Der Klimawandel und damit einhergehende Wetterkapriolen setzen die heimischen Landwirtinnen und Landwirte immer mehr unter Druck. Aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen sind die Erntemengen etwa bei Erdäpfeln heuer geringer ausgefallen als im Vorjahr. Hinzu kommt die angespannte Kostensituation. „Mittlerweile ist die Selbstversorgung Österreichs bei zentralen Lebensmitteln wie Kartoffeln deutlich gefährdet“, warnt Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger.
Die vergleichsweise kühle und regnerische Phase im April und Mai habe etwa für Sommerkulturen wie Mais zu Problemen bei Aussaat und Keimung geführt, sagte die Landwirtschaftskammer. Hinzu sei die Hitzephase im Juni und Juli gekommen, die ebenso die Entwicklung von einigen Pflanzenarten erschwerte.
Ein Fünftel weniger Erdäpfel als im Vorjahr
Gelitten hat darunter insbesondere die Erdäpfelproduktion. Geerntet wurden heuer gut 528.000 Tonnen, das entspricht einem Minus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hier ist nach Angaben der Landwirtschaftskammer eine nachteilhafte Mischung aus Regen und Hitze schlagend geworden: Während die Knollen im feuchten Boden teilweise verfaulten, reduzierten Hitze und Trockenheit im Sommer die Knollenbildung. Allerdings ist auch die Anbaufläche von 21.500 Hektar auf 19.000 Hektar gesunken.
Kräftig verringert hat sich die Ernte auch bei Ölkürbissen, die die Grundlage für das Kernöl bilden. Die Kultur wurde heuer auf 30.000 Hektar angebaut, nach rund 38.000 Hektar im Vorjahr (minus 20,6 Prozent). Die Erntemenge lag bei 16.000 Tonnen und damit um 42 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Einen wesentlichen Ausschlag gaben auch bei den Kürbissen die feuchten Bedingungen.
In etwa auf der Höhe des Vorjahres kam die Maisernte mit 2,1 Millionen Tonnen zu liegen, was gegenüber dem Fünfjahresschnitt jedoch ein Minus von 6,8 Prozent bedeutet. Die Anbaufläche lag dabei relativ konstant bei 210.000 Hektar. Weder deutliche Zuwächse noch Einbußen gab es generell bei Getreide: Die Erntemenge betrug 3,02 Millionen Tonnen, nach 3 Millionen Tonnen im Vorjahr.
Soja und Sonnenblume besonders resistent gegen Hitze
Besser lief es heuer für die Sojabauern. So fiel die Anbaufläche zwar geringer aus, mit einem Ertrag von 264.000 Tonnen stieg die Ernte aber kräftig (plus 7,3 Prozent). Die Pflanze gilt als besonders hitzeresistent. Ebenso gut zurecht mit der Hitze kommt die Sonnenblume, hier stieg die Erntemenge um 15 Prozent auf knapp 65.000 Tonnen. Geringfügig gesteigert hat sich aufgrund einer größeren Anbaufläche auch die Rübenernte, was aber nur aufgrund großer Bemühungen gegen Schädlinge gelungen sei.
„Die Situation im Erdäpfel-, Kürbis- und Zuckeranbau ist zunehmend schwierig. Gründe sind einerseits der Klimawandel mit Hitze und Trockenheit und daraus resultierende Mindererträge. Aber auch der Schädlingsdruck nimmt zu, während es immer weniger Möglichkeiten gibt, das Saatgut und die jungen Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen“, kommentierte Moosbrugger die Entwicklung. Ohne Mittel gegen Schädlinge lohne sich für viele Betriebe der Anbau von Erdäpfeln nicht mehr, kritisierte er.
Einmal mehr wies der Landwirtschaftskammerpräsident auf die wirtschaftliche Lage hin. So seien die Erzeugerpreise zuletzt gesunken, die Kosten für Betriebsmittel wie Dünger aber blieben hoch. „Zu einem Zeitpunkt der reduzierten Erlöse wegen gesunkener Produktpreise sind die Betriebsmittelpreise nicht im selben Ausmaß wieder zurückgegangen.“ 2022 waren die Gewinne der Agrarbetriebe kräftig gestiegen. Aus Sicht der Branche stellt dies allerdings eine notwendige Korrektur nach vielen Jahren geringerer Steigerungen bzw. der Stagnation dar.
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