Seit zwei Jahrzehnten berichtet „Krone“-Korrespondent Christian Thiele aus den USA. Zu diesem Anlass gibt der 50-Jährige Einblick in seine Arbeit mit den Stars. Angefangen hat alles mit keinem Geringeren als Arnold Schwarzenegger.
Seit nun genau 20 Jahren berichte ich jetzt schon als Korrespondent für die „Kronen Zeitung“ aus der Filmmetropole Los Angeles und es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Mein erstes Engagement verdanke ich als blutjunger Freiberufler übrigens keinem geringeren als Arnold Schwarzenegger - und meinem Politikwissenschaftsstudium. Ein Freund aus dem engen Umfeld des „Terminators“ hatte mir 2003 „gesteckt“, dass ich unbedingt am 7. August zur Jay Leno Show gehen sollte. Was ich tat und so die Überraschungs-Ankündigung von Schwarzenegger live mitbekam, dass er um den Gouverneur-Posten antritt.
Die Story hatte ich für Europa exklusiv. Worauf ich im November 2003 nach Arnies-Vereidigung von Dierk Sindermann, dem legendären Los Angeles Korrespondenten der „Kronen Zeitung“, das Angebot bekam, fortan politische Storys rund um den „Governator“ zu schreiben. Noch heute liefere ich als USA-Korrespondent politische Kolumnen, aber bei meinem Standort ist natürlich Hollywood das Hauptthema.
Von meinem Büro direkt am legendären Walk of Fame schaue ich - oh Klischee - direkt aus meinem Fenster auf das Hollywood-Zeichen. Bis heute muss ich mich manchmal kneifen, wenn ich zu Interviews mit Weltstars von George Clooney bis Meryl Streep geladen werde oder auf den roten Teppichen und den Afterpartys bei Galas wie den Golden Globes und den Oscars Einblick hinter die Kulissen bekomme. Hier ist eine „Best-of“ einiger Anekdoten aus zwei Jahrzehnten:
Meine exklusivste Story
Am 13. Juni 2005 wurde Michael Jackson in einem Sensationsprozess vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs freigesprochen. Ich war vor Ort, als ein Bodyguard von Jacko mich für einen Fan hielt und mir eine Einladung zur „Victory-Party“ auf der Neverland Ranch in die Hand drückte. Michael gab uns persönlich eine Führung über sein Anwesen, zeigte uns seinen Zoo und Kino - und lud uns dann im Haus zu Pizza- und Eiscreme ein. Das ziemlich surreale Event wurde zum beruflichen Highlight. Ich war natürlich der einzige Journalist vor Ort.
Mein schlimmstes Interview
Sean Connery war seit meiner Kindheit eines meiner größten Idole. Als „James Bond“ sich 2005 zum Interview vor mich setzte, war ich so aufgeregt, dass ich meinen Fragezettel fallen ließ. Connery starrte mich wortlos eiskalt an, als ich dann weitere 20 Sekunden brauchte, um mein Aufnahmegerät zu starten. „Mr Connery…“, bekam ich noch heraus, als der Star mit dem ungefähren Wortlaut „Ich hab genug von diesen verdammten Idioten“ aufstand und die Suite verließ. Sein Sprecher zuckte nur mit den Schultern. Ich hätte um ein Haar meinen Beruf aufgegeben.
Lieblings-Interviewgast
George Clooney ist genauso cool und nett, wie man ihn sich vorstellt, was ich bereits beim erstem Interview für seinen politischen Thriller „Syriana“ herausfand. Ich war der letzte Journalist des Tages und George fragte mich, ob wir das Gespräch an die Hotelbar verlagern könnten. Als ich ihm mein Interesse an Politik verriet, sprachen wir fast eine Stunde über seinen Einsatz für den Südsudan und warum er nie Politiker sein wird - „weil ich mehr Skelette im Schrank habe als auf dem Hollywood Forever Friedhof liegen!“
Ungewöhnlichstes Interview
Bei einer Flugshow in Reno sollte ich mit ein paar Kollegen John Travolta in einem Airport Hangar interviewen. Dort stand sein riesiges Privatflugzeug. John winkte uns aus dem Cockpit zu und fragte, ob wir Lust auf eine Spritztour hätten. Kein Scherz. Kurz darauf kreisten wir über Nevada und Captain Travolta stand uns Rede und Antwort.
Bester Rausschmiss
Mein legendärer Krone-Korrespondenten-Kollege Dierk Sindermann hatte mir 2004 eine begehrte Eintrittskarte für die Golden Globes besorgt - als sein Plus 1. Nur dass er kurz vor Beginn der Show plötzlich mit einer blonden Frau vor mir stand, der er dann einfach meinen Platz anbot. Ich nahm es ihm nicht krumm. So lernte ich auch Heidi Klum persönlich kennen, die mich dann zum Dank hinterher zur Instyle-Afterparty mitnahm.
15 Seconds of Fame
Bei einer Oscar-Party in einem Hotel am Sunset Boulevard traf ich Ryan Reynolds an der Bar - der nicht netter und normaler sein könnte. Als wir später zufällig zur selben Zeit zur Hotel-Tiefgarage gingen, bat mich „Deadpool“ um einen Gefallen, um die Paparazzi auszutricksen. Ich durfte mit ihm in seine bereitgestellte Limousine steigen. Reynolds ging beim Hinausfahren auf Tauchstation und das Blitzlichtgewitter der Fotografen erhellte im Seitenfenster - MEIN grinsendes Gesicht. Der Plan ging auf, niemand folgte Mr. Nobody.
Mein größtes Highlight
Egal ob „Alien“, „Titanic“ oder „Terminator“, James Camerons Filme haben meine Jugend geprägt. Bei einem Interview zum neuen „Avatar“ bot mir Cameron überraschend eine Tour durch sein privates Königreich - seine Filmrequisiten-Sammlung - an.
Vom Original Exo-Skelett des „Terminators“ bis zum „Jack & Rose“-Liebesszenen-Oldtimer von der „Titanic“, es war total unwirklich. Selbst seinen „Titanic“-Oscar durfte ich halten und der Star-Regisseur knipste das Erinnerungsfoto. Unschlagbar!
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