Vom Frauenhaus aus:

„Frauen kehren seltener zu Gewalttätern zurück“

Salzburg
26.11.2023 07:30

Nach der Zerschlagung der alten Frauenhaus-Struktur nehmen die neuen Betreiber die Täter stärker in den Fokus. Psychische Gewalt steigt an.

Die Bluttat in Lofer, wo am Donnerstag ein 31-Jähriger seine Mutter erschoss, war in Österreich heuer schon der 26. Femizid. Wie steht es in Salzburg um den Gewaltschutz? Die Aufregung war groß, als in der vorigen Landesregierung Neos-Landesrätin Andrea Klambauer die Struktur der Frauenhäuser in Salzburg und Hallein zerschlagen ließ. Nur das Frauenhaus Pinzgau mit fünf Wohnungen blieb bestehen.

Neue Schutzwohnungen sind übers Land verteilt
Nachdem sie die Neuausschreibung gewonnen haben, betreiben seit Juli 2021 die Vereine „Viele“ und „Jugend am Werk“ die Schutzunterkünfte. „Wir haben die Plätze ausgebaut“, betont die zuständige „Viele“-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger auf Anfrage. 19 Plätze befinden sich heute im (bisherigen) Frauenhaus Salzburg. Dazugekommen sind 16 in Schutzwohnungen (Tennengau: 5, Flachgau und Pongau je: 4, Lungau: 2, Pinzgau: 1). Die neuen Unterkünfte an geheimen Adressen in verschiedenen Orten seien ein Vorteil: „Wir erreichen damit mehr Frauen“, sagt Rechberger.

Am Samstag starteten die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. (Bild: Stadt Salzburg)
Am Samstag starteten die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“.

Das komplett neue Team (übernommen wurde nur die Haustechnikerin) fokussiere mehr als früher auf die Täter. Wer ein Annäherungs- und Betretungsverbot erhalten hat, muss in Österreich seit 2021 sechs Stunden zur Täterberatung gehen. In dieser Zeit wurden in Salzburg rund 1480 Personen zur Beratung zugewiesen. Die Frauen in den Schutzeinrichtungen erfahren, ob ihre gewalttätigen Partner einsichtig sind.

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Den Kindern bieten wir Freizeitaktivitäten mit männlichen Mitarbeitern. Sie sollen ein positives Männerbild bekommen.

Gabriele Rechberger, Verein Viele

Das wirkt sich positiv aus: „Seither kehren weniger Frauen zu diesen Partnern zurück. Zusätzlich vermitteln wir ihren Kindern ein positives Männerbild“, schildert Gabriele Rechberger. So werden für die Kinder beispielsweise Freizeitaktivitäten mit männlichen Mitarbeitern organisiert.

Gewalt erlebt in Österreich jede dritte Frau
In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Was man in den Frauenhäusern bemerkt, ist: Subtile Formen von psychischer Gewalt steigen an. Positiv: Die Gerichte seien auch dafür inzwischen stärker sensibilisiert.

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