Drei Verkehrsunfälle mit Zügen innerhalb von nicht einmal in 24 Stunden in Oberösterreich, einer davon tödlich, ließ die Frage hochkommen, wie gefährlich sind Bahnübergänge. Die ÖBB investieren jährlich rund 25 Millionen Euro in die Sicherung.
Es ist ein absolutes Albtraumszenario: In Micheldorf kam ein 43-jähriger Ukrainer, der mit seiner Familie seit Jahren in der kleinen Gemeinde im Bezirk Kirchdorf lebt, auf den Bahngleisen zwischen den heruntergelassenen Schranken zum Stillstand. Kommt man in solch eine Situation, gib es laut den ÖBB nur eine Lösung: Gas geben. „Die Schrankenbäume sind so konstruiert, dass sie beim Durchfahren nachgeben“, informiert Pressesprecher Klaus Baumgartner.
Erster tödlicher Unfall heuer
Das versuchte der Ukrainer offenbar auch, der Lokführer erkannte zumindest einen Ruck vorwärts, so als ob der Motor abgestorben wäre. Der rote Skoda Fabia wurde von dem Zug erfasst und 100 Meter mitgeschleift. Für den Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Es war der erste tödliche Unfall auf einem Bahnübergang im heurigen Jahr in Oberösterreich. Doch schon am Tag davor ereigneten sich in unserem Bundesland gleich zwei Unfälle auf Bahnübergängen, die glücklicherweise glimpflich ausgingen.
Wir arbeiten mit Land, Bund und Gemeinden daran, Eisenbahnkreuzungen zu reduzieren, sie noch sicherer zu machen.
Klaus Baumgartner, Pressesprecher der ÖBB
Anzahl der Kreuzungen halbiert
Im vergangenen Jahr kam es in Oberösterreich zu 19 Unfällen auf Eisenbahnkreuzungen, zwei davon endeten tödlich. „Wir arbeiten gemeinsam mit Land, Bund und Gemeinden daran, Eisenbahnkreuzungen zu reduzieren und sie noch sicherer zu gestalten“, verspricht man seitens der ÖBB. Pro Jahr werden demnach mehr als 25 Millionen Euro in sichere Kreuzungen beziehungsweise in die Schließung und in Ersatzlösungen investiert. Österreichweit wurde in den vergangenen 23 Jahren die Anzahl der Eisenbahnkreuzungen von 6000 auf 2984 halbiert.
Zumindest Stopp-Tafel angebracht
Auch in Oberösterreich werden die Kreuzungen nach und nach reduziert. Trotzdem findet man mit Stand 1. Jänner 2023 in unserem Bundesland 734. Davon ist mehr als die Hälfte (431) nicht technisch gesichert – sprich ohne Schranken oder Leuchtzeichen. Zumindest eine Stopp-Tafel sei laut den ÖBB aber bei jedem Übergang angebracht.
Was viele nicht wissen: Der Bremsweg eines Zuges kann mehr als das Zehnfache eines Autos ausmachen. Daher ist rechtzeitiges Anhalten vor einem unerwarteten Hindernis oder Fahren auf Sicht oft unmöglich.
„Es geht sich schon noch aus!“ Wie oft denkt man sich diesen Satz, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. In den meisten Fällen geht es sich auch noch aus, und man kommt mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davon. Doch wenn es einmal kracht, ist man als „kleiner“ Autofahrer gegen einen heraneilenden tonnenschweren Zug hilflos.
Ablenkung und Unaufmerksamkeit sind die häufigsten Unfallursachen. Gegen diese menschlichen Fehler helfen wohl nur noch mehr gesicherte Bahnübergänge.
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