Dem österreichischen Staat entgehen laut jüngster Greenpeace-Analyse jährlich rund 77 Millionen Euro an Steuereinnahmen durch Geschäftsreisen im Privatjet. Zusätzlich würden sie das Klima so schädigen wie kein anderes Verkehrsmittel. Privatjets verursachen laut der Umweltorganisation 50 Mal mehr klimaschädliche Emissionen als eine Zugfahrt. Deshalb tritt Greenpeace für ein Verbot ein.
Gemeinsam mit dem Schauspieler Cornelius Obonya und Marlene Engelhorn, Millionen-Erbin und Aktivistin der Initiative „Tax Me Now“, plädiert die Umweltschutzorganisation, derartige Flüge zu unterbinden. „Unternehmen, die bei ihren Geschäftsreisen auf extrem klimaschädliche Privatjets setzen, bekommen dafür noch Steuerzuckerln als Belohnung. Inmitten der eskalierenden Klimakrise ist das ein Skandal“, sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Forderung: Gewessler soll an Privatjet-Verbot „dranbleiben“
Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) sei gefordert, an einem EU-weiten Privatjet-Verbot „dranzubleiben“. aber auch ein nationales Verbot durchzusetzen. „Immerhin fliegen österreichische Privatjets alleine zwischen Wien und Salzburg rund 200 Mal im Jahr“, so Duregger.
Privatjet-Kosten können als Fahrtkosten deklariert werden
2022 fanden laut Greenpeace-Schätzungen 40.700 Privatjet-Flüge mit einem Verbrauch von knapp 57 Millionen Litern Kerosin aufgrund von Geschäftsreisen durch österreichische Unternehmen statt. Im Vergleich dazu gab es 2022 hierzulande insgesamt 549.000 Flugreisen im Zuge von Geschäftsreisen. Die Fahrtkosten für die Privatjet-Flüge im Vorjahr beliefen sich demnach auf rund 276 Millionen Euro. Die Kosten der Privatjets pro Flugstunde variieren zwischen 2500 und 9500 Euro, je nach Größe der Jets, Komfort und Streckenlänge. Dies kann als Fahrtkosten deklariert werden. Rund ein Drittel der geflogenen Privatjet-Strecken erfolgt innerhalb Österreichs oder in ein Nachbarland.
Greenpeace erkennt zwei Steuervorteile
Laut Berechnung von Greenpeace seien vor allem zwei Steuervorteile bei Privatjets identifizierbar. Die fehlende Kerosinsteuer führe allein im Privatjet-Sektor zu jährlichen Steuereinbußen von bis zu 14 Millionen Euro. Für Konzerne ergebe sich zudem aus der Absetzbarkeit von Fahrtkosten im Zuge von Geschäftsreise von der Körperschaftssteuer. Die Höhe der Geschäftsreise-Kosten, die steuerlich abgesetzt werden können, sei derzeit nicht gedeckelt.
Deshalb sei es für Konzerne möglich, die Bemessungsgrundlage für die Körperschaftssteuer durch das Anmieten von Privatjets für Geschäftsreisen und die daraus entstehenden enormen Fahrtkosten drastisch zu reduzieren. Durch diese Praxis entgingen dem österreichischen Staat laut Greenpeace 2022 weitere 63 Millionen Euro Steuergeld.
Oboyna: Strecke Wien-Salzburg per Flug „absurd“
„Als Schauspieler bin ich im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs und lege meine Reisen seit ein paar Jahren ausschließlich mit dem Zug zurück. Dass Strecken wie von Wien nach Salzburg, beispielsweise zu den Salzburger Festspielen, mit dem Privatjet geflogen werden, ist doch absurd“, so Obonya. Er appelliert an seine Kollegen in der Filmbranche, ihren Beitrag für einen lebenswerten Planeten zu leisten und ebenfalls auf die Schiene zu setzen. „Ein Gesetz, das den klimaschädlichen Privatjets ein klares Ende bereitet, würde ich begrüßen.“
„Wir haben noch kein Privatjet-Verbot, weil Vermögende ihren Einfluss und ihr Geld in die Unantastbarkeit ihrer Luxusemissionen stecken. Die Zerstörung der Lebensgrundlagen aller Menschen ist aber kein Luxus - es ist ein Skandal“, sagte Engelhorn. Die Initiative „Tax Me Now“ setze sich für Steuergerechtigkeit ein und fordere ebenfalls ein Privatjet-Verbot.
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