Seit 330 Tagen ist Mohanad A. verschwunden. Die Staatsanwältin ist sich sicher, dass zwei ungarische Halbbrüder den Iraker getötet haben - im Zuge des Autokaufs. Vor Gericht räumen sie nun erstmals Gewalt ein.
Zwei Fotos eines sympathisch wirkenden Mannes zeigt Staatsanwältin Elena Haslinger auf der Leinwand am Dienstag im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes: „Damit nicht in Vergessenheit gerät, um wen es hier geht.“
Zum Dinner kam es nie
Mohanad A. (31) ist Opfer eines Verbrechens geworden, erzählt die Anklägerin: „Das letzte Lebenszeichen war ein Telefonat mit seiner Verlobten.“ Er hatte, wie mit ihr ausgemacht, die Einkäufe erledigt, für den Abend noch einen Tisch reserviert. Zum Dinner ist es aber nie gekommen. „Weil es Hinweise gibt, dass er nicht mehr am Leben ist.“
Keine Spur
Raub mit Todesfolge lautet der Vorwurf von Haslinger an die zwei Ungarn, die im Gerichtssaal von fünf Justizwachebeamten umringt sind. „Nur die Angeklagten wissen, wo die Leiche ist“, betont sie. Hunderte Beamte haben mit Drohnen und Suchhunden vergeblich gesucht. Keine Spur. Und die Angeklagten? Zucken mit den Schultern.
Der Iraker hatte Ende des Jahres seinen schwarzen BMW X6 via Facebook zum Verkauf inseriert - um 17.000 Euro. Der Erstangeklagte, ein bislang unbescholtener und in der Gastro tätiger Ungar (26), meldete sich am Silvestertag: „Hey hast du noch diese Auto?“ Und fragte eine Stunde vor der Jahreswende nach einer Besichtigung.
Gegen 1 Uhr kam es zu einem ersten Treffen. Am nächsten Tag folgte der nächste Kontakt: wieder ein Treffen, wieder in der Nacht, diesmal Probefahrt. „Aber die Angeklagten fuhren nicht selbst“, so Haslinger. Am nächsten Tag stand der Verkauf an: Laut Haslinger soll es bei einer Tiefgarage im Bahnhofsviertel der Stadt passiert sein - ein gewalttätiger Auto-Raub.
Das letzte Lebenszeichen war ein Telefonat mit seiner Verlobten. Seither ist er verschwunden. Davor hat er jeden Tag mit seinen Eltern telefoniert.
Staatsanwältin Elena Haslinger
Das Opfer starb, die Halbbrüder sollen die Leiche versteckt haben. Zwei Tage später fuhren sie nach Ungarn, inserierten sogar den BMW. Als sie nacheinander nach Salzburg zurückkehrten, klickten die Handschellen.
Warum kauft jemand ein Auto um 17.000 Euro, ohne es bei Tageslicht gesehen zu haben, und ohne es auch nur einmal Probe gefahren zu haben?
Richterin Bettina Maxones-Kurkowski
20-Jähriger spricht von tödlichen Faustschlägen
Anhand von Standortdaten konnten Ermittler den Todeszeitraum einkreisen. Durch ein Spezialmittel entdeckten sie Blutspuren des Opfers im Kofferraum des BMW und in der Wohnung der Angeklagten. Widersprüche in den Verhören und absichtlich gelegte „falsche Spuren“ sind zusätzliche Indizien. „Nicht schuldig“ sagt der erste Verteidiger. „In Wirklichkeit ist die Sache aus dem Ruder gelaufen“, meint der zweite.
Im „miesesten Haus von Salzburg“ soll das Opfer im Stiegenhaus gestorben sein – nach einem handfesten Streit mit dem jüngeren und mehrfach vorbestraften Angeklagten (20). Dieser räumte Gewalt ein – in Form von Faustschlägen. Mohanad A. soll zuerst bewusstlos geworden und später, bereits tot, von ihm irgendwo und offensichtlich unauffindbar abgelegt worden sein: „Ich kenne mich in Salzburg nicht aus“, meint er nur.
Am Donnerstag wird weiter verhandelt.
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