Schon ein Unglück

Der Tiroler Lawinenwinter beginnt brandgefährlich

Tirol
24.11.2023 07:00

Der erste Lawinenlagebericht für 2023/2024 hat es in sich. Die Experten des Tiroler Lawinenwarndiensts rechnen für Samstag mit Gefahrenstufe 3 - erheblich! Schon am Donnerstag ereignete sich am Glockturm ein schweres Lawinenunglück. Dort wurde ein Pole (41) verschüttet und musste, nachdem er ausgegraben werden konnte, ins Spital geflogen werden. Sein Zustand ist kritisch.

Zur Erinnerung: Bei Gefahrenstufe 3 passieren laut Statistik die meisten Lawinenunfälle. „Wir werden vermutlich am Freitagabend für Samstag schon erhebliche Gefahr ausrufen müssen“, sagt Patrick Nairz, der neue Leiter des Tiroler Lawinenwarndiensts. Kein Wunder, haben die Meteorologen doch bis Montagabend enorme Neuschneemengen in ganz Tirol prognostiziert. Im Arlberggebiet könnten bis zu zwei Meter Schnee insgesamt fallen.

Erkundungen im Gelände
Gemeinsam mit Prognostiker Christoph Mitterer war Experte Nairz bereits am Donnerstag unter anderem am Arlberg unterwegs, um die Lage – vor allem auch hinsichtlich eines Altschneeproblems – richtig einschätzen zu können.

Glück und Unglück liegen am Berg oft knapp nebeneinander. (Bild: Lawinenwarndienst Tirol)
Glück und Unglück liegen am Berg oft knapp nebeneinander.

Neuer Triebschnee und Wind
„Heikel wird der neue Triebschnee werden, zumal neben den enormen Neuschneemengen auch der Wind ziemlich blasen wird“, schildert Christoph Mitterer, was Bergfexe am Wochenende erwartet. „In Nordlagen könnte außerdem noch ein Altschneeproblem die Situation verschärfen“, fügt er hinzu. „Wintersportler können die Triebschneepakete im Steilgelände recht leicht stören“, warnt Experte Patrick Nairz zu großer Vorsicht. Die ist auch deshalb unbedingt geboten, weil zahlreiche Bergfexe Gefahrenstufe 3 mit Schulnoten verwechseln und die Situation vielfach unterschätzen.

Patrick Nairz ist der neue Leiter des Tiroler Lawinenwarndiensts. (Bild: Lukas Ruetz)
Patrick Nairz ist der neue Leiter des Tiroler Lawinenwarndiensts.

Mit Sicherheitsausrüstung auch umgehen können
Erfahrungsgemäß lassen sich nur wenige Tiroler von Schlechtwetter, wie für dieses Wochenende prognostiziert, von einer Wanderung oder Skitour abhalten. Denen rät Tirols Bergrettungschef Hermann Spiegl, nur nach Studium des Lageberichts und bei Beherrschung der Lawinenausrüstung im Rucksack ins Gelände zu gehen: „LVS-Gerät, Sonde, Schaufel: damit muss man umgehen können. Speziell nach der Sommerpause. In Stresssituationen bei einem Lawinenunglück hat jeder Handgriff zu sitzen.“

Das erfordert regelmäßiges Training. Verschiedene Bergrettungsortsstellen und der Alpenverein bieten jetzt im Herbst laufend Schulungen an.

Erster Lagebericht der Saison
Unter www.lawinen.report sind am Freitag ab 17 Uhr der erste Lagebericht und umfassende zusätzliche Informationen abrufbar.

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