die Klage.
Christian Steiner, Bürgermeister von Scharten
Bild: ÖVP Scharten
Aber nicht genug: Christian Steiner legt noch einmal nach: „Ich glaube nicht, dass es sich so abgespielt hat, wie es das Gerichtsurteil glauben macht.“ Er sei damals selbst schon in den Gemeindepolitik tätig gewesen und habe nichts wahrgenommen. Deshalb wolle er der ehemaligen Amtsleiterin auch nicht entgegenkommen.
Expertin entsetzt
„Das sind Muster, die wir immer wieder sehen. Es gibt ein Urteil, trotzdem wird dem Opfer nicht geglaubt. In diesem Fall wurde der Frau viel Unrecht zugefügt - und es geht weiter“, spart Eva Schuh, die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums, nicht mit harten Worten. „Hier wird schon wieder ein Opfer zur Täterin gemacht. Sie wird als die Böse dargestellt“, ist sie fassungslos.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.