Israel droht mit Rache

Zweite Gruppe Geiseln wartet noch auf Übergabe

Ausland
25.11.2023 19:08

Die Lage war zunächst unübersichtlich, nun steht fest: Die Übergabe der zweiten Gruppe israelischer Geiseln, die sich seit dem brutalen Überfall der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas in den Händen der Terroristen befinden, verzögert sich. Die Angehörigen müssen also weiter um das Leben ihrer Liebsten fürchten.

Die erwartete Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas ist ins Stocken geraten. In letzter Minute stoppte die palästinensische Terrororganisation am Samstag die unmittelbar bevorstehende Übergabe einer zweiten Gruppe Geiseln an Israel. Israel drohte laut Medienberichten mit einer Wiederaufnahme der Offensive im Gazastreifen, sollten die Geiseln nicht bis Mitternacht freigelassen werden.

Der bewaffnete Arm der Hamas habe beschlossen, die zweite Runde der Geiselfreilassung zu verschieben, bis Israel Lkw mit Hilfslieferungen in den Norden des Gazastreifens lasse, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Laut der Deutschen Presseagentur dpa begründete die Hamas die Verschiebung damit, dass Israel gegen einen Teil des Abkommens verstoßen habe. In Israel war die Übergabe der Israelis gegen 15.00 Uhr MEZ erwartet worden. Mehr als eine Stunde später berichteten israelische Medien von einer „technischen“ Verzögerung.

Die Hamas warf Israel vor, nicht wie vereinbart Hilfslieferungen auch in den nördlichen Teil des Gazastreifens ermöglicht zu haben. Ob dies tatsächlich Teil des von Katar vermittelten Abkommens war, war gegenwärtig unklar. In Israel war zunächst immer die Rede davon, Hilfslieferungen im Süden zu ermöglichen.

Solidaritätsbekundung in Tel Aviv mit den von der Hamas verschleppten Geiseln (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Solidaritätsbekundung in Tel Aviv mit den von der Hamas verschleppten Geiseln

Bereits 24 Personen in Freiheit
Am Freitag, dem ersten Tag der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas, waren insgesamt 24 Menschen freigelassen worden. Im Gegenzug wurden 39 palästinensische Frauen und Teenager aus israelischen Gefängnissen entlassen, wie das zwischen den Kriegsparteien als Vermittler fungierende Emirat Katar mitteilte. Bei dem Hamas-Großangriff auf Israel am 7. Oktober wurden etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.

Die israelischen Geiseln, darunter vier, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben, wurden über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten und dann nach Israel gebracht. Es handelte sich um vier kleinere Kinder und ihre Mütter und fünf ältere Frauen. Auch zehn thailändische Landarbeiter und ein Filipino kamen frei. Nach ersten Untersuchungen sind die Geiseln den Gesundheitsbehörden zufolge körperlich in guter Verfassung.

Diese junge israelische Frau konnte am Freitag im Zuge des Austauschs von Geiseln und Gefangenen mit ihren zwei kleinen Kindern nach Israel zurückkehren. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Diese junge israelische Frau konnte am Freitag im Zuge des Austauschs von Geiseln und Gefangenen mit ihren zwei kleinen Kindern nach Israel zurückkehren.

Viertägige Feuerpause 
Die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass während der zunächst viertägigen Feuerpause insgesamt 50 Geiseln sowie 150 palästinensische Gefangene freikommen. Die Freilassung der Thailänder war einem Insider zufolge nicht Teil der Waffenruhe-Vereinbarung, sondern wurde unabhängig davon ausgehandelt - ebenfalls unter Vermittlung Katars sowie Ägyptens.

Obwohl beide Seiten erklärt haben, dass sie die Kämpfe nach dem Ende der Feuerpause wieder aufnehmen wollen, sieht US-Präsident Joe Biden eine echte Chance, sie zu verlängern. Die gegenwärtige Waffenruhe sei eine wichtige Gelegenheit, um humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Wie lange der Krieg jedoch dauern werde, wisse er nicht.

Zum Hintergrund
Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober im Süden Israels bei einem Überfall nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet. Daraufhin startete Israel einen groß angelegten Militäreinsatz mit dem erklärten Ziel, die Hamas zu zerstören. Israel griff den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen aus der Luft, vom Meer und am Boden an. Nach palästinensischen Angaben wurden bisher gut 14.000 Bewohner des dicht besiedelten, schmalen Küstengebiets getötet, rund 40 Prozent davon Kinder. Hunderttausende flüchteten aus ihren Häusern und Wohnungen. Viele nutzten die Feuerpause nun, um in den Trümmern nach Wertgegenständen und anderen Habseligkeiten zu suchen.

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