Nach der Zerschlagung der alten Frauenhaus-Struktur nehmen die neuen Betreiber die Täter stärker in den Fokus. Psychische Gewalt steigt an.
Die Bluttat in Lofer, wo am Donnerstag ein 31-Jähriger seine Mutter erschoss, war in Österreich heuer schon der 26. Femizid. Wie steht es in Salzburg um den Gewaltschutz? Die Aufregung war groß, als in der vorigen Landesregierung Neos-Landesrätin Andrea Klambauer die Struktur der Frauenhäuser in Salzburg und Hallein zerschlagen ließ. Nur das Frauenhaus Pinzgau mit fünf Wohnungen blieb bestehen.
Neue Schutzwohnungen sind übers Land verteilt
Nachdem sie die Neuausschreibung gewonnen haben, betreiben seit Juli 2021 die Vereine „Viele“ und „Jugend am Werk“ die Schutzunterkünfte. „Wir haben die Plätze ausgebaut“, betont die zuständige „Viele“-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger auf Anfrage. 19 Plätze befinden sich heute im (bisherigen) Frauenhaus Salzburg. Dazugekommen sind 16 in Schutzwohnungen (Tennengau: 5, Flachgau und Pongau je: 4, Lungau: 2, Pinzgau: 1). Die neuen Unterkünfte an geheimen Adressen in verschiedenen Orten seien ein Vorteil: „Wir erreichen damit mehr Frauen“, sagt Rechberger.
Das komplett neue Team (übernommen wurde nur die Haustechnikerin) fokussiere mehr als früher auf die Täter. Wer ein Annäherungs- und Betretungsverbot erhalten hat, muss in Österreich seit 2021 sechs Stunden zur Täterberatung gehen. In dieser Zeit wurden in Salzburg rund 1480 Personen zur Beratung zugewiesen. Die Frauen in den Schutzeinrichtungen erfahren, ob ihre gewalttätigen Partner einsichtig sind.
Den Kindern bieten wir Freizeitaktivitäten mit männlichen Mitarbeitern. Sie sollen ein positives Männerbild bekommen.
Gabriele Rechberger, Verein Viele
Das wirkt sich positiv aus: „Seither kehren weniger Frauen zu diesen Partnern zurück. Zusätzlich vermitteln wir ihren Kindern ein positives Männerbild“, schildert Gabriele Rechberger. So werden für die Kinder beispielsweise Freizeitaktivitäten mit männlichen Mitarbeitern organisiert.
Gewalt erlebt in Österreich jede dritte Frau
In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Was man in den Frauenhäusern bemerkt, ist: Subtile Formen von psychischer Gewalt steigen an. Positiv: Die Gerichte seien auch dafür inzwischen stärker sensibilisiert.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.