Mediziner klärt auf

Sieben wichtige Fakten zur Augengesundheit

Tirol
26.11.2023 17:00

Die Tiroler Gesundheitsgespräche am 30. November widmen sich dem Sehorgan des Menschen. Der Direktor der Augenklinik Innsbruck, Matus Rehak, gibt vorab Einblicke und klärt die wichtigsten Fragen zur Augengesundheit bei Kindern und Erwachsenen.

Seit Juni leitet Matus Rehak die Innsbrucker Uni-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie. Mehr als 40.000 ambulante Patientenkontakte wurden dort im Vorjahr registriert. Am Donnerstag (30.11.) spricht Rehak im Rahmen der Tiroler Gesundheitsgespräche, die von den Tirol Kliniken mit den Medien-Partnern ORF und „Tiroler Krone“ durchgeführt werden. Vorab beantwortet der Klinik-Direktor sieben Fragen zu Gefahren für die Augengesundheit von Kindern, über den Einfluss des Lebensstils auf altersbedingte Erkrankungen und was wir von den Chinesen lernen können.

Die Tiroler Gesundheitsgespräche

Am Donnerstag, 30. November, gehen in Innsbruck die „Tiroler Gesundheitsgespräche“ in die nächste Runde. Die Veranstaltungsreihe der Tirol Kliniken in Partnerschaft mit der „Tiroler Krone“ und dem ORF Tirol widmet sich diesmal dem Thema Augengesundheit. Auskunft geben Prof. Matus Rehak, Direktor der Innsbrucker Klinik für Augenheilkunde und Optometrie, und Diplompflegerin Waltraud Gaugl-Anyanwu. Am Podium auch Patient Marco Schützeneder, der über seine Tumorerkrankung erzählen wird. Beginn: 19 Uhr im Studio 3 des ORF am Rennweg. Um Anmeldung wird gebeten: studio3.tirol@orf.at oder per Telefon unter  0512/5343-26220. Eintritt frei!

„Krone“: Schon Kinder sitzen viel vor dem Computer, starren stundenlang ins Handy. Welche Auswirkungen hat das auf ihre Sehleistung und die Entwicklung der Augen? 
Rehak: Die Zahl der Patienten mit extremer Kurzsichtigkeit nimmt seit zehn bis 15 Jahren enorm zu. Ein wesentlicher Grund: Kinder verrichten immer mehr Naharbeit und sind oft Kunstlicht ausgesetzt. Sitzen Mädchen und Buben bereits im frühen Alter sehr viel vor dem Bildschirm oder dem Handy-Display, haben sie vor allem Kunst- statt Tageslicht, beeinträchtigt das die Entwicklung ihrer Augen. In Asien wurde das schon früher als hierzulande beobachtet. In China gibt es deshalb in Schulen Extrapausen, in denen Kinder ins Freie gehen und Handys verboten sind.

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Ein ungesunder Lebenswandel erhöht das Risiko für altersbedingte Augenerkrankung. Rauchen, zu viel zucker- und fetthaltige Nahrung, viele Aufenthalte in der prallen Sonne.

Matus Rehak

Wie ist es um die Augengesundheit von Erwachsenen bestellt? 
Viel Naharbeit ist im Erwachsenenalter nicht so problematisch wie bei Kindern, weil das Auge schon voll entwickelt ist. Natürlich leiden viele unter trockenen, müden Augen. Doch dagegen lässt sich etwa mit Pflegemitteln etwas tun. Was man aber sieht: Ein ungesunder Lebenswandel erhöht das Risiko für altersbedingte Augenerkrankung. Rauchen, zu viel zucker- und fetthaltige Nahrung, viele Aufenthalte in der prallen Sonne – das sind Risikofaktoren für die altersbedingte Makuladegeneration, die die zentrale Sehkraft zerstören kann. Natürlich spielt auch die Genetik eine Rolle. Aber Studien zeigen, dass bei gesundem Lebensstil genetische Nachteile zu einem guten Teil kompensiert werden können.

Stunden am Handy - für Kinderaugen fatal. (Bild: sabine hürdler - stock.adobe.com)
Stunden am Handy - für Kinderaugen fatal.

Welche Augenerkrankung ist am häufigsten, welche gut behandelbar?  
Die altersbedingte Makuladegeneration ist in Industrieländern die häufigste Ursache für eine irreversible Sehminderung im Alter bis zum Verlust der Lesefähigkeit. In Entwicklungsländern ist dies der Graue Star, weil es dort nur wenige Möglichkeiten einer Operation gibt. Bei uns hat diese Erkrankung durch die Katarakt-Operation ihren Schrecken verloren.

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Die allermeisten Patienten berichten von deutlich mehr Lebensqualität.

Matus Rehak

Was sagt der Fachmann jenen, die Angst vor der Katarakt-Operation haben? 
Jede Operation birgt gewisse Risiken. Doch der Eingriff bei Grauem Star ist ein denkbar schonender. Wir bekommen das Auge gut betäubt. Der Eingriff ist minimalinvasiv und in 95 Prozent der Fälle ist spätestens nach zwei Wochen die Verbesserung umfassend zu spüren. Die allermeisten Patienten berichten von deutlich mehr Lebensqualität. Ein guter Zeitpunkt für den Eingriff ist, wenn im Alltag die ersten Einschränkungen zu bemerken sind.

Wo steht die Forschung zu Augenerkrankungen? 
Das Auge lässt sich gut erforschen, weil es leicht zugänglich ist. Es gibt jedoch noch eine Reihe von Erkrankungen mit Bedarf an Forschung für eine bessere Behandlung. Vor allem sind das genetisch bedingte Augenerkrankungen, wenn zum Beispiel die Netzhaut einen Gendefekt aufweist. Auch der Grüne Star gibt uns noch Rätsel auf. Die Therapie zielt darauf ab, den Augeninnendruck zu senken. Doch das ist nicht die eigentliche Ursache, sondern ein Risikofaktor – wenn auch ein wesentlicher. Ursache ist ein Absterben von Nervenzellen. Das lässt sich jedoch derzeit noch nicht verhindern.

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Zum Glück hat das Land das Problem erkannt und will die Ausbildung von Augenärzten zusätzlich forcieren.

Matus Rehak

Tirol fehlen Augenärzte. Das könnte gravierende Folgen haben. Was tun? 
Zum Glück hat das Land das Problem erkannt und will die Ausbildung von Augenärzten zusätzlich forcieren. In den nächsten zwei Jahren soll es Zusatzausbildungsplätze geben. Das haben wir dieser Tage vereinbart. Diese Plätze richten sich an Kandidaten, die in den niedergelassenen Bereich gehen möchten. Auch in der Ausbildung sollen sie in den Praxen mitarbeiten. Dieser Schritt trägt aber nicht gleich Früchte. Daher versuchen wir auch die Abstimmung zwischen niedergelassenem und stationärem Bereich zu verbessern, damit Patienten gut versorgt sind und dafür nicht immer in die Zentren pilgern müssen.

Im Alter ist die regelmäßige Kontrolle wichtig. (Bild: Yakobchuk Olena/stock.adobe.com)
Im Alter ist die regelmäßige Kontrolle wichtig.

Was empfiehlt Rehak, um die Augengesundheit im Blick zu behalten? 
Hat jemand keine akuten Probleme, rate ich zu einer Kontrolle alle zwei Jahre zumindest ab dem 40. Lebensjahr, bei Problemen natürlich öfter und früher. Es gilt: je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln.

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