Welt-Aids-Tag am 1.12.

HIV: Wissenslücken bei der Generation 50plus

Gesund
27.11.2023 06:30

Es herrscht Aufklärungsbedarf rund um das Thema HIV. Vor allem auch die älteren Menschen bedenken nicht, dass sie sich nach wie vor mit der Immunschwächekrankheit anstecken können. Dementsprechend leichtsinnig agieren manche etwa bei Urlaubsflirts ... 

Warum stellt HIV nach wie vor ein Tabuthema dar? Und das, obwohl es für manche Menschen sogar schon beinahe von der „Bildfläche verschwunden“ ist? „Das Hauptproblem ist mangelndes Wissen heutzutage. Während es in den 1990ern und 2000ern umfassende Informationskampagnen gab - auch seitens der Politik -, wird heute kaum noch Aufklärung betrieben, die auf das Risiko des Einzelnen hinweist“, erklärt der Wiener Dermatologe Dr. Michael Skoll.

Zahlreiche Homosexuelle sind gut informiert, was Ansteckung, Krankheit und Therapie betrifft. Auch werden in der „Szene“ bei Veranstaltungen, Konzerten etc. oft Testungen und Informationen angeboten.

Therapie ist sehr wirksam
„Viele andere Personengruppen, vor allem auch ältere Menschen, haben in ihrem Alltag allerdings nichts mehr mit dem Leiden zu tun - vermeintlicher Weise. Denn HIV gibt es noch. Die Therapie ist mittlerweile jedoch so wirksam, dass sie sich von einer ehemals potenziell tödlichen Erkrankung zu einem chronischen Zustand gewandelt hat“, so der Experte. „Dennoch kann man sich anstecken. Sexuelles Hochrisikoverhalten ist heute sogar leichter zu bewerkstelligen, etwa über Dating-Apps. Auch Frauen sind betroffen.“

Reiseberatung auch bezüglich HIV
Sorgen bereitet den Ärzten daher die Generation 50plus. Diese stecken sich ebenfalls noch weiterhin an, etwa bei unbeschwerten Sexualkontakten im Urlaub, doch denken gar nicht an eine solche Gefahr. „Daher sollte im Grunde jede Reiseberatung auch für eine sexuelle Aufklärung bezüglich dieser Krankheiten genutzt werden.“

Notfalltabletten erhältlich
Viele wissen nicht: Das Kondom gilt zwar nach wie vor als wichtigster Schutz vor AIDS, man kann sich aber auch mit einer Tablette pro Tag gegen eine Ansteckung mit HIV wappnen. Nämlich mittels sogenannter „Präexpositionsprophylaxe (PrEP)“. Die sogenannte „PEP“ hingegen wird als Notfallpräparat nach ungeplantem ungeschützten Verkehr eingesetzt. Am besten sollte sie so früh wie möglich begonnen werden, aber jedenfalls innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Risikokontakt.

Offener Umgang mit Sex gefordert
Grundsätzlich fordert der Mediziner: „Mit Sexualität muss viel offener umgegangen werden. Aufklärung beim Arzt sollte regelmäßig erfolgen, auch in Richtung andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie Chlamydien, HPV etc. Steigende Ansteckungszahlen beweisen ebenfalls große Unwissenheit. Scham ablegen, darüber reden!“

Zu wenig kommuniziert wird außerdem: Jeder, der hierzulande mit HIV diagnostiziert wird, erhält sofort eine gezielte Therapie. Innerhalb weniger Monate sind Patienten in den meisten Fällen auf sexuellem Weg - bei nicht nachweisbarem Virus im Blut, laufender Therapie und regelmäßigen ärztlichen Kontrollen - nicht mehr ansteckend. Studien mit Tausenden Personen haben das eindrucksvoll bewiesen.

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